Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
aber jetzt hat sie beschlossen, zwei Wochen früher als geplant nach New York zurückzukehren. Sie vermisst Holly und möchte sie am Wochenende holen kommen«, erläuterte Derek gepresst und sichtlich enttäuscht.
Gabrielle schüttelte den Kopf. »Das tut mir schrecklich leid.«
»Ich sollte mir das nicht gefallen lassen. Ich sehe Holly ohnehin viel zu selten.«
Gabrielle hatte vollstes Mitgefühl, wollte ihn aber vor einer überstürzten Reaktion bewahren, mit der er sich womöglich ins eigene Fleisch schnitt. »Aber hast du nicht erzählt, dass Marlene erst vor kurzem zur Vernunft gekommen ist, was das Besuchsrecht angeht? Wenn du jetzt einen Streit vom Zaun brichst, geht das Gerangel womöglich wieder von vorn los.«
»Auch wieder wahr. Sie hat ohnehin versprochen, Holly rechtzeitig zu ihrer Geburtstagsparty wieder herzubringen. Und sie meinte, Holly könnte bis zum Schulanfang so oft herkommen, wie es sich einrichten lässt«, räumte Derek ein, obwohl es ihm sichtlich schwerfiel. »Aber ich finde es trotzdem ungerecht, dass ich sie wieder hergeben soll, nur weil Marlene sie vermisst.«
Gabrielle rückte näher und ergriff seine Hand. »Ich bin auf deiner Seite«, versicherte sie ihm. »Ich wollte dich bloß an die möglichen Konsequenzen erinnern.«
Er lächelte grimmig. »Danke.«
»Ähm … Derek? Weiß Marlene eigentlich, dass ich statt Holly bei dir wohne?« Gabrielle fragte sich, ob Marlene überhaupt irgendetwas von ihr wusste, sei es nun, was die Vergangenheit betraf oder ihre jetzige Verbindung.
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe es ihr jedenfalls nicht gesagt. Ich wusste nicht, wie sie die Tatsache aufnehmen würde, dass ich Holly, quasi kaum dass sie hier war, gleich wieder ausquartiert habe.«
Gabrielle stöhnte. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich zurück. »Es tut mir so leid. Ich sollte überhaupt nicht hier sein. Ich sollte mir in Boston ein Hotelzimmer nehmen. Dort wäre ich genauso sicher wie hier.«
»Klar könntest du das, aber du wirst es nicht tun. Ich will dich hier haben, wo ich höchstpersönlich dafür sorgen kann, dass du in Sicherheit bist. Und außerdem: Du hast doch gesehen, wie Holly sich aufgeführt hat, nur weil wir dich nicht zum Essen mitgenommen haben. Kannst du dir vorstellen, was für einen Aufstand sie macht, wenn du in ein Hotel ziehst?«
Gabrielle schüttelte lachend den Kopf. »Ach, ich liebe dieses Kind.«
Es war ihr einfach so herausgerutscht, und sie hätte ihre Worte nicht mehr zurücknehmen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Aber sie wollte Derek auch nicht vergraulen. Sie musterte ihn aus den Augenwinkeln. Falls er es gehört hatte, dann ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. Zweifellos war er viel zu sehr in Gedanken versunken, weil Holly ihn früher als geplant verlassen sollte. Gabrielle hätte eigentlich erleichtert sein müssen, dass er ihren Worten keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Stattdessen verspürte sie eine gähnende Leere in ihrem Inneren. Eine Leere, die sich mit der Zeit nur noch weiter ausdehnen würde.
In dieser Nacht lag Derek noch lange wach. Lange nachdem er und Gabrielle ins Bett gegangen waren, lange nachdem sie sich geliebt hatten und eng umschlungen eingeschlafen waren. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu dem vergangenen Abend zurück.
»Ich liebe dieses Kind.« Derek hatte jedes Wort aus Gabrielles Mund klar und deutlich vernommen. Er hatte so getan, als sei er zu beschäftigt, um darauf zu reagieren.
Er war völlig ratlos, was Gabrielle und seine Gefühle für sie anbelangte, die tagtäglich intensiver wurden. Im Augenblick war nur eines wichtig: dass ihr nichts passierte. Schon deshalb war es das Vernünftigste, wenn Holly zu ihrer Mutter nach New York zurückkehrte; auch wenn es ihm nicht gefiel. Aber er musste Marlene zu verstehen geben, dass er ihr solche Aktionen in Zukunft nicht mehr durchgehen lassen würde. Sie sollte gar nicht erst versuchen, irgendwelche albernen Termine auf seine Wochenenden zu legen. Und er würde sich nicht mehr mit Ausreden abspeisen lassen, wenn er anrief und mit Holly reden wollte.
Gleich morgen früh würde er Holly ein eigenes Mobiltelefon besorgen – mit eingeschränkter Nutzung natürlich – , damit er sie anrufen konnte, wann immer ihm danach war.
Sie hatten sich gerade erst wiedergefunden.
Und er würde nicht zulassen, dass sie ihm erneut weggenommen wurde.
Die Tage vergingen, und
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