Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Du musst Fabian aber inspiriert haben! Der hat sich ja richtig verausgabt!“
Helen grinste, ohne es zu wollen, von einem Ohr zum anderen. „Apropos, wie lief es bei dir mit Eric und der Einzelprobe?“
Yvonne machte eine wegwerfende Handbewegung. „Sagen wir so: Die Choreografie können wir jetzt perfekt. Aber zum Liebestanz nach der Probe sind wir nicht gekommen.“ Yvonne seufzte. „Komm, lass uns reingehen.“
Auch Helen fröstelte in der noch frischen Sommerluft und wollte sobald wie möglich ins Innere des exotischen Clubs. Unerwartet blieb Yvonne stehen und umarmte Helen. „Schön, dass du wieder du selbst bist!“ Sie löste sich und nahm ihre Hand. „Und gut, dass ich dich auf die Gästeliste habe setzen lassen!“ Lachend zog sie Helen zum Eingang.
Drinnen steppte bereits der Bär. Es war die After-Show-Party zu einer Musicalpremiere und Yvonne wurde gleich an der Garderobe stürmisch von einer Kollegin begrüßt. Helen wartete etwas abseits auf ihre Freundin. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich ständig umschaute, um nach einer bestimmten Person Ausschau zu halten. Auch Yvonne hatte es bemerkt und kam zu ihr.
„Wen suchst du?“
„Niemanden. Ich kenne hier doch keinen“, schwindelte Helen. Dann entdeckte sie ihn. Fabian trug ein schwarzes Shirt, unter dem sich seine kräftigen Schultern und Arme abzeichneten. Er stand mit dem Rücken zu ihr an der Bar. Helen spürte ihr Herz schneller schlagen und blickte kurz zu Yvonne. „Ich geh mal eben Fabian begrüßen.“ Sie lächelte und ließ ihre Freundin mit offenem Mund stehen.
Als Helen die kleine Treppe nach unten zur Bar erreicht hatte, drehte Fabian sich um. Er erkannte sie und sprang von seinem Barhocker auf. Helen fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Sie suchte Halt am Treppengeländer, griff aber ins Leere. Der Absatz einer Sandale streifte eine Stufenkante und sie verlor das Gleichgewicht. Fabian reagierte augenblicklich. Wie ein Pfeil schoss er nach vorne und fing sie mit den Armen auf. Helen klammerte sich an ihm fest.
Vorsichtig half er ihr auf die Beine. „Hast du dir etwas getan?“
Helens Knöchel schmerzte, ließ sich aber bewegen. „Nein“, stammelte sie und spürte, wie sie knallrot anlief. Sie hatte das Gefühl, dass sämtliche Leute sie anstarrten, und meinte, aufgeregtes Tuscheln zu hören. Sie senkte den Blick, starrte auf den Boden und wünschte sich, auf der Stelle in demselben zu versinken.
„Was machst du denn für Sachen?“, Yvonne kam herangeeilt. „Oh je! Bleib genau so stehen.“ Sie lief um ihre Freundin herum und drängelte sich an ihre Seite.
Auch Fabian schien gesehen zu haben, was Yvonne entdeckte hatte, und lächelte verlegen. Helen blickte an sich hinunter. Ihr Rock war am Seitenschlitz aufgerissen. Ein Zipfel hatte sich an einer Schraube im Geländer eingeklemmt und gab den Blick bis zu ihrem Po frei. Vorsichtig nestelte Yvonne bereits an dem Stoff herum, um ihn zu lösen. Helen starrte Fabian mit schreckgeweiteten Augen an.
„Bis das Malheur behoben ist, werde ich uns mal ein paar Drinks besorgen“, schlug er höflich vor und entfernte sich wie ein wahrer Gentleman. „Was hältst du von Gin Tonic?“, fragte er im Gehen.
„Hört sich gut an.“ Helens Stimme zitterte.
„Und für deine Freundin?“
„Ein Havanna wäre super. Danke!“ kam es von der beschäftigten Yvonne zurück.
Helen starrte ihm hinterher.
„Hallo, Helen?“ Yvonnes Worte schienen, aus weiter Ferne zu kommen. Erst als Yvonne sie in den Arm knuffte, erwachte sie aus der Trance.
„Was ist denn mit dir los? Du siehst aus, als ob ein Meteorit eingeschlagen wäre.“ Yvonne hatte den Rock gelöst und wartete wohl bereits einige Zeit auf eine Reaktion.
Verlegen zuckte Helen mir ihren Schultern.
„Oh nein!“, rief Yvonne bestürzt. „Du bist verliebt! Du hast den gleichen Schafsblick, wie damals bei Stefan.“
Helen riss ihren Blick von Fabians Rücken los. Einen Moment rang sie mit sich, aber ihrer Freundin konnte sie sowieso nichts vormachen. „Ich glaub, du hast recht. Ist er nicht fantastisch?“, flüsterte sie aufgeregt. Nach Yvonnes Gesichtsausdruck zu urteilen, schien sie das leider anders zu sehen. Verunsichert erkundigte sich Helen: „War das nicht dein Plan? Ich könnte wetten, dass du dir das genau so vorgestellt hast, als du mich zu diesem traumhaft aussehenden, supersympathischen Fabian geschickt hast. Und es ist dir gelungen!“ Helen strahlte sie an. Heute konnte ihr nichts die Laune verderben,
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