Trapez
ausgestrecktem Arm hin. »Trag sie nicht auf dem Fußboden .«
Clay sagte: »Ach Quatsch. Mach nicht so ‘n Theater –
du bist ja schon richtig wie eine alte Frau«, und schlenderte aus dem Raum.
Angelo ging hinter ihm her und Tommy platzte heraus:
»Verdammt, Matt, wenn ich so mit dir geredet hätte, als ich in Clays Alter war, hättest du mich ganz schön versohlt.«
Mario stand gebückt da und schaute finster drein. Er sah sich kurz in dem schmutzigen Umkleideraum um, wo die Jungen Dreck auf den Fußboden getragen und einen Haufen verhedderter Trikots und schmutziger Handtüch er zurückgelassen hatten und sagte: »Angelo hat mich den Kindern gegenüber so befangen gemacht. Ich habe Angst vor dem, was er Clay gesagt haben könnte, wenn er jetzt glaubt, er könnte damit durchkommen, so mit mir zu reden.«
Tommy bi ss sich auf die Lippe, hob Marios Pullover von der Bank auf und legte ihn um Marios Schultern.
»Zieh ihn an, du wirst dich noch erkälten, wenn du hier so verschwitzt herumstehst.«
Mario explodierte: »Fängst du jetzt an, mich herumzukommandieren?«
Tommy drehte Mario den Rücken zu. »Wie du willst!«
Er knallte die Tür des Umkleideraumes hinter sich zu.
Wenn Mario in diesem Zustand war, brauchte er niemand anderen, um sich zu streiten.
Als er in der Dusche war, hörte er, wie Mario die Treppe heraufkam, an der Tür des Badezimmers anhielt und weiterging. Es hatte Zeiten gegeben, zu denen er hereingekommen und zu Tommy in die Dusche gekommen war. Sie hatten das schon seit langem nicht mehr gemacht. Nicht seit Angelo sie ertappt hatte. Er hörte Mario weggehen, und als er zu ihrem Zimmer zurückkehrte, war Mario nicht da Tommy dachte, dass er in den anderen Flügel gegangen war, um Lucias Badezimmer zu benutzen.
Tommy hatte sich saubere Jeans und ein zerknittertes Hemd angezogen, als Mario zurückkam und seine alte schwarze Hose und den Pullover trug. Er stand vor dem Spiegel und kämmte sein Haar, und Tommy bemerkte, dass die grauen Strähnen mehr geworden und jetzt auffälliger waren.
»La ss uns Spazierengehen, Lucky.«
Tommy sah zum Fenster. »Regnet es nicht?«
»Es nieselt. Es ist mir egal. Wir werden schon nicht schmelzen. Und ich möchte nicht gern hier reden.«
Als sie sich ansahen, wu ss te Tommy genau, was er fühlte. Das Haus erstickte sie. Es war schlimmer als in der Saison bei Lambeth, wo sie herumschleichen und idiotische Risiken auf sich nehmen mu ss ten, um zwanzig ungestörte Minuten zu finden. Und doch waren die Lügen, die bitteren, brutalen Kämpfe, die aus ihrer Anspannung und Frustration hervorgingen, besser gewesen als dies. Sogar in ihrem eigenen Zimmer hinter verschlossener Tür hatte Tommy das fürchterliche Gefühl, beobachtet, ausspioniert zu werden.
Ich habe es getan. Es ist meine Schuld. Ich hätte Angelo anschwindeln sollen und ihn glauben lassen, er hätte nichts Beunruhigendes gesehen. Ich hatte bloß so verdammt die Schnauze voll davon ihn anzulügen. Mit einem riesigen Hieb hatte er Angelos Vertrauen ausgeschlagen, und Mario und er mu ss ten von jetzt an damit leben.
Sie gingen hinaus in den leichten Regen. Mario schnupperte. »Frühling. Riecht gut. Und in ein paar Wochen –
nein, es ist nur noch eine Woche – eröffnen wir im ›Garden‹.«
»Wenn wir es solange aushalten können«, murmelte Tommy.
»Lucky…«, er griff in der Dämmerung nach Tommys Hand, aber Tommy zog sich zurück.
»Matt, es gab mal eine Zeit, da machtest du keine Kompromisse. Nicht um Ärger mit Angelo zu vermeiden, nicht einmal bei mir. Erinnerst du dich noch? – Erinnerst du dich noch an Lawton, Oklahoma? Und – und alles, was da passiert ist?«
Mario sagte leise: »Glaubst du, dass ich das je vergessen werde?«
»Egal, in der gleichen Woche hast du mich völlig zusammengestaucht vor allen Arbeitern auf dem Platz. Bloß weil ich zehn Minuten zu spät zum Training gekommen bin und weil mein Trikot nicht geflickt war. Egal, was zwischen uns war, du hast dich nie erweichen lassen, wenn es ums Fliegen ging. Aber du lä ss t dich von Clay unverschämt anreden, weil du Angst davor hast, was er von Angelo gehört haben könnte.«
»Ich nehme an, du hast recht, Lucky. Ich sollte mit dem Jungen genau so streng sein, wie ich es mit dir war.«
»Das ist es ja gar nicht, dass du überhaupt nachgibst, das ist es. Wir müssen uns loslösen. Irgendwas finden, wo du dich nicht die ganze Zeit verteidigen mu ss t. Ich…«
Tommy hörte wie seine Stimme steckenblieb, und er
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