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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kaltes, nasses Gesicht an seinem und die eigenartige Weichheit ihres dünnen, in den schweren, warmen Bademantel eingewickelten Körpers. Kurze Erregung rührte sich in ihm, aber er war sogar dafür zu müde.
    Er lag da, sah Bilder wie Blitze in der Dunkelheit: das Zittern des MG-Steuers in seinen Händen; den Regen, der auf Stellas Kopf klatschte; seine Mutter vor ihrem Wohnwagen im Regen; das windige Zittern und Schwingen der Luftleiter im hohen Wind von Arizona an einem stürmischen Tag.
    Im Traum fühlte er jetzt das Schwingen der Strickleiter unter sich. Mario und Liss – oder nein, es war Stella – auf dem Brett direkt über ihm. Er trat auf das Brett und gab Mario das schwarzumwickelte Trapez, der es packte und losscho ss , fliegend, frei… Da sah Tommy, dass das Trapez am Rande des Canyon stand. Am Rande der Welt. Und er und Mario schwangen bei ihrem gemeinsamen Flug hinaus über den großen Golf, und weit unter ihnen das Rauschen der Brandung … Er stieß einen erstickten Protest aus, murmelte: »Aaaah«, und richtete sich im Bett auf. Durch die geöffnete Tür schien ihm Licht vom Flur her ins Gesicht.
    »Sch, ich bin’s nur«, flüsterte Mario. Er sah groß und ungewohnt aus, in seinem gebügelten, dunklen Anzug und Schlips. Er trug seine Schuhe in der Hand. Er schlo ss leise die Tür und kam im Mondlicht herüber zum Bett.
    »Es war so spät, als wir zurückkamen, da hat mir Papa Tony gesagt, ich soll hierbleiben. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich hab’ gehofft, ich könnte reinkommen, ohne dich zu stören.«
    Noch ein bi ss chen verwirrt von dem Traum, richtete sich Tommy auf und rieb seine Augen.
    »Du kannst das Licht anmachen, wenn du willst.«
    »Es geht schon.«
    Mario stellte seine Schuhe hin und setzte sich aufs Bett, um seinen Schlips zu lösen. »Wart ihr hier einsam, den ganzen Tag allein, du und Stella? Ihr hättet mitkommen sollen. Es ist eine schöne Fahrt da hinaus. Was habt ihr gemacht?«
    »Stel hat mich mitgenommen und mir beigebracht, den MG zu fahren.«
    »Verdammt«, sagte Mario. »Ich wollte es dir schon den ganzen Winter über beibringen. Ich vergesse es immer.
    Also war Stel schneller als ich. Es macht mehr Spaß , einen MG zu fahren, als meine alte Mühle, was?« Ein weißes Hemd schwebte auf den Boden. Mario ging zum Schreibtisch und bewegte sich leicht im Halbdunkel.
    »Der ganze Kram hier in der unteren Schublade … ja, hier ist ein Schlafanzug. Komm, wir können am Morgen weiterreden . Rück rüber und schlaf wieder ein.«
    Gehorsam rückte Tommy zur Seite an die Wand. Mario saß am Rande des Bettes, um sich den Schlafanzug über die Beine zu streifen . Plötzlich war Tommy verlegen, weil er nackt schlief. Er konnte sehr deutlich im Mondschein sehen, wie Mario die Jacke zuknöpfte. Mario drehte sich um und berührte Tommys nackten Arm, der oben auf der Decke lag.
    »Ist dir nicht kalt?«
    »Ich hab’s mir irgendwie abgewöhnt, was anzuhaben«, murmelte Tommy.
    Er hörte Mario leise lachen.
    »Wenn du den Winter in einer Fliegenfalle wie meiner verbringen mü ss test und deine Vermieterin wär’ so knau serig mit der Heizung wie meine, dann würdest du es dir sehr schnell wieder angewöhnen.«
    Er legte sich hin, zog die Decke hoch und drehte sich auf die Seite, mit dem Rücken zu Tommy.
    »Möchtest du mehr Kopfkissen?«
    »Nein. Es ist gut. ‘Nacht, Tom.«
    »Gute Nacht.«
    Tommy schlo ss die Augen und lag sehr ruhig da. Sein nacktes Bein berührte gerade den Stoff von Marios Schlafanzug. Er zog es vorsichtig weg aus Angst, Mario zu stören. Er öffnete seine Augen wieder und sah ins Mondlicht. Mario bewegte sich, und Tommy hielt die Luft an. Mario machte eine langsame, schläfrige Bewegung und drehte sich auf sein Gesicht, sein Arm unter dem Kopfkissen. Tommy, der sehr ruhig an der Wand lag, hörte Marios ruhigem Atmen zu, seine eigenen Augen fielen ihm zu …
    Plötzlich bemerkte Tommy, dass er wieder geschlafen hatte, denn der Mond schien nicht mehr ins Zimmer und es war stockdunkel draußen . Anscheinend hatte ihn eine Bewegung von Mario geweckt; der schlief unruhig, wälzte sich hin und her. Er lag nun Tommy zugewandt, Tommy spürte seinen warmen Atem; Marios Arm lag über Tommys nackter Bru st. Tommy fühlte sich steif und verkrampft vom Stillliegen . Er bewegte sich vorsichtig, um sich freizumachen, aber durch die Bewegung knarrte das Bett, und Mario rührte sich wieder, murmelte schläfrig etwas Unverständliches und streckte seine Arme

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