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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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glücklich sehen. So wie er war. So wie er sein sollte. Ich liebe ihn«, sagte er hilflos, schluckte und verfiel dann in Schweigen.
    »Das sehe ich.« Barts Stimme war sanft. »Das passiert unsereinem nicht oft.«
    »Ich will ihn nicht verlassen. Wenn ich nicht da wäre, gäbe es bloß die Familie, und die macht ihn verrückt. Er würde wieder weglaufen. Und Gott weiß , wo er diesmal landet. Er war im Gefängnis, in irgendeinem fürchterlichen Ort an der mexikanischen Grenze. Er will nicht darüber reden, aber es muss ziemlich scheußlich gewesen sein. Ich weiß nicht, warum, zum Teufel, ich dir das alles erzähle – du kannst auch nichts dagegen tun.«
    Bart legte seine Hand sanft auf Tommys. »Alles was du tun kannst, ist genau das, was du jetzt tust.«
    »Aber ich mache doch jetzt gar nichts«, sagte Tommy.
    »Und das macht mich fertig.«
    »O doch«, sagte Reeder. »Du bist da, und er kann dir vertrauen. Und wenn er es überhaupt schafft, wird er es deswegen schaffen, ob er es weiß oder nicht. Bleib bei ihm, Tom.« Er blickte zum Haus. »Willst du auf einen Drink mit reinkommen?«
    Tommy zögerte, und Bart sagte: »Nein, diesmal nicht.
    In deiner Verfassung würd e es dir nicht guttun, und – äh – und vielleicht lä ss t du ihn besser nicht zu lange allein.
    Wenn er voll Codein und Whiskey ist, ist er wahrscheinlich in Ordnung, aber vielleicht solltest du dasein, wenn er aufwacht…«
    »Bart, was versuchst du zu sagen?«
    Reeders Mund war eine schmale Linie. »Ich versuche nicht, dir Angst zu machen, aber die Selbstmordrate – bei uns – ist ungefähr zwanzigmal grö ss er als – bei normalen Leuten. Wenn ich jemanden sehe, der so aussieht wie Matt heute Nachmittag , dann werde ich unruhig. Er hat doch keine Waffe, nicht? Hat er Schlaftabletten?«
    »Gott nein – ich hab’ nicht mal gewu ss t, dass er Aspirin nimmt.«
    »Und ich weiß , dass er nicht trinkt. Okay, aber es würde nichts schaden, ein paar Tage lang in seiner Nähe zu sein.« Er lachte und ließ Tommys Hand los. »Und wenn ich dich hereinbitten würde, würde ich wahrscheinlich versuchen, dich rumzukriegen«, fügte er mit der Unbeschwertheit hinzu, die Tommy jetzt als eine bewu ss t angelegte Maske erkannte. »Und gerade jetzt würde dir das sicherlich nicht viel Spaß machen. Fahr besser zu ihm zurück!«
    Tommy schaltete die Zündung wieder ein. »Danke, Bart, ich fühl’ mich besser, bloß darüber geredet zu haben.«
    »Ich weiß . Es hat Zeiten gegeben, da hätte ich meine Ohren verschenkt, bloß um mit jemandem reden zu können«, sagte Reeder wieder nüchtern. »Wir brauchen es alle. Deshalb hängen so viele von uns in den Bars herum.
    Tom, hier, ich will dir meine Nummer geben. Sie steht nicht im Buch, aber du kannst mich jederzeit anrufen.« Er zog Tommy kurz an sich und umarmte ihn sanft. »Bis Donnerstag, okay?« Er öffnete die Tür und stieg aus.
    Dann kam er um das Auto herum auf Tommys Seite, hielt an dem offenen Fenster an und nahm Tommys Gesicht in seine Hände.
    »Du bist ein wunderbarer Junge«, sagte er. »Wenn es dir besser geht, reden wir wieder darüber, in Ordnung?«
    Er lehnte sich ins Fenster und kü ss te Tommy absichtlich auf den Mund, ließ ihn dann los und ging die Einfahrt hinauf.

KAPITEL 8

Die große Fernseh-Show Flugträume sollte live vom Winterquartier des Zirkus Starr direkt vor Ostern gesendet werden. Zehn Tage vorher rief Johnny sie alle zusammen.
    »Etwas, das wir zu lange aufgeschoben haben«, sagte er, »ist, wie wir diese Sache ankündigen. ›John Gardner präsentiert‹ – so habe ich es verkauft. Wie setzen wir eure Namen ein?«
    »Ich hab’ damit gerechnet, dass es ›Flying Santellis‹ heißt .«
    Johnny sagte: »Matt, wie du es auch drehst und wendest, der normale Zirkus ist tot. Schon seit Jahren tot. Die Leute haben es bloß noch nicht gewu ss t. Leute wie Papa Tony – na ja, vielleicht ist es besser, dass sie es nicht mehr erleben.«
    »Mein Gott, Johnny«, sagte Mario, »ich dachte die Santelli-Tradition war eins der Dinge, die du wolltest.«
    »Wollte ich auch«, sagte Johnny, »und ich will es auch noch, aber ich werde auch nicht länger in den dreißiger Jahren leben. Wir leben in einem neuen Zeitalter. Das Atomzeitalter. Vielleicht das Raumzeitalter. Wenn du willst, wette ich jetzt fünfhundert Dollar mit dir, dass wir oder vielleicht die Russen vor dem Jahr zweitausend einen Mann zum Mond schicken.«
    Mario kicherte. »Wenn du nicht mein Bruder wärst, würde ich darauf

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