Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
mit seinem Kopf gegen die Stange, quer über seinen Nasenrücken, und fiel wie ein Stein. Im letzten Moment – mehr unbewu ss ter Reflex als Absicht – drehte er sich und schaffte es, auf seinem Rücken im Netz zu landen, wo er bewegungslos liegenblieb, Blut strömte aus seiner Nase.
    Mason rief: »Kein Schnitt! Kein Schnitt! La ss t weiterlaufen, nehmt es alles auf…«
    Tommy sagte wütend: »Leichenfledderer!« Mario lag bewegungslos da, und Tommy sprang mit klopfendem Herzen zu ihm hinunter.
    Stella hat das Trapez nicht richtig geworfen. Das macht sie sonst nie, niemals!
    Jim Fortunati lief zum Netz und sah beängstigt aus.
    »Matt! Tommy, ist er in Ordnung?«
    » Bewusstlos «, sagte Tommy. »Hol Ammoniak oder so was.« Mit seinem eigenen Taschentuch drückte er fest gegen die blutende Nase und richtete den Bewu ss tlosen auf, damit ihm das Blut nicht in den Rachen lief und er daran erstickte. Am Rande seines Blickfeldes sah er, dass eine der Kameras immer noch lief.
    Einer der Bühnenarbeiter reichte ihm ein Glasröhrchen hinauf. »Brich es unter seiner Nase auf«, sagte er.
    Tommy zerbrach die Phiole und roch den stechenden Ge ruch von Ammoniak, eine unangenehme Erinnerung an den schrecklichen Sturz im Übungsraum. Mario bewegte sich und schob das Röhrchen beiseite. Die Vorderseite des silberweißen Kostüms war blutverschmiert.
    »Ich bin in Ordnung. Was ist passiert?«
    »Du bist mit dem Gesicht an die Stange geknallt. Stella hat sie falsch fallengelassen.«
    »Ja, die Arme hat gesagt, sie könnte nicht sehen, was sie täte …«, murmelte Mario und wischte sich automatisch das Blut ab.
    »Leg deinen Kopf zurück«, ermahnte ihn Tommy und zog noch ein Taschentuch aus Marios Gürtel, um es neben sein eigenes zu halten.
    Mason kam herbeigelaufen. »Sind Sie in Ordnung, Mr.
    Santelli? Wollen Sie einen Arzt?«
    »Ich bin in Ordnung. Aber bringen Sie mir etwas Eis…«
    »Geht nach hinten zum Cola-Automaten«, sagte Jim Fortunati, und ein paar Minuten später brachte man einen Eimer voll Eis und ein paar Handtücher. Mario hielt es an sein Gesicht, bis das Blut nur noch langsam sickerte.
    »Hol mal jemand einen Waschlappen, um dieses Zeug wegzuwischen…«
    »Ist auch bestimmt alles in Ordnung?« Auf Marios wiederholte Zustimmung hin, sagte Mason: »Okay, dann möchte ich, dass Sie noch etwas machen. Ich will, dass Sie so da rauf gehen, mit dem ganzen Blut auf Ihrem Gesicht und Kostüm und irgendwas machen – egal was, bloß damit wir Sie so aufnehmen können, ganz blutverschmiert.«
    Jim Fortunati sagte bloß : »Matt, du brauchst das nicht zu tun. Wenn er so eine Aufnahme haben will, kann er sie morgen mit falschem Blut kriegen. Wozu ist die Maske da?«
    Aber Mario hatte sich schon aufgerichtet, seine Augen glänzten mit dem alten, teuflischen Grinsen. »Ach was, Sie sollen Ihre Aufnahme haben!«
    Tommy protestierte: »Nein, Matt, du fängst wieder an zu bluten…«
    »Hör auf zu streiten, Tommy. Das hab’ ich dir schon vor langem gesagt.«
    Mario stand im Netz auf und ging schwungvoll auf die Strickleiter zu. Tommy saß still und ungläubig da, schüttelte aber schließlich , als es offensichtlich war, dass Mario es ernst meinte, bestürzt den Kopf und kletterte wieder auf das Fangtrapez. Mario erklomm die Leiter mit seinem alten Flair, jede Bewegung war so präzise, so überschwänglich , dass Tommy verblüfft war; sogar von hier konnte er sehen, dass Mario auf einer seiner unvermuteten, besessenen Euphoriewellen ritt.
    Verdammt, dann fliegt er immer am besten. Aber warum jetzt?
    Auf der Plattform hob er drei Finger – das Zeichen für einen Dreifachen.
    Er ist verrückt. Hat der Schlag ihn um den Verstand gebracht? Oder ist er so weggetreten, dass ihm egal ist, was passiert? Tommy schüttelte verärgert seinen Kopf, aber Mario wiederholte das Zeichen und ohne Tommy Zeit zum Ablehnen zu geben, ergriff er das Trapez, schwang sich heraus und holte extra viel Schwung für den riesigen Sprung. Tommy begann selbst zu schwingen. Für alles andere war es zu spät. Es wäre Mord, ihn jetzt im Stich zu lassen.
    Ich muss da sein und ihn diesmal richtig fangen. In seiner Verfassung weiß er nicht, was er tut!
    Mario erreichte den Höhepunkt seines Schwungs und schnellte vom Trapez los. Für den Bruchteil einer Sekunde scho ss ein Gedanke durch Tommys Kopf: Jim Fortu nati hat mal ausgerechnet, dass der Flieger, wenn er das Trapez loslä ss t, mit hundert Kilometern pro Stunde fliegt, fast zwei Kilometer pro

Weitere Kostenlose Bücher