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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gedacht…«
    Tommy dachte, das ist ganz großer Quatsch. Er ist immer schon herumgeschlichen und hat es seit Jahren versucht herauszubekommen. Er sagte laut: »Jetzt weißt du es, Angelo. Und wenn ich es dir nicht vorher erzählt habe, dann ist es nicht, weil ich mich dafür geschämt habe. Es ist, weil ich gedacht habe, es würde dich stören.
    Und das hat es ja wohl auch.«
    Nach einer langen Zeit sagte Angelo mit einem großen Schulterzucken: »Ebbene … okay, okay. Ihr seid jetzt beide erwachsen. Ich wasche meine Hände…« Er ging mit unsicheren Schritten auf die Tür zu, dann drehte er sich um und ging zurück an Tommy vorbei direkt auf Mario zu. Er nahm Marios Schultern in seine Hände.
    »Nein, Junge«, sagte er auf Italienisch . »Es ist unmöglich für mich – ich bin ein Christ, ein Katholik, und ich kann nicht daran vorbeigehen und so tun – du bist der Sohn meiner einzigen Schwester, mein Patensohn…«
    Plötzlich wechselte er zu englisch. »Ich habe eine Verantwortung, Matt. Dies ist eine Todsünde – das weißt du doch, nicht? Ich – ich weiß nicht, was ich dir sagen soll.
    Wenn ich Pater Bazzini hierherbringe, wirst du mit ihm reden? Bloß mit ihm reden?«
    Mario sagte auf Italienisch, was Pater Bazzini seinetwegen tun könnte – es war zu schnell für Tommy, um es zu verstehen – und brach dann ab. Angelo sah aus, als ob Mario ihn ins Gesicht geschlagen hätte.
    »Tut mir leid, Angelo, nein. Sag dem Pater, er soll seine Zeit und Energie sparen. Ich bin kein reuiger Sünder.
    Ich glaube nicht, dass ich überhaupt ein Sünder bin.«
    »Also bist du deshalb Ostern nicht zur Beichte gegangen…«
    »Stimmt. Ich weiß , dass deine verdammte Kirche sagt, dass es eine Todsünde ist, aber es wäre auch eine Todsünde zu sagen, ich sei fest entschlossen zu büßen , weil ich es nicht bin. Ich hab’ das einmal versucht. Du weißt , wohin mich das geführt hat.«
    »Matt, du weißt , dass das Lucia umbringen würde…«
    »Was Lu nicht weiß , wird ihr auch nicht weh tun.
    Außer wenn du glaubst, du mü ss test deine unsterbliche Seele retten und es ihr erzählen.«
    Angelo machte eine erschreckte Geste. »Wie könnte ich so was einer Frau erzählen, meiner Schwester? Aber was Lucia sagen wird, wenn sie erfährt, dass du bei der Kirche nicht mehr in Gnaden stehst…«
    »Wenn sie das nicht weiß , ist sie dümmer, als ich dachte. Ich hab’ mich doch von Sue-Lynn scheiden lassen, nicht?« Sein Gesicht war starr.
    Angelo sagte schließlich : »Ebbene – ich sage nichts mehr. Ich wasche meine Hände rein von dir.« Er sah sie mit kaltem Abscheu an. »Ich bin bloß froh, dass Papa diesen Tag nicht erlebt hat. Er hat euch beide geliebt, und es würde sein Herz brechen…«
    Plötzlich war Tommy wieder verärgert. Er sagte in rasendem Zorn. »Du hast auch nicht einen Funken Anstand, nicht wahr, Angelo? Warum, zum Teufel, glaubst du eigentlich, dass er es nicht wu ss te?«
    »Ich weiß , wie mein Vater…«
    »Du weißt einen Dreck«, fuhr ihn Tommy an, so im Zorn, dass er Angelo mit Freuden hätte den Hals brechen können. »Papa Tony wu ss te es sehr gut. Ich weiß nicht, ob er es gebilligt hat oder nicht, das hat er nie gesagt. Aber er hätte es jederzeit unterbinden können, indem er einfach meinen Vertrag nicht verlängert hätte – und er hätte uns sowieso jederzeit davon abhalten können, ein Zimmer zu teilen.«
    »Ich glaube dir nicht!«
    Mario drehte sich mit bewegtem Gesicht herum, die Augen voller Tränen. »Nein, du würdest lieber glauben, dass wir beide verdorben genug sind, um zu lügen. Du wagst es, mir mit Papa Tony zu kommen, du verdammter frömmelnder Idiot. Wenn d u uns eine Predigt hältst, wer de ich dir auch eine halten – über den Mann, der den ersten Stein wirft. Wie kommst du dazu zu sagen, dass ich Papa Tonys Herz brechen könnte? Ich wäre eher gestorben, als dass ich ihm weh getan hätte«, sagte er und merkte nicht, wie ihm die Tränen das Gesicht herunterliefen.
    »Glaubst du, dass du ihn auch nur einen Deut mehr geliebt hast als ich? Er war hundertmal besser als du, Angelo.«
    Seine Stimme wurde brüchig. »Mach, dass du hier rauskommst, oder ich trete dich die Treppen runter, du mieser Heuchler. Und wenn du noch einmal mir gegenüber Papa Tonys Namen in dem Ton erwähnst, dann bringe ich dich um – ich bring’ dich mit meinen bloßen Händen um! Und jetzt mach, dass du rauskommst. Raus!«
    Angelo fingerte am Türknauf, aber die Tür war verschlossen. Tommy erhob

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