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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie mit dem Kerl verheiratet. Die Gardners dachten natürlich, dass es einfach großartig war, noch eins ihrer Enkel aus dem Showgeschäft herauszuhaben, das sich mit einem netten, jungen Mann niederlä ss t und irgendwas Anständiges macht.«
    Johnny lachte kurz und sprang auf das Trampolin.
    »Ach, du willst doch nicht die ganzen alten Geschichten hören?«
    Er federte ein-, zweimal, bekam Schwung, klappte dann rückwärts über in einen geduckten Salto und landete auf seinen Fü ss en. »Komm rauf und versuch’s, Tom.«
    Tommy zögerte, weil er Straßenkleider anhatte, aber andererseits war Johnny auch nicht anders angezogen, und das Trampolin war ja auch keine Trapezausrüstung.
    Er sprang neben ihn hinauf.
    Er verrechnete sich bei seinem ersten Saltoversuch und schlug Johnny an die Brust. Sie fielen aufeinander. Aber anders als Mario oder Angelo schrie Johnny nicht oder lachte ihn spöttisch wegen seiner Tollpatschigkeit aus, statt dessen sagte er ermutigend: »Komm, ganz langsam. Versuch’s noch mal. Hier, ich zeig’s dir. Winkle deine Knie nur ein bi ss chen an,«
    Er sprang sauber nach oben, kam gestreckt wieder herunter, zeigte wie man das Gewicht verlagern mu ss te.
    »Ganz gleichmäßig . So geht’s.«
    Als er einmal das Timing für zwei auf dem Trampolin verstanden hatte, zeigte Tommy sich als gelehriger Schü ler, und bald hüpften sie übereinander wie ein Paar enthusiastischer Frösche. Keiner bemerkte, wie die Zeit verstrich. Bis Mario plötzlich die Tür öffnete und sagte: »Wart ihr beide die ganze Zeit hier unten?«
    »So seit elf.«
    Johnny rutschte vom Segeltuch auf den Boden und Tommy folgte ihm. Der harte Boden schien zu schwanken nach der federnden Oberfläche des Trampolins. »Du solltest ein bi ss chen Akrobatik mit ihm machen, Matt, er ist gut. Gutes Timing.«
    »Ich weiß . Ich will ihn mal mit zur Ballettschule nehmen und den Kindern ein paar Stunts zeigen.«
    »Pa ss aber auf ihn auf in dem Haufen Weichlinge«, warnte Johnny gutmütig.
    Mario lachte. »Ich meinte die kleinen Kinder, Bruder John!«
    Plötzlich sagte Johnny, ohne jede Spur von Scherz in der Stimme:
    »Matt, hör zu: Ich will dich was fragen. Wie haltet ihr das alle aus?«
    »Halten was aus, Jock?«
    »Wie Papa Tony euch behandelt. Und nicht nur euch.
    Er behandelt Lu und Angelo genauso wie er den Jungen hier behandelt. Und du, du bist sein Starflieger. Warum sagt ihr nie, wenn es euch zu viel wird?«
    »Weil der alte Knabe mehr über das Fliegen vergessen hat, als ich je wissen werde. Und ich will davon so viel mitbekommen wie ich kann. Er wird auch nicht jünger, weißt du.« Aus Marios n üchternem Blick wurde plötzlich ein Grinsen. »Und so sehr es mir leid tut, es zu erwähnen, Leute, ihr habt Straßenklamotten an und ich hab’ euch auf frischer Tat ertappt. Ich hol’ schon mal die Bohnerlappen.«
    »Oh, nein«, stöhnte Tommy.
    »Sieh mal, hier unten auf dem Trampolin …«, protestierte Johnny.
    Marios lautes Lachen hallte von der hohen Empore über ihnen zurück.
    »Einspruch abgelehnt. Ich zitiere den berühmten Fall Gardner gegen Santelli. Kennt ihr noch Liss’ Shorts, die mit den Knöpfen am Aufschlag? Angelo sagte ihr, sie sei nicht sicher, und sie sagte ihm, all ihre Trikots seien in der Waschmaschine. Und wi ss t ihr noch des Richters letzten Worte zu diesem Fall?«
    Johnny zog eine Grimasse.
    »Ja! Er sagte: ›Na, ja, Kleines, du kannst ja deine Shorts auch in die Wäsche geben, wenn du mit dem Fußboden fertig bist!‹ Weißt du, Matt, es ist meine Schuld.
    Ich habe mich nicht umgezogen, und da hat er wahrscheinlich gedacht, das Trampolin sei okay. Ach, Mist, der Boden muss wohl sowieso gebohnert werden – wir waren dieses Jahr alle viel zu nachlässig. Es gab Zeiten, da ist er jeden Tag gebohnert worden. Wir werden wohl erwachsen. Hätte nie gedacht, dass ein Monat vergeht, ohne dass ich nicht irgendeine Regel verletze und in Schwierigkeiten komme.«
    Tommy nahm das leicht geölte Tuch und begann von seiner Ecke aus zu polieren. Boden und Tuch rochen angenehm leicht nach Zedernöl. Johnny arbeitete still ein paar Minuten lang und lachte dann.
    »Komisch, ich habe mir geschworen, dass ich das nie wieder mache, dass ich jetzt ein großer Junge bin und fertig mit diesem Mist. Aber wenn ich hier im Haus bin, das hat ‘ne komische Wirkung auf mich. Eigenartig komisch. Ich mach’s ganz gern.« Er rieb das Tuch in großen Bögen über das glänzende Holz.
    »Ich fühl’ mich wieder wie ein Kind, und

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