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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Unsinn gemacht? War es nur Spaß ?«
    Tommy wand sich unwohl, weil sein Vater so ernst aussah. Bevor Tommy antworten konnte, fuhr er fort:
    »Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Ich hätte dafür sorgen sollen, dass du dich irgendwo niederlä ss t, zur Schule gehst oder ins Internat. dass du irgendwo das ganze Jahr wohnst.«
    »Dad, um Himmels willen, ich könnte so nicht leben!«
    »Tommy, Tommy, Tommy. Die meisten Leute leben nicht anders. Ich hätte wissen sollen, dass du dich anstecken lä ss t. Margot sollte dir Akrobatik beibringen, hauptsächlich, damit du den Leuten nicht zwischen den Fü ss en herumläufst. Und als du anfingst, vom Fliegen zu reden, na ja, ich hab’ gedacht, du kriegst genug davon, bevor du überhaupt den Boden verlä ss t.«
    »Wieso glaubst du?«
    »Viele Kinder wollen irgendwann mal ein Zirkusstar sein. Ich dachte, wenn du feststellst, wie schwer es ist, würdest du aufhören. So wie Tony Santelli auch. Er sagte: Wenn du dich bloß amüsieren willst – je früher du davon genug bekommst, umso besser. Er sagte Mario, es dir nicht leichtzumachen, sondern dich hart ranzunehmen. dass du durchgehalten hast, hat jeden überrascht.«
    Tommy öffnete den Mund und schlo ss ihn wieder, aber sein Vater sagte: »Na?«
    »Es macht nicht bloß Spaß , Dad. Es, na ja, es macht Spaß , natürlich. Aber am meisten, nun, es ist etwas, was ich tun möchte und was ich kann. Und je mehr ich daran arbeite, umso besser möchte ich werden.«
    »Ich weiß , was du meinst«, unterbrach ihn seine Mutter abrupt, »aber das ist es ja gerade, Tommy, wenn du es nur als Amateur machst, mu ss t du jetzt aufhören. Du hast deinen Spaß gehabt. Sie haben dich sogar ein paarmal mit ihnen auftreten lassen. Und was jetzt?«
    »Mutter, ich versteh’ nicht. Für einen Flieger bin ich noch lange nicht gut genug, nicht mal als Ersatz. Ich habe gerade angefangen. Ich kann jetzt nicht aufhören.«
    Sein Vater seufzte. »Natürlich hast du Recht , für einen Amateur bist du ziemlich gut. Wenn du ein Profi werden willst, hast du natürlich gerade erst angefangen. Aber –aber ich will nicht, dass du eines Tages aufwachst, na sagen wir, wenn du im Collegealter bist und herausfindest, dass du zu nichts anderem taugst als zum Akrobaten.«
    »Na ja«, sagte Tommy verwirrt, »was sollte ich denn sonst werden?«
    Er sah, dass seine Mutter seinem Vater einen seltsam resignierenden Blick zuwarf. »Das wäre wohl beantwortet«, nickte Tom nachdenklich. »Okay, mein Sohn, heute habe ich einen Brief von Tonio Santelli bekommen. Er sagt, was ich dir erzählt hab’; sie wollen dich im nächsten Sommer in ihrer Nummer.«
    »Dad …«
    »Ich weiß , was du denkst, aber die Sache hat einen Haken. Er selbst möchte dich unter Vertrag haben, für drei Jahre. Er sagt, es dauert mindestens so lange, bevor du für die Nummer irgendwas taugst. Du bekommst ein kleines Gehalt. Es ist völlig gerecht, was er anbietet, und zumindest in diesem Jahr sind sie bei Lambeth. Also wirst du unterwegs bei deiner Mutter und mir wohnen.
    Aber jetzt kommt der Haken, und deine Mutter – nein, Elizabeth, la ss mich das machen – , deine Mutter hat mich gebeten, ihnen abzusagen, ohne es dir überhaupt zu erzählen: Sie wollen, dass du nächste Woche nach Kalifornien kommst.«
    »Nächste Woche?«
    »Ja! Gleich nach Weihnachten. Du wirst den Winter mit ihnen verbringen, du wirst bei Angelos Schwester wohnen. Sie hütet für die Familie das Haus, glaube ich.
    Du sollst lernen und dich für die Saison vorbereiten.«
    »Dich und Mutter allein lassen?«
    »Ja! Er sagt, sonst seist du bei Saisonbeginn nicht mehr in Form, und die Tour würde halb vorüber sein, bevor sie dich in der Nummer gebrauchen könnten. Er erwartet unsere Antwort diese Woche, sonst müssen sie jemand anderen in Kalifornien finden.«
    »Oh, Dad, bitte, ich muss gehen. Ich will – ich will derjenige sein!«
    »Ich verstehe natürlich Tonys Standpunkt. Sie haben viel Zeit in dich investiert und viel Mühe mit dir gehabt.
    Und jetzt müssen sie wissen, ob sie mit dir als einem echten Teil der Nummer rechnen können.«
    Seine Mutter weinte. »Aber du bist so jung, Tommy.
    Nicht – nicht mal fünfzehn …«
    Tommy stand auf, ging zu seiner Mutter und umarmte sie. Sie zitterte vor Schluchzen. »Mutter – Mami, nicht, bitte, weine nicht. Verstehst du denn nicht. Mutter, ich hab’ so hart gearbeitet. Ich hab’ mir sogar schon überlegt, in diesem Winter zu arbeiten, zu üben, nicht so zu faulenzen.

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