Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
George zu sprechen, hatte sie festgestellt, dass das Lokal auch tagsüber von vielen Leuten besucht wurde, weil man hier gut zu Mittag essen konnte. Also hatte Gabrielle einen Tisch in der Ecke in Beschlag genommen, um an ihrem Buch zu arbeiten. Zugleich hatte sie die Gelegenheit genutzt, George, seine Angestellten und seine Gäste zu interviewen.
Zunächst hatten die Menschen misstrauisch reagiert, doch als sie sahen, dass George ihr vertraute, überwanden sie ihre Scheu und begannen auszupacken. Auf diese Weise erfuhr Gabrielle mehr über den Corwin-Fluch und die Wirkung, die er auf die restliche Stadtbevölkerung ausübte, als sie sich erhofft hatte. So gestanden ihr zum Beispiel einige Frauen, sie hätten es nicht gewagt, sich mit den Corwin-Männern von Hanks Generation einzulassen. Darüber hinaus war es auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, um einige alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen.
Am allerwichtigsten jedoch war die Tatsache, dass Gabrielle mit ihren Interviews eine Art öffentliche Diskussion entfachte, zumal die Befragten natürlich die Hoffnung hegten, ihr Name würde in dem Buch erwähnt werden. Gabrielle und ihr Buch avancierten zum Stadtgespräch und Mary Perkins würde hoffentlich bald zu Ohren kommen, dass Gabrielle Donovan in ihrem neuesten Buch so manches alte Geheimnis lüften und als Humbug entlarven würde.
Genau darauf legte es Gabrielle ja auch an. Die Bürgermeisterin sollte nervös werden.
Sie sollte sich derart in die Ecke gedrängt fühlen, dass sie irgendwann aus einem Impuls heraus handelte. Einen Fehler machte. Und dann würde Gabrielle zur Stelle sein und der Schreckensherrschaft von Mary Perkins ein für alle Mal ein Ende setzen.
Es lief also alles nach Plan – bis plötzlich ein vor Wut schnaubender Derek hereinstürmte.
Er marschierte schnurstracks auf sie zu, stützte beide Hände auf den Tisch und beugte sich drohend über sie. »Ich hoffe, du hast eine gute Begründung für die Show auf Lager, die du hier abziehst – eine, die in mir nicht das Bedürfnis weckt, dich auf der Stelle zu erwürgen«, knurrte er.
»Äh … das leckere Essen?« Sie deutete auf einen Teller Mini-Hamburger, die George speziell für sie gemacht hatte.
Derek schüttelte den Kopf. »Eine Chance kriegst du noch.«
»Okay … die nette Gesellschaft?« Gabrielle sah zu George, der Derek von seinem Platz hinter der Bar aus zuwinkte.
»Gabrielle«, presste Derek wütend hervor.
»Du weißt genau, was ich hier mache. Wenn ich dir gesagt hätte, was ich vorhabe, dann hättest du nur versucht, mich davon abzubringen.«
»Da hast du verdammt Recht. Ich hätte …«
Sie erhob sich und sah ihm in die Augen. »Und ich wäre trotzdem hergekommen, und du hättest dich geärgert …« — sie senkte die Stimme —, »… und dann hätten wir in den vergangenen Nächten wohl kaum so tollen Sex gehabt«, säuselte sie.
Ihr Körper reagierte auf ihre eigenen Worte; die Erinnerungen daran, wie – und wo – er sie überall geküsst hatte, übermannten sie.
Sie räusperte sich.
In seinen Augen spiegelte sich das Verlangen, doch seine Miene blieb hart. »Du hast mich also angelogen, um unser Liebesleben nicht aufs Spiel zu setzen?«, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich habe nicht gelogen. Ich hab gesagt, ich gehe zur Arbeit. Ich hab nur nicht näher ausgeführt, wohin.«
Er umklammerte die Tischplatte, so dass seine Knöchel weiß anliefen. »Du hast behauptet, du gehst in die Bücherei. «
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, soweit ich mich entsinne, hast du gesagt: ›Du bist dann also in der Bücherei bei Sharon? ‹, und ich bin dir die Antwort schuldig geblieben.«
»Damit hast du mich in die Irre geführt.«
Gabrielle nickte. »Zugegeben, aber … Herrje, kommst du etwa gerade aus der Bücherei? Ist Sharon noch am Leben?«
Er verdrehte die Augen. »Sie ist jedenfalls in besserer Verfassung als du es sein wirst, wenn ich mit dir fertig bin«, knurrte er. »Und jetzt los. Wir gehen mit Dad und Holly Mittag essen.«
Gabrielle wusste, wann sie den Rückzug antreten musste. Mit einem knappen Nicken schloss sie ihren Laptop und sammelte ihre Unterlagen ein.
In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Derek drückte es sich ans Ohr und bellte: »Hallo?«
Er lauschte eine Weile.
Heute schien nicht gerade sein Glückstag zu sein, denn die Falten auf seiner Stirn wurden
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