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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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»Okay, Kleiner, okay. Also, was ist schließlich passiert?«
    »Nun, je mehr ich versuchte, Lu zu überzeugen, dass wir nichts gemacht hatten, überhaupt nichts, umso ärgerlicher wurde Stella und umso schlimmer sah es aus. Also ging ich dann einfach raus und dachte, die Frauen würden es selbst klären. Lu kann nicht richtig gemein sein. Vielleicht sarkastisch, aber nicht wirklich gemein. Also ging ich runter und versuchte Papa zu sagen, wie er Stella geärgert hätte, und er knurrte nur, dass er keine Geduld mit weiblicher Hysterie hätte und außerdem nichts gesagt habe, was sie nicht verdient hätte.«
    » Weißt du«, sagte Mario, »er liegt gar nicht so falsch.
    Stella sieht nicht schlecht aus, sie hat echtes Talent, gutes Timing – sehr gutes Timing – ‘nen guten Körper…«
    »Ach, ich weiß nicht, ich mag Mädchen mit mehr…«
    Johnnys Hände beschrieben Kurven in der Luft.
    »Ich meine, gut fürs Fliegen, Blödmann – leichte Knochen, keinen großen Hintern; sie kann einen Salto so sauber wie Tommy springen, aber sie ist kein Profi. Tommy war so schlau, mir nicht zu widersprechen, als ich ihn zum ersten Mal auf das hohe Trapez ließ .«
    Johnny zuckte die Achseln. »Was soll das Gerede? Sie muss sich halt zusammenreißen . Überhaupt könnte sie Recht haben. Ich bin nicht unfehlbar, und sie ist klug. Wir sind Partner. Ich bin bereit zuzuhören, was sie zu sagen hat.«
    Mario schüttelte den Kopf. »Finde ich nicht. Du drückst dich bloß , Johnny. Der Manager einer Nummer muss die Verantwortung übernehmen, was draus wird.
    Und das heißt , er muss auch für die anderen verantwortlich sein. Er schikaniert sie nicht, es muss nur ein Hauptgedanke hinter einer Nummer stehen. Und wenn sie deine Leitung nicht akzeptieren will, was macht sie dann überhaupt in deiner Nummer? Wie kann ein Künstler Kontrolle über sich bekommen, wenn er Disziplin nicht akzeptieren kann? Sie so llte lernen, Befehle anzunehmen – und auch Kritik.«
    »Das ist eine fixe Idee von dir.«
    »Gut, aber sie bringt Ergebnisse. Letztes Jahr den Dreifachen – und Papa Tony könnte ihr viel beibringen, wenn sie ihm nur zuhörte, anstatt heulend wegzulaufen.«
    »Ja, ich weiß «, stimmte Johnny niedergeschlagen zu.
    »Aber wenn sie was falsch macht, warum kann er es ihr nicht einfach sagen, anstatt zu schreien und weiterzumachen? Klar, er ist der Weltbeste, das weiß ich. Ich wollte, er könnte es Stel beibringen. Ich würd’ gern mit ihm arbeiten …«
    »Jock, es gibt keinen Grund auf der Welt, warum nicht!
    Pa ss auf, wenn der verdammte Vertrag mit Moorcock abgelaufen ist, komm zurück! Papa Tony kann Angelo umstimmen – das konnte er immer. Und er möchte schrecklich gern wieder eine richtig große Nummer haben. Eine Nummer, wo die Luft voll ist mit fliegenden Körpern…«
    »Ich hab’ im Sommer mal in Minnesota in so einer gearbeitet – ›Flying Morellis‹. Neun Flieger und drei Fänger. Eines Tages übten wir, und jemand fragte den Manager nach uns und er sagte: ›Oh, ja, das ist die Konfetti-Nummer‹.«
    »Na ja, Papa Tony will schrecklich gern eine Konfetti-Nummer haben, aber er ha ss t es, mit Außenstehenden zu arbeiten.«
    »Klar, weil er sie nicht mit Leib und Seele besitzen kann.« Johnny wischte wütend den Boden. »Er hat es angedeutet, weißt du? Gesagt, ich wäre ruhiger geworden; angeboten, den verlorenen Sohn wieder aufzunehmen.
    Aber, Matt, ich bin nicht so. Wenn er uns trainierte und uns nur am Trapez herumkommandierte, aber unser Privatleben in Ruhe ließe , das wäre schön. Aber ich kann nicht Jahr für Jahr weitermachen, als ob der älteste in der Nummer der Allmächtige wäre. Noch ein paar Jünger dabei und der jüngste so eine Art Lakai. Du bist schon dreimal besser als Angelo je war, sogar in seinen besten Tagen, die – nehme ich an – hinter ihm liegen. Aber wenn Papa sich zur Ruhe setzt, und das kann nicht mehr lange dauern, was glaubst du, wird Onkel Angelo dann sein? Eine neue Versio n der alten Leier? Und ich hab’ dich trainieren sehen, Tommy, genau die gleiche Kerbe.
    Alle trampeln auf dir ’rum, und in ein paar Jahren ge ht es mit Clay nach dem gleichen Muster weiter.« Er warf den Lappen weg und stand auf. »Wolltest du nie jemand sein?«
    »Ich bin jemand«, sagte Mario. »Ich bin Mario von den
    ›Flying Santellis‹. Das muss ich nicht beweisen, ich mach’s da oben.« Er zeigte auf die Spitze des Trapezes.
    Johnny sagte ärgerlich: »Vielleicht sind Stella und ich nicht gut

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