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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Trapez zu kommen. Du machst genau das, weswegen du Bart neulich ausgelacht hast. Stel, wer ist grö ss er? Ich oder Angelo?«
    »Du«, sagte Stella, ohne zu zögern. »Vielleicht nicht viel, aber du bist bestimmt so groß wie er.«
    Mario drehte sich herum und sah sie ungläubig an.
    »Was habt ihr beiden denn ausgeheckt? Angelo ist ein großer Kerl!«
    »Für dich sah er immer groß aus«, sagte Tommy. »Sieh es doch ein, Matt: Er hat dir das Fliegen beigebracht, als du ein kleiner Junge warst, und du siehst ihn immer noch so. Ich wette, dass ich sechs, acht Pfund mehr wiege als er. Verdammt, sieh mich endlich so, wie ich jetzt bin.
    Nicht so, wie ich war, als ich vierzehn war. Ich wiege hundertdrei ss ig Pfund, und meine Schultern sind breiter als deine – versuch mal, eine von meinen Jacken anzuziehen. Beim Ringkampf könnte ich dich mit Leichtigkeit schlagen!«
    Mario sagte: »Du machst mich ganz verrückt.«
    »Nein«, widersprach Tommy heftig. »Ich versuche dir was klarzumachen. Johnny will sowieso aufhören. Er wird niemals ein Fänger für uns sein. Deshalb wird es Zeit, dass wir aufhören, uns was vorzumachen. Wir haben die halbe Welt nach einem Fänger abgesucht, und hier bin ich. Also arbeiten wir doch so. Wenn Johnny sich um das Geschäftliche kümmern will, okay. Das ist gut. Soll er doch.«
    Mario sah immer noch zweifelnd aus. »Wir könnten es ja versuchen und sehen, wie es klappt. Was glaubst du, Stella?«
    »Johnny will nicht fliegen. Er will es überhaupt nicht.
    Ich weiß nicht warum, aber er will nicht. Er kann nicht einmal verstehen, warum ich es will. Er hat mitgemacht, weil er euch nicht enttäusch en wollte – er sagt, das schul det er der Familie –, aber er möchte lieber ins Management.«
    »Also hören wir mit dem Quatsch auf und fangen an zu arbeiten«, sagte Tommy.
    Aber als Stella die Leiter hochkletterte, legte Mario seine Hand auf Tommys Arm.
    »Tom«, sagte er, »sieh mir in die Augen. Machst du das, weil du weißt , dass ich Fangen hasse? Sag mir die Wahrheit oder ich drehe dir den Hals um! Und glaub nicht, dass ich’s nicht merke!«
    Tommy sah ihm ins Gesicht. »Vor Gott, Matt, das ist es, was ich tun möchte. Ich habe immer schon über das Fangen nachgedacht. Wenn ich jetzt jemanden fliegen sehe, achte ich nicht darauf, was er macht. Ich denke immer, was ich tun würde, wenn ich im Fangtrapez wäre.
    Ich bin einfach kein Flieger mehr – ich denke nicht mehr wie ein Flieger.«
    Marios Gesicht erhellte sich plötzlich und ungläubig.
    »Hey«, sagte er leise und erfreut. »Wenn das so ist, haben wir vielleicht hierfür die ganze Zeit gearbeitet. Wir haben es bloß nicht gewu ss t. Versuchen wir es, Lucky. Versuchen wir es!«
    Er drehte sich um und ging an sein Ende des Trapezes.
    Tommy, der in seinem eigenen Trapez schaukelte und sich langsam für den ersten Fang herabließ , schien es plötzlich so, als ob alles um ihn herum klarer und deutlicher als gewöhnlich wäre. Als ob alles Neue scharfe Umrisse hätte. Das war ihm schon ein paarmal vorher passiert, aber noch nie, wenn er fing. Zum ersten Mal , seit Mario ihn widerstrebend hinaufgeschickt hatte, um zu lernen, die jüngeren Mädchen zu fangen, fing er jetzt bewu ss t an, genau zu untersuchen, was er machte. Er behandelte es diesmal n icht als etwas, was er schaffen mu ss te, sondern er untersuchte jede Bewegung in sich selbst.
    Sorgfältig richtete er seinen Schwung aus. Stella war jetzt am Trapez und schwang heraus. Sie würde noch einen Rückschwung mehr machen, bevor sie herüberkam… Erst nachdem er seine Brustmuskeln angespannt hatte und seinen eigenen Schwung etwas höher trieb, merkte er bewu ss t, was er getan hatte.
    Automatisch, es ist jetzt eingebaut, das Timing. Mit eingeschränkter Sicht aus den Augenwinkeln sah er schwach, wie sie sich auf das Trapez stützte, seine Hände waren schon für das Ineinandergreifen der Handgelenke da, bevor er ihnen sagte, was sie zu tun hatten. Ihre Handgelenke schlossen sich um seine, seine Hände fühlten ihre dünnen, knochigen Handgelenke, in den Musselinbändern. Sie fühlte sich so leicht, so zerbrechlich an.
    Das Gewicht ihres Körpers reichte kaum für eine Steigerung ihres gemeinsamen Schwunges aus. Er gab sich einen Extrasto ß , um sie gemeinsam höher zu schleudern, als er sie zurück in die Luft warf, als die dünne Linie des fliegenden Trapezes seine Sicht durchschnitt. Automatische, uhrwerkhafte Herzschläge begannen zu ticken, als er Mario am Trapez sah, er

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