Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Punkt!“, fuhr sie Helen an. „Mit dem sicher nicht! Ich möchte einfach nur meine lustige und fröhliche Freundin Helen zurück, die hier früher mit mir gewohnt hat. Sag ihr einen Gruß, falls du sie treffen solltest. Ich vermisse sie!“ Mit den letzten Worten knallte Yvonne die Tür ins Schloss. Das Klackern ihrer Absätze hallte in Helens Ohren nach.
Plötzliche Einsamkeit überfiel sie in der leeren Wohnung. Sie wusste, dass Yvonne recht hatte, und durfte ihre Laune nicht länger an ihr auslassen. Wie gerne wollte sie aus ihrem Versteck heraus. Schließlich sehnte sie sich nach Liebe. Aber die letzte Katastrophe hatte ihr endgültig das Vertrauen in ihr Glück genommen.
In vier Wochen beendete sie ihren unspektakulären Job. Sie hatte ihn angenommen, um sich erst mal die Wunden zu lecken und nicht mitbekommen zu müssen, wie sie zum Tratschthema Nummer eins wurde. Nur riskierte sie damit ihre Karriere. Sie hatte bereits einige begehrte Preise als Bühnenbildnerin gewonnen, aber wenn sie nicht am Ball blieb, hatte sie sich umsonst dafür abgerackert. Wenn sie das verhindern wollte, musste sie leider wieder unter Leute. Auf der Premierenparty, zu der Yvonne sie mitschleppen wollte, könnte sie Kontakte mit Regisseuren und anderen interessanten Personen knüpfen.
Unentschlossen und mit gemischten Gefühlen machte sich Helen kurz vor sechs auf den Weg zum Friseur.
„Yvonne Petterfy, ich habe einen Termin“, stellte sich Helen mit falschem Namen vor. Sie schob ihre Karte mit ausgestrecktem Arm über die Theke und strich sich nervös eine Locke hinters Ohr. Die Frau am Empfang musterte Helen abschätzig und suchte gelangweilt den Eintrag im Terminbuch.
„Um sechs. Bei Fabian Kehrbusch“, hakte Helen ungeduldig nach und deutete auf den Eintrag, den sie bereits entdeckt hatte.
„Ah ja. Bitte setzen sie sich noch einen Moment. Herr Kehrbusch wird gleich bei Ihnen sein.“ Die Dame rang sich ein Lächeln ab und zeigte auf ein paar Rattansessel, die von ausladenden Topfpflanzen umgeben in einer Ecke standen.
Helen ärgerte sich über die arrogante Angestellte. Aber was hatte sie anderes erwartet von einem Star-Friseursalon? Sie hätte nicht herkommen sollen, sie passte nicht in diese Umgebung. Zudem musste sie schwindeln, um hier sein zu dürfen, und gerade das bereitete ihr Sorgen. Einen Augenblick überlegte sie, ob sie wieder gehen sollte. Aber wie hätte sie das Yvonne erklären sollen, die ihretwegen auf diesen Termin verzichtet hatte? Also marschierte sie entschlossen auf die Sitzgruppe zu.
Unter den üppigen Pflanzen fühlte sich Helen wie in einer Dschungelhöhle. Aus versteckten Lautsprechern ertönte leises Vogelgezwitscher und ein kleiner Zimmerspringbrunnen plätscherte gemütlich vor sich hin. Helen ließ sich in einen der großen Sessel fallen und atmete tief durch. Der Duft von Lilien lag in der Luft und sie entdeckte einen riesigen Blumenstrauß in einer Bodenvase.
Auf dem Tischchen vor ihr stapelten sich einige Zeitschriften und vorsichtig versuchte sie, eine der unteren herauszuziehen. Gerade als sie die schöne Wohnzimmereinrichtung auf dem Titelblatt besser erkennen konnte, gerieten die obersten Zeitungen unaufhaltsam ins Rutschen. Klatschend landete der Haufen auf dem Boden.
„So ein Mist!“, fluchte Helen leise und kniete sich nieder, um das Chaos zu beheben. Eilig schmiss sie die Zeitschriften wieder zurück auf den Tisch. Hoffentlich hatte die arrogante Empfangsdame nichts bemerkt. Aus dem Augenwinkel nahm sie plötzlich eine Bewegung wahr und schaute erschrocken auf. Wie aus dem Nichts herbeigezaubert, stand ein Mann vor ihr. Er hatte kurze, hellbraune Locken und eine athletische Figur. Auf der Mitte seines markanten Kinns befand sich ein kleines Grübchen. Aber es waren seine dunkelbraunen, samtenen Augen, die ihren Blick in den Bann zogen. Sie schienen kleine, goldene Funken zu sprühen. Helen starrte ihn wie hypnotisiert an.
Das Geräusch von erneut hinunterfallenden Zeitschriften ließ sie aufschrecken. Hastig schob sie die Papierflut zusammen, rutschte auf einer Illustrierten aus und stieß gegen die große Bodenvase. Mit einem Satz sprang der Mann neben sie und fing die Vase auf.
„Sie scheinen mir eine umwerfende Persönlichkeit zu sein.“ Er grinste verschmitzt. Helen spürte, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. „Ich bin übrigens Fabian Kehrbusch.“ Er streckte ihr seine Hand entgegen.
Sein Händedruck war fest und warm. „Ich bin Helen
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