Trauerweiden
Lächeln.
»Milch und Zucker?«, bot sie an.
Hofmeister schüttelte trotzig den Kopf.
»Also, Herr Hofmeister, das ist Frau Brucker. Sie wird unser Gespräch protokollieren.«
Frau Brucker nickte androidenhaft, während der Verdächtige sie weiter mit Nichtachtung strafte.
»Herr Hofmeister, wir haben Sie hergebeten, weil … «
Hofmeister schnaubte. »HerGEBETEN? Sie nennen eine öffentliche Abholung mit einem Streifenwagen in einem Dorf HERGEBETEN?«
Die Laptoptasten klapperten unauffällig.
Lisa lächelte versöhnlich. »Rein logistische Überlegungen, Herr Hofmeister«, log sie. Natürlich war das Taktik. Hatte einer Dreck am Stecken, wurde er im Streifenwagen erstmalig nervös. Und peinlich war es auch, vor allem auf dem Land, weil es einen Tag später alle wussten, ach was, Stunden später. Heiko wischte die Einwände mit einer so unwirschen Handbewegung weg, dass Hofmeister weitere Beschwerden unterließ.
»Beschreiben Sie uns doch noch einmal Ihr Verhältnis zu Jessica Waldmüller«, forderte Heiko und verschränkte die Arme.
Hofmeister stöhnte. »Hab ich doch schon.«
»Noch einmal, bitte, fürs Protokoll.«
»Wir waren ein Paar.«
Die Tasten klackten.
»Mich würde interessieren, wie Sie auf die Idee gekommen sind, der Vater von dem Kind zu sein«, meinte Heiko. »Sie wissen doch schon, wie Kinder gemacht werden, oder?«
Hofmeister versuchte jetzt ganz offensichtlich, ihn mit einem Blick zu töten und schwieg beharrlich. »Hatten Sie denn nun ein Verhältnis mit Frau Waldmüller oder nicht?«, insistierte der Kommissar. Hofmeister seufzte und wickelte nachdenklich eine gelockte Strähne um seinen linken Zeigefinger. Soweit Lisa sehen konnte, untersuchte er die Enden akribisch auf Haarspliss, bevor er antwortete: »Sie war bereit dafür.«
»Sie war bereit dafür?«, wiederholte Heiko ungläubig. »Und was heißt das?«
Lisa legte ihm beiläufig eine Hand auf den Arm. »Haben Sie sich denn mal geküsst, Frau Waldmüller und Sie?«, fragte sie dann etwas behutsamer.
Hofmeisters Blick verklärte sich. Die Laptoptasten hörten auf zu Klacken und Frau Brucker sog pfeifend die Luft ein.
»Beinah«, meinte Hofmeister dann.
»Also nicht«, stellte Heiko fest.
»Beinah. Sie war bereit dafür«, beharrte der Verdächtige. »Noch eine Woche oder zwei … «, fuhr er fort und erstarrte sichtlich, als er das Foto entdeckte, das Lisa ihm nun hinschob. »Woher haben Sie das?«, fragte er flüsternd, fast weinerlich.
»Von Ihrem Clix-Mix-Profil«, informierte Heiko und beschloss, in die Vollen zu gehen. »Und den Tipp haben wir vom Verlobten des Mordopfers, der ausgesagt hat, er und das Opfer hätten sich über die Fotos und die Kommentare immer kaputt gelacht.«
»Nennen Sie sie nicht so, bitte.«
»Wie bitte?«
»Sagen Sie nicht Mordopfer. Sagen Sie Jessica.«
»Gut. Von Jessicas Verlobtem.«
»Das kann so nicht stimmen. Sicherlich hat er ihr Profil durchwühlt, dieser gemeine Schuft«, mutmaßte das Model.
»Und wenn es denn so wäre, Herr Hofmeister, dass Sie sich Jessicas Zuneigung … nur … eingebildet hätten?«, schlug Lisa vorsichtig vor.
Hofmeister schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das war echt, definitiv.«
»Aber wenn es so wäre? Wenn Jessica Sie, sagen wir, absichtlich hingehalten hätte? Sie wissen, Frauen tun so was, das ist gut fürs Ego. So ein paar Verehrer steigern den Marktwert«, provozierte Lisa weiter.
»So war meine Jessi nicht. Und wenn doch, dann … «
»Dann – was?«
Hofmeister betrachtete seine manikürten Fingernägel. »Dann würde ihr das alles schon ganz recht geschehen.«
Laptoptastenklacken.
Heiko nickte. »So ähnlich haben wir uns das auch gedacht, Herr Hofmeister. Wissen Sie, wie sich das für uns darstellt? Sie, der unerhörte Verehrer, gekränkt vielleicht, weil Sie herausgefunden haben, dass die Jessi Sie nur verarscht hat, ausgenutzt für ihr weibliches Ego, und dann haben Sie sie erstochen.«
Hofmeister sprang auf. »Nein!«, schrie er, und seine Stimme überschlug sich.
Frau Brucker zuckte zusammen, tippte aber dennoch stoisch weiter.
»Setzen Sie sich, Herr Hofmeister«, befahl Heiko so streng, dass der Mann augenblicklich Folge leistete.
»Nein«, sagte er dann, »ich könnte niemals … ich meine … ich hab der Jessi nichts getan.«
»Aber wenn Sie sich doch zusammenspinnen, der Vater eines Kindes zu sein, wenn Sie doch nicht mal mit ihr im Bett waren, Herr Hofmeister?«
Der Verdächtige senkte den Kopf und schwieg.
»Wo
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