Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
war schon aus der Tür heraus, als Tommy dies erkannte. Er stand auf und ging ihm nach. »Komm zurück, du Idiot! Du weißt doch, dass ich es nicht so gemeint habe. Sei kein verdammter Narr! Mensch, Mario, muss ich dir erst eine Liste von all den verdammten Sachen machen, vor denen ich Angst habe?«
    Mario entspannte sich, lachte und ließ sich von Tommy zurück ins Bett bringen. Aber als sie sich ausstreckten, um zu schlafen, dachte Tommy unglücklich, ich werde dir nie erzählen, wovor ich am meisten Angst habe: vor dir manchmal. Und er wu ss te, dass es zwischen ihnen nie ganz stimmen würde, bis er Mario auch dies würde erzählen können.

KAPITEL 5

Es war der letzte Tag des alten Jahres. Barbara war zum Essen gekommen, aber sogar Tommy erschien das Santelli-Haus leer. Lucia, die vom Wohnzimmer zur Küche hin und her ging, bemerkte einige Male zu jedem, der gerade da war, dass es kaum wie Silvester schien. Sie rief Mario herein, um eine Flasche Wein zu öffnen, so als ob sie entschlossen wäre, die Gelegenheit trotzdem so festlich wie möglich zu begehen, aber das Haus war voller Geister. Mario war still, sein Gesicht war eingefallen, und er sah so aus, als ob er sie in jeder Ecke sehen könnte.
    Aber als sie nach oben gingen, um saubere Hemden und Jacketts für das Abendessen anzuziehen, erwähnte niemand die fehlenden Namen. Sie wollten gerade die Treppe heruntergehen, als Mario seinen Kopf zur Seite legte, um zu horchen.
    »Ist das ein Auto in der Einfahrt? Vielleicht sind Liss und David von San Francisco hergekommen, das wäre für Lu schon wie ein Freudenfest.« Die Türglocke kleingelte, und Mario beschleunigte seinen Schritt. »Aber Liss würde nicht klingeln…«
    Lucia war schon in der Eingangshalle. Auf halber Treppe hörte Tommy ihren Willkommensruf des Entzückens und sah, wie sie in Johnnys Armen lag. Als er sie losließ , strahlte sie. Tommy hatte immer vermutet, dass Johnny der Liebling unter ihren Kindern war. So betrübt sie auch über Marios lange Abwesenheit und sein Verschwinden gewesen war, hatte sie nicht so auf seine Heimkehr reagiert.
    »Matt, sieh nur …«
    »Matt, ist er hier?« Johnny ließ seine Mutter los, ging schnell zum Fuß der Treppe und nahm seinen Bruder stürmisch in den Arm.
    »Hey Junge, ich habe immer gewu ss t, dass du eines Tages auftauchen würdest«, sagte er, hielt Mario an seinem ausgestreckten Arm fest und sah ihn an. »Wo, zum Teufel, bist du gewesen? Gefängnis oder so was?«
    »So was ähnliches, ich erzähl’ dir mal alles irgendwann, ja? Schön dich wiederzusehen, Jock!«
    Johnny hielt Tommy seine Hand hin.
    »Hallo Junge! Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    »Armee«, sagte Tommy. Johnny war immer noch dünn, mit strahlenden, unruhigen Augen. Er sah wie ein College-Junge aus. »Was hast du gemacht?«
    »Du meinst, du hast uns nicht im Fernsehen gesehen?
    Es wurde landesweit ausgestrahlt, großes Spektakel – ›Zirkus bei Tag und bei Nacht‹ haben sie es genannt.«
    »Liss hat davon erzählt«, sagte Mario, »ich war bloß nirgends, wo ich fernsehen konnte.«
    »Ach, überhaupt«, sagte Johnny, und er klang verärgert. »Du hattest kein Recht so lange wegzubleiben. Wir haben einen Film über Barney Parrish und den Dreifachen gemacht. Jim fliegt jetzt nicht mehr, also seid du und Simon Barry die einzigen, die ihn beherrschen, und er hat keinen Stil. Ich wollte dich unbedingt dafür haben, und ich konnte dich nicht auftreiben.«
    »Um Himmels willen, Johnny, fang nicht an, ihn auszuschimpfen, bevor du überhaupt zehn Minuten da bist«, sagte Stella. »Hallo, Mario, ich bin froh, dass du zurück bist!«
    Johnny beharrte: »Aber wenn ich dich aufgetrieben hätte , wärst du im ganzen Land im Fernsehen zu sehen gewesen und hättest ein großes Comeback haben können mit dem Dreifachen …«
    Mario schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Dreifachen gemacht, seit ich mich von Lionel getrennt habe.«
    »Du hast…« Johnny starrte ihn mit offenem Mund an.
    »La ss ihn in Ruhe, Johnny«, sagte Stella scharf. »Hol das Gepäck aus dem Auto.«
    Sie streckte Tommy beide Hände hin. Sie war teuer gekleidet, ihr Haar gut frisiert und soweit Tommy sich erinnern konnte, trug sie zum ersten Mal Make-up. Wenn ich sie irgendwo gesehen hätte, dachte er, hätte ich sie nicht erkannt. Aber als er ihre Hände ergriff, erkannte er sie wieder, hart, schwielig, Fliegerhände, ausgetrocknet vom Talkum. Die Nägel waren immer noch rau , abgekaut.
    Trotz all der Jahre des

Weitere Kostenlose Bücher