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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Alte versohlt uns wieder. Er kam gestern Abend runter und sah uns beim Üben zu. Du weißt ja, wie er ist. Er kann einfach nicht zusehen. Ziemlich bald fing er mit Stel an.«
    »Ich hab’ ihn vor ein paar Wochen gehört«, sagte Mario.
    »Ja, und was er sagt, ist bemerkenswert. Ich hab’ versucht, es Stella zu erklären, aber sie war so durcheinander, dass ich runterkam und versuchte, ihm höflich zu sagen: ›Bitte, Großvater meine Partnerin ist nicht mit Flugund Besserungsanstaltsmethoden groß geworden , und ich bin kein kleiner Junge mehr und kann meinen Akt selbst trainieren‹.«
    »Das«, sagte Mario, »war sicher der Fehler des Jahres.«
    »Du hast gut reden«, sagte Johnny verdrossen. »Du warst nicht dabei, als Stel hysterisch wurde.«
    »Ich weiß noch, wie Angelo mit so ‘ner Situation sehr wirkungsvoll zurechtkam«, sagte Mario kichernd.
    Johnny kniff den Mund zusammen. »Das versucht er besser nicht bei Stella. Ich hab’ ‘ne sehr schlechte Meinung übers Schlagen von heiratsfähigen Mädchen.«
    »Um Himmels willen, sei vernünftig, Johnny. Wenn Angelo Liss für ein heiratsfähiges Mädchen gehalten hätte, hätte er sie nie angerührt, und das weißt du auch.
    Er benimmt sich noch i mmer so, als ob sie zwölf ist – oder hast du nicht gehört, wie sie ihn nach einer Zigarette gefragt hat? Er sagte: ›Kleines, du weißt , Papa mag es nicht, wenn ihr Kinder raucht‹.«
    »Na, ja, wie ich dir gesagt habe, bekam Papa Tony einen Wutausbruch. Ich selbst kann drüber hinwegsehen, aber er fing mit Stel an, und einiges was er sagte – nun, er war sehr hart. Er sagte: Ein echter Künstler könnte von jedem lernen, sogar von buhenden Zuschauern, und ob sie ihr Leben als drittklassiger Künstler verbringen wollte, nur als hübsches Mädchen, das auf dem Trapez seine Beine zeigt? Er fragte: ›Glaubst du, dass du so schön bist, dass niemand bemerkt, ob du ein Ende der Stange von der anderen unterscheiden kannst?‹ Und Stella fing an zu weinen und sagte, sie hätte in der Manege gearbeitet, seit sie vier war, und er knurrte sie an, dass sie ja in der ganzen Zeit etwas gelernt haben mü ss te!«
    »Na, ja, ich geb’ zu, das war ein bi ss chen hart, aber Papa Tony ist so, Jock. So arbeitet er. Und Stella könnte viel mehr tun, als jetzt. Sie hatte ein mieses Training.«
    »Ja, auf dem schmuddeligen Rummel. Aber sie macht sich. Sie tut, was ich ihr sage, aber ich versuche, taktvoll dabei zu sein. Na ja, als er das sagte, rannte sie einfach nach oben. Ich schrie Papa an: ›Sieh, was du angerichtet hast‹ und lief dann nach oben. Ich fand sie weinend in Barbies Zimmer auf dem Bett, und sie sagte, sie würde alles tun, was ich ihr sagte, aber wenn ich ihr nicht den Alten vom Leibe halten w ürde, würde sie gehen. Ich hab’ fast ‘ne Stunde gebraucht, um sie zu beruhigen. Und gerade, als ich fast soweit war, kommt Lucia rein!
    Verdammt, ich hab’ bloß mit Stel geredet. Die Tür zum Flur stand weit offen, und wir waren beide angezogen; ich hatte mein Trikot an und Stel ihren Bademantel. Aber wir waren beide auf dem Bett. Stella schluchzte. Ich hatte sie im Arm und es war schier unmöglich, unserer Lulu zu erklären, dass meine Absichten vollkommen ehrenhaft waren. Natürlich wurde Stella, während ich das tat, auch noch immer hysterischer.«
    Mario stöhnte. Aber er lachte auch. »Oh, verdammt, Jock, du weißt doch wie Lucia ist!«
    »Ja, ja, sicher. Sie ist altmodisch erzogen worden und versuchte ihr äußerstes , uns auch so zu erziehen. Ich glaub’, es ist ihr nie in den Sinn gekommen, dass ich auf dem gleichen Bett mit Stella sein könnte, ohne duweißt -schon-an-was zu denken. Aber, wie auch immer, ich bin wütend geworden. Verdammt, für was für ‘nen Schweinehund hält Lu mich? Ich hab’ auch Respekt vor der Familie. Glaubt sie vielleicht, dass ich ein Mädchen hier unter das Dach meiner Mutter bringe und sie behandele, als wär’ sie jemand, den ich auf der Straße aufgesammelt hätte?«
    »Lu glaubt wohl, dass du sie auf dem Rummel aufgelesen hast, das ist ungefähr dasselbe«, murmelte Mario.
    »Darum geht’s nicht. Wenn ich so was machen würde, und ich sag’, weiß Gott, nicht, dass ich besser bin als andere – ich bin kein Priester, Mönch oder so –, dann würde ich es sicher nicht im Haus meiner Mutter und direkt unter Lus Nase tun!«
    Tommy blickte zu Boden und wu ss te, dass beide ihn vergessen hatten.
    Mario beugte sich über Johnny und klopfte ihm auf die Schulter.

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