Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
stimmte, es gab kaum etwas anderes, wo er und Mario zusammen hingehen konnten, ohne die ständige Angst, dass ein achtloses Wort oder eine gedankenverlorene Berührung sie verraten hätte.
    Und wie diskret sie auch sein mochten, normale Bars nahmen es für selbstverständlich, dass ein Mann oder Männer allein gleichgesinnte weibliche Begleitung suchten. Zwei Männer, die mit der Gesellschaft des anderen zufrieden waren, waren verdächtig.
    Jetzt war ihnen sogar ihr Haus verschlossen. Angelo würde es zunehmend schwer für sie machen, mit der Familie unter den alten Bedingungen zusammenzuleben.
    Und wenn sie unter sich blieben, wäre das auch eine Quelle des Verdachts und des Ärgers. Als sie an einem einzelnen Ecktisch Platz nahmen, sagte Mario: »Ich würde mich gerne volllaufen lassen.« Und Tommy fühlte das erste drohende Anzeichen der alten, selbstzerstörerischen Wutanfälle. Wäre dies dann nicht doch die sicherste Antwort, Mario seinen Ärger in Vergessenheit ertränken zu lassen? Ich könnte auf ihn aufpassen und dafür sorgen, dass er nicht in Schwierigkeiten kommt.
    Aber diese Antwort war zu naheliegend, zu bequem. Er erinnerte sich an Barts erschreckende Statistiken über Selbstmord bei Homosexuellen. Statistiken, die eng mit Trinken und Drogen in Verbindung standen.
    »Du lä ss t zu, dass Angelo dir das auch antut?«
    »Ach, ich glaube nicht«, räumte Mario ein.
    Sie tranken langsam ihr Bier. Nach den ersten beiden sagte Mario, dass er sich übergeben mü ss te, wenn er mehr von dem verdammten Zeug trinken würde, und ging zu Ginger Ale über. Tommys Antwort war, dass er sich nach dem ersten Glas von dem Zeug übergeben mü ss te. Die Bar war nicht voll. Es war ein Wochentag. Einige Paare waren da, und ein paar einzelne Männer, aber keiner von ihnen versuchte sich an Tommy und Mario anzuhängen.
    Als er von der Toilette zurückkam, bemerkte Tommy, dass Marios blaues Auge sich immer noch vergrößerte und verdunkelte. Als er auf seinen Platz rutschte, sagte er: »Mit dem Auge siehst du wie ein verdammt verwegener Kerl aus, Matt. Ein Gangster oder so was.«
    Marios Lächeln war bloß eine Grimasse, und er verzog seinen Mund. »Sie glauben wahrscheinlich, dass es dir Spaß macht, mich zusammenzuschlagen.« Vor ein paar Wochen hätte Tommy nicht gewu ss t, was er meinte. Jetzt fühlte er mit wachsender Erfahrung, wie ihm die glühende Hitze ins Gesicht stieg, und er war froh über die Dunkelheit in der Bar. Er wollte nicht, dass Mario ihn erröten sah. Er nippte an seinem Bier und überlegte. Bei zwei oder drei Gelegenheiten hatte Mario eine zufällige, grundlose Grausamkeit gezeigt, deren Auswirkungen ihm anscheinend eine Art Wohlgefühl vermittelten – nicht Schmerz, sondern Erniedrigung. Mario war kein Sadist, aber Tommy fragte sich jetzt manchmal, ob er nicht ab und zu in die Richtung tendierte, was zu seiner sich hochsteigernden Schuld und Depression passen würde. Es war nichts, über das sie sprechen konnten, und er ließ es fallen.
    Auf dem Weg nach Haus im Auto sagte Mario: »Pa ss auf, wir müssen darüber reden, nur ein bi ss chen. Angelo wird nichts jetzt sofort tun. Ich hab’ ihn durchschaut – er wird das Haus nicht einfach so verkaufen. Aber wir können nicht damit rechnen, dass er seine einzige Kugel verschossen hat. Er ist nicht wie Johnny oder Papa Tony. Er ist neidisch.«
    Könnte es bloß Zufall gewesen sein, dass Angelo seinen Angriff auf sie hinausgeschoben hatte, bis Mario sicher wu ss te, dass Tommy sei n Fänger war und er den Dreifa chen und sein altes Selbstvertrauen wiedererlangt hatte?
    Angelos Verdächtigungen waren lange genug da gewesen. Das Wissen, dass Angelo sie verdächtigte, hatte ihnen in der ersten Saison eine Heimlichkeit aufgezwungen, die sie beinahe beide zerstört hätte. Gab es trotzdem ein Element wirklicher Eifersucht in der Szene, die er gemacht hatte?
    Tommy stellte diese Frage, und Mario sagte: »Ich weiß nicht, wie das sein könnte. Ich habe ihn oft genug gebeten, in den Akt zurückzukommen. Verdammt, ich liebe –ich liebte den Kerl. Er hat mich großgezogen , und ich habe ihn gebeten, bei mir zu bleiben, warum, zum Teufel, sollte er jetzt eifersüchtig sein?«
    Aber wagte Angelo diese Art Liebe zu akzeptieren?
    War seine Eifersucht dann völlig unbewu ss t? Konnte er sie sich nicht einmal selbst zugeben? Umso schlimmer.
    Wenn Angelo wu ss te, dass sein Zorn auf Eifersucht fußte , hätte er beschämt sein können, Ärger zu machen – aber wenn er

Weitere Kostenlose Bücher