Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
viele der Stars an sich hatten, die hierher kamen. Wie hätte er diese wunderschöne Frau mit dem natürlichen Charme dem zynischen Spott seines Chefs preisgeben können?
Andererseits hatte er seinen Chef gerade angelogen. Es war nicht seine erste Lüge, aber diese konnte viel leichter auffliegen und das würde übel für ihn enden. So etwas hatte er noch nie für eine Frau getan. Schnell verdrängte Fabian den Gedanken und begann, nervös mit einem Kamm zu spielen. „Wir sollten ein paar Details klären. Was für eine Frisur darf ich dir denn machen?“
„Diese Mähne muss einfach nur gebändigt werden“, erklärte Helen. Sie wirkte jetzt deutlich entspannter. „Geschnitten werden soll nur das Nötigste. Ich wünsche mir schöne, ausgeformte Locken. Nicht so eine Wolle.“
Fabian befühlte professionell Helens kräftiges Haar. „Das kriegen wir hin.“ Er lächelte ihr ermutigend zu. Dabei fiel sein Blick durch den Spiegel auf ihre Augen. Er spürte, wie ein zartes Prickeln sich in seinem Körper ausbreitete.
Wenig später legte Helen ihren Kopf in die Ausbuchtung des Waschbeckens und warmes Wasser floss über ihr Haar. Sie fühlte, wie Fabians Finger sich durch ihre Locken bahnten. Leise knisterte Schaum an ihrem Ohr.
Fabian begann, langsam und rhythmisch ihre Kopfhaut zu massieren. Die Welt verschwamm um Helen und sie schloss die Augen. Behutsam kreisten seine Fingerspitzen auf ihrer Haut und bewegten sich auf Helens Stirn zu. Plötzlich waren sie nicht mehr in ihrem Haar, sondern strichen über ihre Stirn. Helen versteifte sich einen Augenblick, ergab sich dann aber Fabians Händen. Vorsichtig erforschten diese ihre Schläfen, fuhren zart um ihre Ohren und glitten in ihren Nacken. In ihrem Bauch explodierte ein kleines Feuerwerk. Die Bedächtigkeit, mit der seine Finger über ihren Kopf wanderten, ließ Helen erschauern. Sie stellte sich vor, wie Fabians Hände von ihrem Kopf, den Hals hinab, über Rücken, Po und Schenkel streichelten. Und wieder hinauf. Helen konnte kaum noch atmen. Was für ein wundervoller Traum! Wie lange hatte sie solche Berührungen nicht mehr genossen und wie sehr sehnte sich ihr ganzer Körper danach? Das sanfte Rauschen von Wasser holte Helen viel zu früh aus ihrer zauberhaften Fantasiewelt zurück und ein warmer Schwall spülte den Schaum aus ihren Haaren.
Fabian schlang ihr ein Handtuch um den Kopf und Helen konnte ihm aus Scham nicht in die Augen schauen. Als sich ihre Blicke endlich trafen, lächelte er verlegen. „War das gut so?“, fragte er leise.
Helen räusperte sich und brachte mühsam ein krächzendes „Ja“ hervor.
Das war das Heißeste, was sie seit langer Zeit erlebt hatte. Aber du weißt, wie das endet Helen Kreuzer, wenn erst mal das berühmte Kribbeln anfängt, ermahnte sie sich selbst. Wenig später ist dein ganzer Verstand benebelt und du lässt dich zu Dingen hinreißen, die in einer neuen Katastrophe, verheulten Nächten und einem gebrochenen Herzen enden. Andererseits war träumen ja nicht verboten, überlegte sie. Solange es dabei blieb.
2
Helen stand vor ihrem Kleiderschrank und warf ein Oberteil nach dem anderen auf das Bett, wo schon ein Stapel mit Röcken und Hosen lag. Dann fiel ihr Blick in den Wandspiegel. Endlich saßen ihre störrischen Locken so auf ihrem Kopf, wie sie es wollte. Ihre Haare waren hochgesteckt, bis auf einige Strähnchen. Außerdem steckten zwei azurblaue Federn keck in der Haarpracht. Sie war schon geschminkt und erkannte sich selbst kaum wieder. Helen lachte ihr Spiegelbild an.
Der Radiowecker neben ihrem Bett verkündete, dass es bereits 22:43 Uhr war. Helen hatte noch immer kein passendes Outfit gefunden. Nervös stöberte sie den Kleiderstapel durch. Während des Föhnens hatte Fabian ihr versprochen, auch zu der Party zu kommen. Zum Abschied hatte er ihr ein Küsschen auf die Wange gegeben und Helen wäre beinahe umgekippt, hätte Fabian sie nicht am Ellenbogen festgehalten. Sie entschied sich für einen kurzen dunkelblauen Seidenrock und ein türkisfarbenes Oberteil mit Wasserfallausschnitt.
Sie schaute erneut auf die Uhr. In zwei Minuten fuhr die Tram. Mit ihren 8-cm-Riemchensandalen konnte sie die niemals rechtzeitig erreichen. Also schrieb sie Yvonne noch eine SMS, dass sie sich verspätete.
Vor dem Eingang des Club Indochine wartete ihre Mitbewohnerin bereits. „Wow. Wer sind Sie und was haben Sie mit meiner Freundin gemacht?“, witzelte sie. „Du siehst fantastisch aus!
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