Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
tut mir leid. Aber ja, es war Ron.“
Ich schließe die Augen, als könne ich so die Gefühle, die mich mit einem Mal überrollen, bewältigen. Aber es gelingt mir nicht. Ich habe fünf Jahre meines Lebens einem Lügner, Betrüger und Mörder geopfert und ich habe nie etwas gespürt. Nie vermutet, Ron könne zu solchen Taten fähig sein. Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie …?
Christians Hand auf meinem Arm unterbricht meine Gedanken. „Es ist nicht deine Schuld.“ Als ich nicht antworte, umfasst er mein Gesicht mit beiden Händen und zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. „Tamara, du kannst nichts dafür, dass Ron der Mensch ist, der er ist.“
„Aber ich hätte spüren müssen, was für ein Ungeheuer er ist. Wie konnte ich all die Jahre mit ihm zusammen sein, ohne zu merken, wie schlecht er ist? Wie konnte ich ihn lieben?“
„Tamara“, Christian sieht mich eindringlich an. So, als wolle er mit seinem Blick bis in meine Seele vordringen. „Ron ist ein Psychopath. Solche Menschen haben keine Schuldgefühle. Er fühlt sich im Recht, in allem, was er tut. Du kannst nichts dafür. Glaube mir.“
Obwohl ich höre, was er sagt, kann ich es nicht glauben. Tief in mir sitzt die Überzeugung, dass ich es hätte wissen müssen. Wieder schließe ich für einen Augenblick die Augen, versuche dem inneren Chaos Herr zu werden.
„Wie geht es weiter?“, frage ich, als klar wird, wie nutzlos dieser Versuch ist. „Warum hat Ron Barelli umgebracht?“
„Barelli war kurz davor, Rons Machenschaften aufzudecken. Aus diesem Grund musste er sterben.“
„Und ich hatte schon gehofft, es sei Eifersucht gewesen“, sage ich in dem kläglichen Versuch zynisch zu wirken.
„Nein, es war keine Eifersucht. Rons Affäre mit Madeleine war kühl kalkuliert. Er versuchte, über sie an weitere Informationen zu kommen. Er brauchte sie, um herauszufinden, was Barelli wusste. Durch sie erlangte er Zutritt zu Barellis Haus und hat dies genutzt, um in seinen Unterlagen zu schnüffeln. Außerdem diente sie ihm als Alibi in der Nacht, in der er Barelli ermordete. Ron hat sich übrigens an deinen Schlaftabletten bedient, um sie zu betäuben.“
„Warum wundert mich das nicht?“ Ich vergrabe den Kopf in den Händen und starre die Tischplatte an.
„Möchtest du in dein Hotel zurück?“ Christian klingt besorgt. Aber ich kann jetzt nicht aufhören. Ich muss Antworten auf die Fragen bekommen, die in meinem Kopf kreisen. Erst muss ich alles wissen. Dann kann ich Ruhe finden … oder auch nicht.
„Das Blut auf meinem Pullover. Das war Ron, nicht wahr?“
„Ja, er …“
„Er wollte mir den Mord anhängen“, beende ich den Satz für Christian.
„Das war seine Absicht. Aber du hast es ihm nicht leicht gemacht.“
„Wenigstens etwas“, murmele ich.
„Du hast Ron zehn Jahre seines Lebens gekostet. Mindestens.“ Christian grinst mich an. Seine Augen fordern mich auf, meinen Lebensmut zu finden. Ich ringe mir ein schiefes Lächeln ab. Eine Überzeugung beginnt sich, in mir zu regen. Ich habe einen Fehler begangen, als ich mich in Ron verliebte. Aber ich konnte nicht ahnen, was für ein Mensch er war. Und ich werde mich nicht von ihm unterkriegen lassen. Ich werde nicht den Rest meines Lebens mit Selbstzweifeln und Vorwürfen verbringen, denn das habe ich nicht verdient.
„Ron tätigte den anonymen Anruf bei der Polizei. Er wusste, du würdest durch die Schlaftabletten erst spät aufwachen. Die Polizisten sollten die Leiche finden, den blutigen Pullover entdecken. Und natürlich die Tatwaffe, denn er hatte sichergestellt, dass sich auf dieser deine Fingerabdrücke befinden würden. Doch dann lief alles anders als geplant. Als es Mittag wurde, war Ron bereits panisch. Er konnte dich nicht anrufen und fragen, was mit der Leiche passiert sei. Aber dank deiner SMS wusste er, wo du warst. Er sandte seinen Mann in die Tiefgarage. Er sollte dich überfahren, denn Ron hatte beschlossen, statt dir Madeleine zum Sündenbock zu machen. Jeder sollte denken, du hättest eine Affäre mit Barelli gehabt und Madeleine habe aus Eifersucht ihren Mann und dich umbringen lassen. Ein schlecht durchdachter Plan, aber Ron war, wie gesagt, panisch. Er wusste nicht, was du mit Barelli angestellt hattest. Er befürchtete, du könntest mithilfe der Polizei eine Aktion gegen ihn planen.“
„Dieser Mistkerl. Dieses verdammte, verlogene, miese Arschloch. Am liebsten würde ich ihn umbringen“, bricht es aus mir hervor. Die Wut fühlt sich gut an.
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