Trapez
dass sie noch mehr Geld anzieht, wenn sie mit einem gutaussehenden Typen verheiratet ist. Allerdings braucht sie in der Richtung nicht viel Hilfe.«
»Ich hab’ sie nur in ein paar Filmen gesehen, aber sie ist sehr hübsch, finde ich.«
»O ja, ja, aber ich bin nicht dafür ausgerüstet, das schätzen zu können«, fügte Bart mit klinischer Sachlichkeit hinzu. »Irgendwie beneide ich die Schwulen, die mit Frauen klarkommen. Ich weiß , dass Matt es kann. Kannst du es?«
»Sicher«, sagte Tommy. »Aber ich mach’ mir nichts draus, nicht mehr.«
»Ich kann’s nicht. Ich konnte es nie. Du bist doch volljährig, nehme ich an?«
»Verdammt ja! Ich war vier Jahre in der Armee.«
»Es muss das rote Haar sein oder die Sommersprossen.
Du siehst wie der typische amerikanische Junge aus. Matt mochte schon immer Frischfleisch. Wie alt warst du beim ersten Mal ? So zehn?«
Tommy sagte, jetzt wirklich beleidigt: »Ich war alt genug, um zu wissen was los war. Und«, fügte er Marios wegen verärgert hinzu, »nur zu deiner Information, wenn überhaupt jemand jemanden verführt hat, dann war ich es. Ich bin zu ihm ins Bett gekrochen und nicht andersrum.«
»Egal, ich wette, er hat es verdammt deutlich gemacht, dass sein Bett ganz aufgewärmt war und auf dich wartete«, sagte Bart lachend. »Ich war selbst mit einem Bein im Gefängnis, als ich ihn zuerst im Bett hatte. Gott, er war ein schöner Junge. Er sieht jetzt natürlich auch nicht schlecht aus. War sein Fliegen gestern Abend nicht hinreißend ? Wie geht es ihm denn wirklich, Tom?«
»Drück die Daumen«, sagte Tommy. »Er scheint wieder in Ordnung zu sein.«
»Gott sei Dank. Wir brauchen ihn in guter Verfassung für den Parrish-Film. Du hättest die Leute vom Studio hören sollen.« Er schob seinen Teller weg. »Komm, gehen wir. Willst du mit zu mir kommen auf einen Drink? Ich hab’ ein paar Bilder von Tony und mir in dem Ferrari?«
Wieder hinter dem Steuer des MG ließ Tommy die Geschwindigkeit auf den verlassenen Autobahnen ansteigen mit anund abschwellender Spannung und war sich sehr bewu ss t, dass Bart neben ihm im Sitz saß . Er verstand, was vorging, aber es spielte keine Rolle. Er fragte bloß sehr kurz, als er am Haus vorfuhr: »Was ist mit deiner Frau?«
»Sie hat ihre eigenen Zimmer im ersten Stock. Und wir beachten unseren gegenseitigen Besuch nicht im geringsten. Aber sie ist sowieso über Ostern mit ein paar Freunden in Acapulco.«
In dem großen Raum in dem hinteren Teil des Hauses hatte Bart Dutzende von Fotos. Der Lancia, der Ferrari, Autogramme einiger der bekanntesten Rennfahrer der Welt. Es gab ein Bild von Mario und Bart in der Ballettschule, in schwarzen Pullovern und grauen Trikots, die die Männer dort trugen, und Tommy begutachtete es mit einem seltsamen Schmerz in der Kehle. Er hatte Mario nie so jung gekannt.
Plötzlich nahm Bart Tommy die Fotografien weg und legte seine Arme um ihn. Er berührte ihn forschend und seufzte fragend.
Tommy hatte gewu ss t, dass das kommen würde. Bart hatte darauf zugesteuert, sanft, aber zielbewu ss t, seit sie sich kennengelernt hatten. Dadurch, dass er heute Abend mitgekommen war, hatte er zumindest stillschweigend zugestimmt. Den ganzen Tag lang, in der gemeinsam erlebten Treibhausatmosphäre des Autos, waren sie in etwas so Intimes wie Vorspiel verstrickt und hatten sich gegenseitig mit Blicken, Berührungen und mit jedem Wort erregt. Er fühlte sich stark erregt durch die Vitalität des älteren Mannes, durch alles; sein Aussehen, seine tänzerische Anmut, seinen warmen Atem an seiner Wange.
»Du weißt , dass ich dich will«, sagte Bart leise in sein Ohr. »Und ich hab’ gesehen, wie du mich angesehen hast. Gehen wir ins Bett.«
Tommy zog sich nicht einen Zentimeter zurück, aber Bart sagte: »Was ist los? Du bist sicher nicht so naiv – du wu ss test ganz genau, was ich wollte.«
»Sicher«, sagte Tommy, » bloß …«, er wu ss te nicht, was er sagen würde, bis er seine eigene Stimme hörte. »Ich mag nichts hinter Matts Rücken tun, das ist alles.«
Bart legte seine Hände auf Tommys Schultern und drehte ihn sanft herum. »Hör mir zu, Tom, du weißt , was ich für dich empfinde, also kann ich dir sagen, dass ich dies eingefädelt habe, um dich ins Bett zu kriegen. Ich weiß , wie du über Matt denkst. Ich weiß , dass du den Kerl liebst. Mensch, das kann ja ein Blinder sehen. Ich will um Gottes willen nicht zwischen euch treten. Das was ihr zusammen habt, passiert nicht oft bei
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