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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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in Kronbergs besseren Kreisen zirkuliert. In diesem Fall wird er in der Lage sein, das Gegenteil zu beweisen. Und wenn nicht, wird es ihn ganz schön nervös machen.“
     
    Kurz darauf rufe ich Emilie Mandel an. Es ist unhöflich um diese Zeit anzurufen, zumindest in meinen Kreisen, aber in einer solchen Krise ist alles anders. Ron ist kurz vor unserer Hochzeit fremdgegangen, das gibt mir das Anrecht auf Mitgefühl. Auch wenn die Dame, deren Nummer ich gerade wähle, wahrscheinlich noch nicht einmal weiß, wie das Wort Mitgefühl geschrieben wird. Dafür aber weiß sie über alles und jeden Bescheid.
    Sie meldet sich, klingt ein wenig unwirsch, denn es ist noch ziemlich früh am Tag. Aber es dauert nicht lange und ihre Stimme schlägt in falsche Anteilnahme um. Ich soll unbedingt heute Nachmittag auf einen Kaffee vorbeischauen.
     
    Um vier Uhr klingle ich an ihrer Haustür. Wenige Minuten später sitzen wir in ihrem Wohnzimmer, jede mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Mit großer Anteilnahme lauscht sie meiner Geschichte.
    Wie leid ihr das alles tue, sie habe ja keine Ahnung gehabt. Ron und eine andere Frau? Sie werde mir helfen, alles, was in ihrer Macht stehe, zu tun. NATÜRLICH werde sie niemandem davon erzählen, keiner Menschenseele.
    Gut. Jetzt kann ich sicher sein, dass am Ende des Tages jeder Bescheid weiß, der uns auch nur im Entferntesten kennt.
    Mit einer schauspielerischen Höchstleistung erzähle ich Emilie Mandel alles, was sie unseren Freunden und Bekannten weitersagen soll. Ich vergieße sogar ein paar Tränen. Sehr mit mir zufrieden, lasse ich ihre Beileidsbekundungen über mich ergehen. Und dann frage ich sie nach Madeleine Barelli. Will erfahren, ob sie die Geliebte meines Mannes kennt. Mit genau dem richtigen Tonfall von Verzweiflung in der Stimme.
    Emilie sitzt einige Sekunden lang schweigend da und denkt nach. Ich nutze die Pause, um mich in ihrem Wohnzimmer umzusehen. Es ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal hier war. Wenn ich mich nicht täusche, ist diese …
    „Tamara?“ Emilie schaut mich fragend an. Richtig. Sie hat irgendetwas gesagt. Automatisch setze ich ein liebenswürdiges Lächeln auf.
    „Tut mir leid, Emilie. Ich bin heute nicht ganz bei mir. Das alles ist ein furchtbarer Schock. Was hast du gerade gesagt?“
    „Natürlich. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Du Arme.“ Emilie tätschelt mir mitfühlend den Arm. Wenn ich sie nicht kennen würde, könnte ich fast glauben, ihre Gefühle wären echt. So aber weiß ich, dass sie nur darauf wartet, endlich die Neuigkeit verbreiten zu dürfen.
    „Ich sagte gerade, ich kenne Madeleine Barelli seit Jahren. Sie ist in unserer Bridgerunde. Um ehrlich zu sein, mochte ich sie noch nie besonders. Sie sieht nicht schlecht aus, aber kein Vergleich mit dir.” Das ist gelogen, aber ich tue so, als wüsste ich das nicht. „Mir ist schleierhaft, was Ron an ihr findet. Außerdem …, ist sie nicht gerade in irgendeinen Skandal verwickelt? Da war doch was? Ach ja, ihr Ehemann ist verschwunden, wie praktisch! Dann haben die beiden jetzt freie Bahn, nicht wahr?” Emilie stoppt, als sie bemerkt, wie taktlos die letzte Bemerkung war.
    „Vielleicht hat er sie verlassen. Du weißt doch, ist Zigaretten holen gegangen und niemand hat ihn jemals wieder gesehen. Verdenken kann man es ihm nicht.” Die versuchte Wiedergutmachung klingt zwar etwas lahm, aber ich setze trotzdem ein weiteres dankbares Lächeln auf.
    „Und sonst weißt du nichts über sie?” Mein Ton klingt bittend, drängend. Ich möchte so viel wie möglich über diese Frau in Erfahrung bringen. Vielleicht hat sie den Mord begangen. Vielleicht deckt Ron seine Geliebte, obwohl ich es mir nicht vorstellen kann. So weit würde Ron nur für sich selbst gehen.
    Emilie missdeutet meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck als Schmerz, klopft mir unbeholfen auf den Rücken, sagt: „Es wird schon wieder werden. Du wirst sehen, in ein paar Wochen ist das alles nicht mehr so schlimm.” Wenn sie wüsste, wie schlimm es ist, und wie viel schlimmer es noch werden kann.
    Allmählich will sie mich loswerden. Ich merke, wie sie nervös wird, wie es ihr geradezu in den Fingern juckt, nach dem Telefonhörer zu greifen und den neuesten Skandal zu verbreiten.
     

 
    40
     
    Zufrieden mit meiner Leistung fahre ich nach Frankfurt zurück, kann es kaum erwarten, Christian von dem Gespräch zu erzählen. Davon, wie gut ich geschauspielert habe und wie Emilie den Köder geschluckt hat. Bald

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