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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dass alles sonst zwischen ihnen umsonst gewesen wäre, wenn Mario im Training mit ihm jemals nachgiebiger gewesen wäre, nur einmal seine strikten Ansprüche herabgesetzt hätte. Und dass ihre Beziehung, die auf Schwäche und nicht auf Stärke beruhte, einen fauligen Beigeschmack angenommen hätte. Aber genau das hatten sie niemals besudelt, niemals aufs Spiel gesetzt. Nur wenn er von Tommy getrennt war, glitt Mario ab und verfiel in Schwäche. Und deswegen wurde das, was wie ein Blutegel die Wurzeln ihrer Kraft hätte anzapfen und sie vergiften können, zu einer Quelle, die sie mit absoluter Reinheit durchströmte und in der unbefleckten Schönheit des Fliegens zum Vorschein kam.
    Und wenn sie sich, überwältigt von dieser Stärke und einer inneren Macht gehorchend, dann einfach in die Arme fallen mu ss ten – was machte das schon?
    Tommy hatte bis heute nicht zu erkennen vermocht, in welchem Ausmaß eine quälende Schuld – ein verängstigtes Kind am Rockzipfel eines Mannes – in ihm verblieben war, die ihn sich dessen, was er war, schämen ließ , bis er jetzt die Wurzeln seiner Liebe erforschte und sie als vollkommen und rein entdeckte. Er hatte es zugelassen , dass Außenstehende ihn dazu bringen konnten, sich für das zu schämen, was er war und was er für Mario fühlte. Er hatte sich dagegen zur Wehr gesetzt und war doch beschämt.
    Mario bewegte sich unruhig und wachte auf, öffnete verwirrt seine dunklen Augen, und wie immer war es für Tommy eine innere Beruhigung, ihn aus dem fremden, unbekannten Land des Schlafes in den Tag zurückkommen zu sehen. Mario zwinkerte und lächelte ihn dann an.
    »Hallo, Lucky. Das ging ganz gut gestern Abend , nicht?«
    Tommy nickte. Mario stützte sich auf seinen Ellenbogen und sagte: »Wann holt dich Bart ab für dieses Autorennen oder was es ist?«
    »Sportwagenclub-Rallye. Um zehn, glaube ich.« Plötzlich fiel ihm noch etwas ein, und er zuckte zusammen.
    »Matt, ich muss dir was sagen. Weißt du noch, der Anruf, als ich sagte: Falsch verbunden?«
    »Ich wu ss te, dass das nicht stimmte«, sagte Mario.
    »Aber du schienst darüber so erschüttert zu sein, dass ich keine Fragen stellen wollte. Was war es, Tom?«
    Unsicher und beunruhigt erzählte Tommy Mario über Sue-Lynns Anruf. Marios Gesicht versteinerte, aber als Tommy aufhörte, sagte er: »Ist in Ordnung, Lucky. Ich hätte es wahrscheinlich sowieso nicht ertragen können.
    Aber ich glaub’, ich muss sie anrufen. Ich weiß , was sie will.«
    »Was will sie denn?«
    Mario seufzte: »Ich schulde ihr viel Geld«, sagte er.
    »Als wir uns trennten, habe ich zugestimmt, für das Kind Unterstützung zu zahlen. Und dann bin ich weggelaufen und hab’ ihr nichts, außer dem ersten Scheck, den ich ihr gegeben habe, bezahlt. Ich hab’ einen Brief von ihr bekommen, nachdem wir nach Haus gekommen waren, aber ich konnte es nicht ertragen, ihn zu öffnen, und Lucia sagte, dass sie angerufen hätte, aber ich habe sie nie zurückgerufen. Ich konnte – konnte mich nicht überwinden. Ich kann ihr wohl keinen Vorwurf machen, wenn sie verärgert genug ist, mich vor Gericht zu schleppen. Es könnte ganz nützlich sein, eine Frau zu haben, selbst eine Exfrau. Ich wäre nicht der erste – der erste Schwule in Hollywood, der zur Tarnung heiratet.« Er fügte hinzu: »Sie muss natürlich die Tatsachen erfahren, über uns.«
    »Mein Gott«, sagte Tommy, »warum rufst du nicht gleich bei der L. A. Times an?«
    »Nein, hör zu, Tom, ich hab’ dir gesagt, ich erzähl’ dir mal die ganze Geschichte, das heißt , über Susan und mich.«
    Tommy fühlte eine schmerzhafte Leere in seinem Bauch. »Du brauchst mir nichts zu erzählen, Matt.«
    »Nein, ich will es. Wir sollten auch über ein paar andere Sachen reden. Ich hab’ zum Beispiel gedacht, du hättest auch geheiratet nach unserer Trennung.«
    Tommy konnte jetzt darüber lachen. »Bist du blöd?
    Da ss du so was nach gestern Nacht noch sagen kannst!«
    »Wir haben eigentlich nie darüber gesprochen, Tom.
    Nicht seit dem einen Mal, als wir im Ausrüstungswagen fuhren. Ich weiß nicht, was du von Frauen hältst, zum Beispiel. Weil wir jedes Mal , wenn die Sprache darauf kam, irgendeinen Streit hatten.«
    »Ich war ein verdammter Idiot«, sagte Tommy mit gemischten Gefühlen.
    »Nein«, sagte Mario. »Du warst ein netter, kleiner Junge. Ich habe bloß nie bemerkt, wie sehr du noch ein Kind warst. Du hast dich immer so erwachsen benommen. Da habe ich es nie in me inen Kopf gekriegt, wie

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