Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
Besser als die Verzweiflung, die mich eben noch gepackt hielt.
„Ja. Das hätte ich auch gerne getan. Nachdem ich von seinen Machenschaften erfuhr.“
„Aber warum hat er seine Chance nicht ergriffen, als Blondie und Rambo mich im Hotel fanden?“
„Oh, das? Das ist der Teil der Geschichte, der mir am besten gefällt.“ Christian lacht und kippelt mit seinem Stuhl nach hinten. „Ron konnte dich nicht einfach umbringen lassen. Erst musste er herausfinden, was du mit seinem Geld angestellt hattest. Ich wette, er hat gekocht vor Wut, als er seine Konten sah.“
Zum ersten Mal seit Christians Enthüllungen breitet sich ein ehrliches Grinsen auf meinem Gesicht aus. „Dann habe ich wenigstens einmal etwas richtig gemacht in unserer Beziehung.“
Aus irgendeinem Grund fühle ich mich besser. Ich war in einen Psychopathen verliebt. Okay. Aber immerhin habe ich es ihm so schwer wie möglich gemacht, mit seinen Verbrechen davonzukommen.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Detektiv bist? Du hättest mir sagen können, dass Reinhard dich beauftragt hat“, stelle ich ihm endlich die Frage, die mir noch auf der Seele brennt.
„Ich ...“ Jetzt ist es Christian, der auf seinem Stuhl schaukelt, gefährlich auf zwei Beinen balanciert. „Also … Die Wahrheit ist …“
„Christian, könntest du zur Sache kommen?“
„Ich wollte dich um mich haben“, gibt er endlich zu.
„Du wolltest … Oh.“ Nachdenklich betrachte ich mein Weinglas. Diese Wendung kommt unerwartet. Ich hatte mich bereits mit dem Gedanken abgefunden, auf einen weiteren Mistkerl hereingefallen zu sein. Hatte meine Gefühle für Christian in die hinterste Ecke meines Bewusstseins verbannt.
„Würdest du mit mir zurück nach Frankfurt gehen?“
Mit einem Ruck werde ich aus meiner Traumwelt herausgerissen. Natürlich, er will seinen Auftrag abschließen.
„Nein. Ich werde noch etwas hier bleiben, aber du kannst die Akte schließen und deine Rechnung einreichen“, sage ich und stehe auf.
„Warte.“ Christian hält mich am Handgelenk fest. „Tamara, bitte. Das hat sich nicht so angehört, wie ich es gemeint habe.“
„Und wie hast du es gemeint?“
„Ich wollte dich fragen, ob du … mit mir ausgehen würdest. Mich weiter sehen möchtest.“
Mit einem Seufzer mache ich einen Schritt nach hinten, befreie mein Handgelenk aus seinem Griff. „Christian, ich brauche Zeit. Ich habe gerade erfahren, dass ich einen Mörder und Verbrecher geliebt habe. Ich … scheine nicht gerade gut darin zu sein, den Charakter eines Menschen zu beurteilen.“
„Das verstehe ich. Aber du solltest nicht dein ganzes Leben von einem Fehler bestimmen lassen.“
„Es ist nicht mein ganzes Leben. Nur … ich glaube, ich brauche einfach ein paar Wochen, um mir darüber klar zu werden, was ich will. Welche Art von Beziehung richtig ist für mich und wie ich wieder … Vertrauen fassen soll.“
Christian nickt. Er sieht traurig aus, was mir irgendwie gut tut. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich nicht auch in ihm getäuscht habe. Er wurde immerhin von meinem Stiefbruder engagiert. Und er weiß, wie wohlhabend meine Familie ist.
„Wie kommt es, dass du dir einen Ferrari leisten kannst und diese Wohnung?“ Die Frage bricht aus mir heraus, noch bevor ich darüber nachgedacht habe. Es ist wichtig für mich, die Antwort zu kennen. Ein Puzzleteil an die richtige Stelle zu setzen. Vielleicht weiß ich dann, was für ein Mensch er ist.
„Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich bin ein Sohn reicher Eltern.“ Christian sieht mir in die Augen, als er diese Worte spricht. Er lässt meinen Blick nicht los, und ich weiß plötzlich, was er mir damit sagen will. Und dann drehe ich mich um und gehe, obwohl alles in mir bei ihm bleiben will.
Epilog
Ich ziehe die Jacke enger um mich, als ich aus dem Auto steige und auf das Haus zugehe. Es ist kühl, Anfang Oktober hat der Herbst sein Vorrecht auf niedrige Temperaturen angemeldet. Mich fröstelt. Die letzten drei Monate waren nicht leicht. Es hat lange gedauert, bis ich mich mit der Tatsache abfand, einen Menschen wie Ron geliebt zu haben. Das, zusammen mit dem Medieninteresse an mir, der „Braut eines Mörders“, wie es die Bild Zeitung so schön betitelte, sorgte dafür, dass ich für einige Zeit untertauchte. Ich flüchtete in meine neue Wohnung auf Ibiza. Tauchte unter in der Hoffnung, der Medienrummel würde irgendwann aufhören.
Jetzt, so scheint es, hat man das Interesse an mir
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