Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
angerannt.
»Warum?«, rief er. »Warum musste meine Bar dran glauben? Ich muss es wissen.«
»Sie sind genauso begriffsstutzig wie Ihr Sohn«, erwiderte Elizabeth, der man mittlerweile Handschellen angelegt hatte. »Ist das nicht sonnenklar? Ich habe das Gebäude abgefackelt, um an das Geld zu kommen. Ich werde das ausstehende Darlehen zurückfordern, und dann gehört das Geld mir!«
»Sie sollten sich was schämen!«, stieß George hervor.
»Ihr könnt meine Großmutter doch nicht einfach ignorieren, wenn ihr eine Dokumentation über diese Stadt dreht! Die Bürgermeisterin muss auch in diesem Film zu Wort kommen! Mary Perkins – das ist hier ein wichtiger Name! Stattdessen habt ihr diesen Jammerlappen interviewt, der denkt, er könnte die Stelle einnehmen, die meiner Familie vorbehalten ist! Meiner Familie!« Die Augen traten ihr aus den Höhlen. Spätestens jetzt bestand kein Zweifel mehr, dass sie übergeschnappt war.
»Bringen Sie sie weg«, drängte Lauren die Polizisten. Sie war den Tränen nahe.
»Noch nicht. Eines muss noch gesagt werden.« Elizabeth zeigte mit dem Finger auf Gabrielle. »Miss Donovan!«
Gabrielle lief es eiskalt über den Rücken, als sie den Blick der jungen Frau auf sich ruhen spürte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und war entschlossen, sich ihre Furcht nicht anmerken zu lassen, obwohl das Blut aus ihrem Gesicht gewichen war. Derek trat hinter sie, legte ihr eine Hand auf die Schulter und zog sie an sich, so dass sie seinen starken Körper spüren konnte.
»Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten den Fluch mit einem Ihrer lächerlichen Bücher unwirksam machen. Alle in dieser Stadt wissen, dass er existiert, und auch Sie werden schon bald daran glauben, wenn Ihr Leben den Bach runtergeht. « Beim Klang ihres irren Lachens zog sich Gabrielles Herz schmerzhaft zusammen.
Derek drückte ihre Schulter.
»Das werden wir ja sehen.« Gabrielle reckte tapfer das Kinn nach vorn. »Die Zeiten, in denen Ihre Familie Angst und Schrecken verbreitet hat, sind vorbei. Die Perkins haben skrupellos alles aus dem Weg geräumt, was ihnen bei der Erreichung ihre Ziele im Weg stand. Darauf haben sie ihre Macht begründet, und damit ist jetzt Schluss. Es gab nie einen Fluch. Sie sind entlarvt.«
Elizabeth kreischte auf, wurde jedoch in das Polizeiauto geschoben, ehe sie weiter protestieren konnte. Der Wagen mit ihrer Großmutter war bereits unterwegs.
Lauren warf Gabrielle und dem Rest der Umstehenden einen entschuldigenden und zutiefst beschämten Blick zu, dann stieg sie in das letzte Polizeiauto.
Gabrielle drückte Dereks Hand. Sie verspürte unwillkürlich Mitleid mit der jungen Frau, die bislang offenbar nichts von den Machenschaften ihrer Schwester und ihrer Großmutter gewusst hatte.
Während sich der Menschenauflauf allmählich zerstreute, rief sich Gabrielle immer wieder in Erinnerung, dass sowohl Mary Perkins als auch ihre Enkelin geisteskrank waren. Und doch fröstelte sie trotz der Sommerhitze, wenn sie an Elizabeths letzte Worte dachte. Ihre Drohung sollte natürlich in erster Linie verhindern, dass Gabrielle ihr Buch schrieb, sie konnte jedoch auch anderweitige, viel weitreichendere Konsequenzen haben – zum Beispiel für ihre Beziehung zu Derek. Ihre gemeinsame Zukunft hing an einem seidenen Faden.
Die Feuerwehr hatte den Brand im Wave inzwischen unter Kontrolle, aber von dem Lokal war nicht mehr viel übrig. Was die Besitzverhältnisse und die Versicherung anging, gab es wohl so einigen Klärungsbedarf, doch das Unheil, das Mary Perkins und ihre Enkelin hier angerichtet hatten, zog noch viel weitere Kreise, und die Folgen würden ungleich schwerer einzudämmen sein.
Gabrielle schielte zu Derek. Blieb nur zu hoffen, dass ihre Beziehung zu dem Mann, den sie liebte, nicht auch zu den Kollateralschäden zählen würde.
»Was für ein Tag«, stöhnte Gabrielle, als sie schließlich das Gästehaus betraten.
Auch Derek fühlte sich wie ausgepumpt. Die Ereignisse der letzten Stunden hatten ihn bis ins Mark erschüttert, und obendrein stand er noch unter dem Eindruck des Streits mit Marlene und fürchtete nach wie vor, Holly womöglich nicht wiederzusehen.
Eben hatten sie Hank nach Hause gebracht und Onkel Thomas versichert, dass sie alle wohlauf waren. Das von Elizabeth gelegte Feuer und die Verhaftung der Bürgermeisterin und ihrer Enkelin waren das Stadtgespräch Nummer eins.
»Wer hätte
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