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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sturz hatte und den Zirkus verlassen hatte, wollte sie niemals herkommen und mich sehen. Ich dachte, sie ha ss te mich. Ich hatte es ihr sehr übelgenommen, die Leute haben uns immer verglichen.
    Niemand hat mich je bemerkt – es war immer ›in der großen Tradition von Lucia Santelli‹ und ich fühlte mich wie ein Schatten, wie eine Imitation, was immer ich auch tat. Und als sie dann stürzte, dachte ich, sie ha ss t mich, weil ich immer noch flog, und sie es nicht mehr konnte…«
    Tommy hörte mit Bestürzen und mit einer seltsam wachsenden Einsicht zu. Diese Frau war der größte Star des Zirkus, vielleicht der größte weibliche Star in der Geschichte des Fliegens. Und doch hatte sie sich minderwertig gefühlt, unterlegen. Immer in Lucias Schatten, so wie Mario dachte, dass er nichts tun könnte, was jemals an Barney Parrish heranreichen würde. Hatte Barney Parrish auch ein Minderwertigkeitsgefühl gehegt, irgendeinen inneren Schatten, irgendein Gefühl, dass er niemals an ein Ideal in sich herankommen würde? Passierte das jedem?
    »Ich war gelähmt, ich konnte mich nicht bewegen. Und als ich dann aufwachte, saß Lucia an meinem Bett. Sie wollte nicht nach Anaheim kommen, um mich zu sehen, aber sie flog nach Boston, um im Krankenhaus bei mir zu sein. Matt, sie war jede M inute bei mir. Ich wollte nicht mehr leben. Ich dachte, wenn es mit dem Fliegen vorbei ist, kann ich ebensogut aufgeben und sterben. Lucia erinnerte mich immer daran, dass man von ihr auch nicht erwartet hatte, dass sie überleben würde. Sie päppelte mich auf, fütterte mich, sie wusch mich, sie blieb nachts bei mir, wenn die Schwestern keine Zeit hatten. Ich glaube nicht, dass ich jetzt hier wäre, wenn Lu nicht gewesen wäre.«
    Mario sah erstaunt aus. »Lucia? Lucia hat das getan?«
    »Matt, sie hat mich bemuttert. Sie hat mich am Leben gehalten, glaube ich. Und an dem Tag, als man mir sagte, dass ich wieder würde laufen können, kam sie und sagte mir, dass ich sie jetzt nicht mehr brauchte. Sie gab mir einen Abschiedsku ss und ging zurück nach Kalifornien.
    Und ich hab’ sie seitdem nicht gesehen. Und ich erwarte auch nicht, sie jemals wieder zu sehen.«
    Keiner von uns versteht Lucia, dachte Tommy. Keiner von uns wird sie je verstehen.
    Der Empfang ging seinem Ende entgegen, die Reporter brachen auf und Erschöpfung legte sich in tiefen Linien über Stellas angespanntes Gesicht. In Jim Fortunatis Auto fühlte sich Tommy schwer und schläfrig. Als Stellas Kopf auf seine Schulter fiel, hielt er sie zärtlich und empfand auch für sie Liebe.
    Nach ein paar letzten Verabschiedungen war er mit Mario allein in dem Zimmer, das sie sich teilten. Er sah nach oben und plötzlich war da wieder der alte Mario, der, den er als Kind gekannt hatte. So wie er war. Sprachlos wandte er sich Mario zu und legte seine Arme um ihn.
    Es gab nichts, was er sagen konnte. Marios Arme schlossen sich um ihn, aber auch er sagte nichts, für eine lange Zeit. Es war nicht nötig. Nach einer Weile ließ Mario ihn los, aber seine Hand verblieb noch einen Moment auf seiner Schulter.
    »Was, zum Teufel, ist denn…?«
    Tommys Hand griff nach oben und berührte, was Mario berührt hatte. Es war die Sankt Michaels Medaille. Die, die Mario ihm vor Jahren gegeben hatte, an dem Tag, als er zum ersten Mal wirklich das Fliegen probiert hatte.
    Mario sagte flüsternd: »Mein Gott, hast du das die ganzen Jahre getragen?«
    Tommy hatte nicht die leiseste Erinnerung daran, sie von einem Hemd zum anderen gewechselt zu haben –
    automatisch, wie er es in all den Jahren getan hatte. Er sagte: »Ja, ich hab’ ganz vergessen, dass ich sie hatte.
    Was hält man nun davon?«
    Tommy ging in die Dusche, spürte den heißen Regen auf seinem Kopf und seinem Körper und erinnerte sich entfernt an das letzte Mal , als er mit Mario in einem Motel gewesen war. Und als ob sich Vergangenheit und Gegenwart getroffen und verbunden hätten, war Mario da, neben ihm in die Dusche gedrängt, still, nah, sie spürten beide die Vergangenheit, aber sie konnten nicht von der Zeit sprechen. Sie seiften sich gegenseitig ein und sagten immer noch nichts. Tommy wusste, dass er anfangen würde zu weinen, wenn er ein Wort sagte, wie das Kind, das er in der Nacht vor Jahren gewesen war. Sie trockneten sich gegenseitig ab, immer noch ohne ein Wort, immer noch mit diesem absoluten Bewu ss tsein. Mario machte das Licht aus, und Tommy zog ihn auf das nähere der beiden Betten.
    Er durchlebte immer noch diese

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