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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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konnte der ältere Mann die verzweifelte Sorge in seiner Stimme hören, als er sagte: »Bart, ich weiß es einfach nicht. Es ist, als ob ein Licht ausgegangen ist. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, und es macht mir schreckliche Angst.« Als er hörte, wie seine Stimme zitterte, hörte Tommy auf. »Welche Ausfahrt muss ich nehmen?«
    »Die dritte nach dieser.« Sie fuhren schweigend ein paar Minuten lang. »Willst du es mir erzählen, Tom? Ich kenne ihn schon lange, und – wie du wohl schon erraten hast – ich hab’ ihn sehr gern gehabt. Das tue ich eigentlich immer noch. Ich könnte es auch wahrscheinlich besser verstehen als die meisten Leute.«
    Tommy bog in die Ausfahrt ein und war versucht, dem inneren Drang nachzugeben, Reeder alles zu erzählen.
    Reeder war der Ältere, selber homosexuell, ein alter Freund von Mario, und würde zumindest etwas von ihren gemeinsamen Sorgen verstehen. Und es war schon so lange her, dass jemand da war, mit dem er frei sprechen konnte.
    Tommy dachte, Angelo wäre der Richtige dafür, aber ich kann nicht mit Angelo reden, nicht darüber. Er hielt vor dem Haus an, auf das Reeder zeigte. »Wie ich dir schon gesagt habe, es ist, als ob ein Licht ausgegangen ist. Vielleicht ist es bloß , weil er sich nicht überwinden kann, den Dreifachen wieder zu springen.«
    »Ich hatte doch recht über euch beide? Ihr seid mehr als gute Freunde.«
    In all den Jahren hatte Tommy es nie so gehört. Ganz einfach, mit völliger Zustimmung. Ihm war plötzlich, als ob er vor purer Erleichterung hätte anfangen können zu weinen. »Ja, seit ich klein war.«
    »Das ist eine lange Zeit für ein Pärchen.«
    »Ja? Vielleicht. Ich glaub’, ich weiß nicht so genau, wie es mit anderen Leuten ist.« Tommy dachte, dass er es nie hatte wissen wollen. Zögernd und nach Worten suchend erzählte er Reeder, wie er Mario gesucht und gefunden hatte, hohlwangig, zurückgezogen und ein Schatten seiner selbst. »Für eine Weile war es gut. Nur seit wir für diese Show trainieren, geht es immer weiter bergab. Ich hatte gedacht, dass er vielleicht vom Fliegen genug hat, aber du hast ja gehört, was er heute zu Johnny gesagt hat. Wenn schon das Reden übers Fliegen das mit ihm anstellen kann… Dann frage ich mich, ob das, was ich getan habe – o Gott, Bart, ich fühle mich schuldig, weil es so ist, als ob ich das ganze Leben aus ihm herausgeprügelt hätte.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was du meinst«, sagte Bart behutsam. »Hat einer von euch…«, er zögerte, »etwas mit Sadismus zu tun?« Auf Tommys verwirrten Blick hin erklärte er vorsichtig: »Mu ss einer von euch – verletzt werden, um – um seinen Spaß zu haben? Steht ihr darauf, euch – euch gegenseitig auszupeitschen? Euch festzubinden und so was?«
    »Um Gottes willen nein«, platzte Tommy heraus. »Davon habe ich noch nie gehört! Das meine ich nicht. Es ist bloß – na ja, wenn er immer richtig down war, hat er es an mir ausgelassen, indem er über gar nichts einen Streit angefangen hat. Und zum Schlu ss hat er mich immer verprügelt – und – , und er hat sich danach nicht mal besser gefühlt. Es hat ihn bloß noch schlimmer zermürbt. Und als er dann vor ein paar Tagen einen Streit wegen nichts angefangen hat, bin ich – bin ich sauer geworden und hab’ ihn windelweich geschlagen. Ich bin jetzt stärker als er. Ich weiß nicht, vielleicht konnte er es nicht ertragen, dass sich die Dinge so gewendet haben. Vielleicht – vielleicht hat er es nicht gewu ss t. Vielleicht war es etwas wie – wie du gesagt hast –, Bart, habe ich das Falsche getan?
    Wenn er es nun braucht, dass er mich schlagen mu ss …«
    Bart schüttelte langsam seinen Kopf. »Ich weiß , was er für ein Nervenbündel ist. Von dir kann bestimmt nicht verlangt werden, stillzuhalten, jedes Mal , wenn er irgendeinen Wutanfall be kommt und dich zusammenschlägt. Wenn es ihm Spaß machen würde, hättest du es gemerkt.«
    »Aber ich frage mic h immer«, sagte Tommy unsicher, »vielleicht jetzt, da ich erwachsen bin – ich weiß , dass es Männer gibt, die nur auf Kinder stehen. Ich frage mich immer, ob es ihn abgestoßen hat, als er herausfand, dass ich erwachsen war. – Ob er, da ich jetzt ein Mann bin und kein Junge mehr, er mich nicht mehr will. Aber wir sind Partner, Bart. Der andere Kram, wenn er einen anderen Jungen für sich haben wollte – ach was, klar macht es mir was aus. Ich liebe den Kerl, aber ich würde es schon schaffen. Ich will ihn bloß wieder

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