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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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vehement. Sie hat gesagt, sie kriegt das schon irgendwie hin.«
    »Kennen Sie noch jemanden aus ihrem Umfeld?« Der Arzt schüttelte wieder den Kopf. »Nein, damit kann ich Ihnen leider nicht dienen.«
     
    »Und wo gehen wir jetzt hin?«, fragte Lisa wieder, weil sie sich diesen komischen Namen nicht merken konnte. Heiko grinste und spielte mit dem Gaspedal. »In die Crailsheimer Mensa. Wird dir gefallen.« Lisa zog die Augenbrauen hoch und beschloss, sich die Sache einfach anzuschauen. Ihres Wissens hatte Crailsheim weder eine Universität noch eine Hochschule. Also dürfte es auch keine Mensa geben. Heiko fuhr Richtung Altenmünster und bog dann in ein Fabrikgelände ein. Ungläubig sah sich Lisa um. Mehrere große Backsteingebäude standen im Karree um einen großen Innenhof, der voller parkender Autos war. »Hier? Ist es etwa hier?«, fragte sie etwas zweifelnd, während Heiko den Wagen parkte. Wie immer stellte er das Auto so ab, dass es möglichst wenig Nachbarn gab, die seinem Baby mit ihren Türen Dellen in den Lack hauen könnten. Lisa blickte sich um und entdeckte den Schriftzug »EBERL« über einem der Gebäude.
    »Was ist ein Eberl?«, fragte sie.
    Heiko zündete sich eine Zigarette an und nahm einen Zug. Dann grinste er. »Die Crailsheimer Mensa, sag ich doch.« Wieder ein Zug.
    Lisa schaute immer noch genauso verständnislos drein.
    »Der EBERL ist so eine Art Karstadt, eine Ur-Mall, laut Definition ein »Großmarkt für Jedermann«, denn hier kannst du alles kaufen. Es gibt Lebensmittel, Klamotten, Geschirr, sogar rosa Klopapier gibt es.«
    Lisa taxierte ungläubig die Backsteinriesen, die so gar nicht nach Modehaus aussahen.
    »Und hier kann man eben auch essen.«
    »Hoffentlich keine Kutteln?«, fragte Lisa.
    Heiko grinste. »Sicher nicht.«
     
    Wenig später betraten sie eines der Gebäude. Links befand sich ein Lottostand, geradeaus ein Supermarkt. Eine Rolltreppe führte in die Textilabteilung. Und rechts war das Restaurant, das einfach ›Gastwirtschaft‹ hieß. Sie betraten den großen Gastraum. Das Restaurant war rustikal eingerichtet. Die Tische und Bänke aus dunklem Holz waren gut besetzt. An den Wänden, die natürlich auch aus Backstein waren, prangten mehrere große Hirschgeweihe. In einer Ecke hockten fünf ältere Damen um einen Tisch, eine davon mit grauem Dutt und weißer Kittelschürze. »Die alte Frau Eberl«, wisperte Heiko. »Es heißt, die sei schon fast neunzig. Und die schafft immer noch mit.« Die beiden setzten sich an einen Tisch. Heiko deutete auf die Tafel am Eingang. »Was willst du – Schnitzel oder Bratwurst?«
    »Gibt es keinen Salat?«, hauchte Lisa, und Heiko verdrehte die Augen. »Ess doch was G’scheits«, ermunterte er sie.
    »Also gut. Bratwurst.«
    »Mit Kraut und Brot oder mit Eebirasalood?«
    Lisa grinste. Sie wusste mittlerweile, das Eebirasalood Kartoffelsalat war. »Mit Kraut und Brot«, bestellte sie. »Und eine Cola.«
    Während Heiko ging, um die Bestellung aufzugeben, sah sich Lisa verstohlen um. Über der Theke entdeckte sie ein Holzschild, auf dem ein Satz eingebrannt war: »Als der Herrgott die Arbeit der Wirtsleute mit ihrem Verdienst verglich – drehte er sich um und weinte bitterlich.« Ah ja. Mit Hirschgeweihen konnte sie auch nicht unbedingt viel anfangen. Sie schielte zum Stammtisch, wo mehrere Männer um die sechzig hockten und Hefeweizen tranken. Hohenlohische Wortfetzen drangen zu ihr herüber. Endlich setzte sich Heiko zu ihr. Er stellte die beiden Colas auf den Tisch.
    »Und? Wie findest du unsere Mensa?«, fragte er grinsend.
    »Ja, äh, interessant«, befand Lisa und nippte an ihrem Getränk.
    »Weißt du, was ich denke? Wir wissen noch zu wenig vom Umfeld des Mordopfers. Wir haben einfach keine Ahnung, mit wem das Opfer zu tun hatte. Denn die paar Hansel vom Friseursalon und die drei Verehrer – das können ja nicht alle sein. Und von irgendwem muss schließlich auch das Kind sein.«
    »Wenn wir eine Adressliste hätten oder so was«, meinte Lisa.
    Die Bedienung kam und stellte zwei Teller vor den Kommissaren ab, die tatsächlich sehr appetitlich aussahen.
    »An Guada«, wünschte Heiko und schnitt ein großes Stück von seinem Schnitzel ab.
    »Florian wird uns dabei nicht weiterhelfen können«, sinnierte Lisa. »Der wird wohl kaum den Geliebten seiner Freundin kennen.«
    Heiko kaute zufrieden und schluckte dann geräuschvoll. »Na ja. Was denkst du denn, wer es war?«
    Lisa hob ihre Bratwurst prüfend mit der Gabel an, um dann

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