Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
gedacht, dass Elizabeth Perkins so auf das unheilvolle Erbe ihrer Familie erpicht ist?«, sagte er.
Gabrielle schauderte. »Tja, aber geerbt hat sie in erster Linie die Geistesgestörtheit ihrer Familie. Obwohl Lauren zugegebenermaßen erfrischend normal gewirkt hat. Ich hoffe nur, sie kommt klar.«
Derek nickte. »Ich auch. Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt.«
»Die Sanitäter meinten jedenfalls, dass Kayla lediglich einen schlimmen Bluterguss abbekommen hat, keine Gehirnerschütterung. «
Derek saß noch immer der Schreck in den Knochen, weil er Gabrielle um ein Haar verloren hätte. Die Minuten, in denen er darauf gewartet hatte, dass sie endlich aus dem brennenden Haus kam, waren die längsten seines Lebens gewesen.
Sie warf ihre Tasche auf das Sofa.
Das Sofa, auf dem sie sich geliebt hatten, dachte Derek. Er würde es wohl nie vergessen. Die Erinnerung daran war für immer in sein Gedächtnis eingebrannt.
Auch, wenn er nicht länger mit Gabrielle zusammen sein konnte.
»Derek?«
»Hmm?«
Sie kam auf ihn zu. Sie trug kein Make-up, ihre Frisur war zerzaust, und ihr Gesicht war tränenverschmiert. Und doch war sie die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
»Wir müssen uns unterhalten«, sagte sie.
Sogleich rebellierte sein Magen. Solange zwischen ihnen alles unausgesprochen blieb, konnten sie weitermachen wie bisher. Doch sobald sie darüber redeten , war das Leben, wie sie es sich eingerichtet hatten, vorbei. Die Illusion würde platzen wie eine Seifenblase.
Doch sie hatte Recht.
Es war Zeit.
»Mary Perkins’ Schreckensherrschaft ist zu Ende. Die Polizei wird wohl noch eine Weile brauchen, um herauszufinden, was genau sie und ihre Enkelin alles angerichtet haben, aber es ist vorbei. Jetzt wissen alle, dass der Fluch nur ein Hirngespinst war, ein Vorwand, mit dem sie sich ihre Macht gesichert hat.« In Gabrielles Augen blitzten die Entschlossenheit und die Beherztheit auf, die er so an ihr liebte.
Selbst nach einem Tag wie diesem war ihr Mut ungebrochen. Derek nickte. »Wollen wir hoffen, dass das für die Leute gewissermaßen eine Erlösung ist.« Denn in dieser Hinsicht musste er ihr Recht geben – bestimmt würden sich die Menschen, die von Mary Perkins aus reiner Machtgier erpresst und bestochen worden waren oder sonst irgendeinen Schaden davongetragen hatten, befreit und rehabilitiert fühlen.
»Und was ist mit dir?« Gabrielle stemmte die Fäuste in die Hüften. »Fühlst du dich erlöst?«
Er atmete tief aus. »Ich bin erleichtert.« Er wählte seine Worte sorgfältig. »Erleichtert, weil du nicht mehr in Gefahr schwebst. Ich bin froh, dass dein Plan aufgegangen ist und Mary Perkins endlich ihr wahres Gesicht gezeigt hat. Aber was den Fluch angeht, hat sich für mich nicht viel geändert.«
»Warum überrascht mich das nicht?«, stöhnte Gabrielle voll unterdrückter Wut. An ihrer Wange zuckte ein Muskel.
Derek konnte sie nur zu gut verstehen, konnte ihren Zorn durchaus nachempfinden. Auch er war wütend auf sein Schicksal, aber er hatte sie nicht angelogen. Er hatte ihr nie mehr versprochen als das Jetzt und Hier , hatte nie geleugnet, dass er bei jeder seiner Entscheidungen die Geschichte seiner Familie im Hinterkopf hatte.
»Mary Perkins hat die Naivität der Bürger ausgenutzt, um sie zu terrorisieren. Diese Leute sind jetzt frei. Aber ich? Die Männer in meiner Familie? Nichts von dem, was heute geschehen ist, ändert etwas an der Tatsache, dass über Generationen hinweg jeder Corwin, der sich verliebt hat, auf rätselhafte Weise alles verloren hat, was ihm lieb und teuer war. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, hat das Schicksal auch jeder Frau, die sich je mit einem Corwin eingelassen hatte, übel mitgespielt. Du siehst ja, was dir heute beinahe geschehen wäre – und nur, weil du ein Buch über meine Familie schreibst. Wir sind verflucht«, stellte er fest.
»Das ist doch alles Unsinn, Derek. Was haben denn die heutigen Ereignisse mit dem Fluch zu tun? Und wie willst du diesen Fluch überhaupt aktiviert haben, wo du nicht ein einziges Mal zugegeben hast, dass du mich liebst? Ich wette, du wagst es noch nicht einmal zu denken!«, rief sie frustriert.
Er stöhnte auf. Gegen ihre Logik kam er nicht an. Aber es war nicht Logik, die seine Entscheidungen beeinflusste, sondern hier ging es um seine Furcht und Erfahrungswerte. »Selbst wenn es nicht so ist – ich kann
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