Trapez
sich seine Augen an das schwache Licht im Inneren gewöhnten, entdeckte er, dass ein zusätzliches Bett aufgebaut worden war . In dem Bett schlief ein klei nes Mädchen. Sie hatte eine Menge dunkler Locken, und sie drückte eine gelbe Plüschente fest an sich.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Mario. »Sie wird nicht aufwachen. Bei Kindern in dem Alter könntest du die Schlacht von Gettysburg unter dem Bett inszenieren, wenn sie einmal tief eingeschlafen sind, würde es sie nicht kratzen.«
Tommy ging vorsichtig um das Bett herum. »Ich nehme an, es ist Suzy. Aber was macht sie hier?«
Es war ein bi ss chen zu dunkel, um Marios Gesicht zu erkennen. »Als wir mit dem Vorgeplänkel fertig waren, stellte sich heraus, dass es das war, was Susan wollte. Sie scheint wieder heiraten zu wollen, und ich habe zugestimmt, ihr Suzy abzunehmen. Für immer. Sie rief ihren Rechtsanwalt an, und ich hab’ sie Papiere unterzeichnen lassen, damit sie es sich nicht wieder anders überlegt.« Er fügte mit sachlichem Mitleid hinzu: »Sie hatte wohl eine ziemlich schwierige Zeit. Es war eine schäbige Wohnung, und sie trug ein Kleid, das ich ihr gekauft hatte, als wir geheiratet haben. Und Suzys Unterwäsche sieht aus, als ob sie sie in der Heilsarmee bekommen hat.«
Tommy zwinkerte und konnte es noch nicht so ganz glauben. »Was wirst du mit ihr machen?«
»Keine Ahnung«, sagte Mario, »aber ich wollte sie bei niemandem lassen, der sie nicht haben will. Ich kann Susan nicht verstehen«, fügte er hinzu. »Ich glaube nicht, dass ich mit jemandem leben wollte, der sich nicht vorstellen könnte, mein Kind um sich zu haben. Aber sie schien eine Heidenangst zu haben, dass dieser Kerl sie sitzenlassen würde, wenn ich nicht zustimmen würde, ihr Suzy abzunehmen. Es macht dir doch nichts aus, sie hier zu haben, bis ich rausgekriegt habe, was ich mit ihr mache?« Tommy schüttelte den Kopf und Mario seufzte.
»Ich werde wahrsc heinlich Liss’ Angebot annehmen müssen. Ich hasse es, das zu tun, aber ich weiß nicht, wie, zum Teufel, ich selbst ein Kind großziehen soll.«
Als es dämmerte, gingen die Augen des kleinen Mädchens auf, und sie setzte sich hin und blickte um sich.
»Mami?«
»Mami ist nicht hier, Suzy«, sagte Mario mit seiner beruhigenden Stimme. » Weißt du noch, ich hab’ dir gesagt, du würdest jetzt für eine Weile mit Babbo und Oma Lulu leben.«
»Oh!« Sie saß da und überlegte für eine Weile, und Tommy fragte sich, ob sie anfangen würde, nach ihrer Mutter zu schreien. Sie tat es nicht. »Kann ich immer noch in meine Schule gehen?«
»Nicht in diese Schule, Suzy. Es ist zu weit von da, wo Oma Lulu wohnt. Ich finde schon eine andere Schule für dich, wenn du ein bi ss chen grö ss er geworden bist.«
»Ich bin jetzt grö ss er«, sagte sie. »Ich bin fünf! Babbo, ich muss aufs Klo.«
»Da drüben, Suzy. Schaffst du es allein?«
»Natürlich«, sagte sie mit Würde und steckte dann ihren Daumen in den Mund. »Aber du mu ss t meinen Schlafanzug aufknöpfen. Die Knöpfe hängen fest.«
Mario knöpfte ihren Pyjama mit flinken Fingern auf.
Der verblichene Schlafanzug war eng und drückte am Bäuchlein. Sie tapste ins Badezimmer, hielt den aufgeknöpften Schlafanzug mit beiden Händen fest, und Mario sagte mit einem Unterton, als er ihr zusah: »Sie macht so viele Sachen selbst, dass es mir Sorgen macht. Sie muss schrecklich oft alleingelassen worden sein.«
Tommy versuchte, ihn zu beruhigen und sagte: »Vielleicht ist sie bloß clever?«
Suzy kam aus dem Badezimmer mit ihrem Schlafanzug über dem Arm und war splitternackt. »Ich will baden. Ich habe gestern Abend nicht gebadet.«
»Suzy, ich hab’ keine Zeit, dir ein Bad einzulassen!«
»Ich kann mir mein eigenes Bad einlassen«, sagte sie geringschätzig. »Glaubst du, dass ich ein Baby bin?
Babbo, kann ich das ganz kleine Stückchen Seife aufmachen?«
Sie ließ das Bad ein – Mario beobachtete sie unbemerkt von der Tür aus, und er berichtete, dass sie sogar das Wasser vorsichtig mit ihrem Ellenbogen fühlte, bevor sie hineinkletterte – , und sie hörten sie plantschen und plappern , wie sie der Spielente sorgfältig erklärte, warum sie nicht mit ihr in die Wanne konnte. »Du machst dir dein schönes, neues Fell ganz na ss .«
Gebadet und mit einem sauberen, aber sehr kurzen und engen Kleid bekleidet, kam sie herein und setzte sich auf Marios Scho ss und wollte ihr Haar gebürstet haben, aber sie sah verächtlich auf seine Versuche, ihre
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