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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Tränen mehr übrig. Was blieb, war das leere Kopfkissen neben ihm. Das große Bett, das ohne sie so leer war. Er drehte sich auf die rechte Seite, so hatten sie immer nebeneinander geschlafen. Zuerst gekuschelt und geredet, und dann, nach einer Weile, hatte er sich zur Wand gedreht und sie sich auf den Bauch, und so hatten sie dann geschlafen. Viel anders ist es jetzt auch nicht, versuchte er sich einzureden. Fast gleich. Du liegst auf der rechten Seite, Gesicht zur Wand. Nur, dass du früher gewusst hast, dass sie da ist. Und jetzt ist sie weg. Für immer. Tot. Er presste die brennenden Augen zusammen, um die bösen Gedanken zu vertreiben. Als er sie wieder öffnete, sah er die roten Ziffern des Leuchtweckers. 3.42 Uhr. Mein Gott. Er musste morgen zur Arbeit. Vielmehr nachher. Auf Dauer würde er das nicht durchhalten. Vielleicht sollte er wirklich Urlaub nehmen. Mit einem guten Kumpel wegfahren. Nach Malle, zum Party-Machen, um alles zu vergessen, um sie zu vergessen. Nein. Er wollte sie nicht vergessen. Er könnte das gar nicht. Niemals. Und dann, plötzlich, piepste sein Handy. Verwundert tastete er danach. Es war eine SMS von Moni. »Kann nicht schlafen, ich denke an dich. Meinst du, es kann wieder so sein wie früher?«

Montag, 07. Oktober
    Morgens hatten sie gleich als Erstes Florian Ehrmann angerufen und ihn um Infos über Hofmeisters Clix-Mix-Profil gebeten. Florian hatte versprochen, sich darum zu kümmern. Und tatsächlich war einige Minuten später in Heikos Email-Account ein Link zum Clix-Mix-Profil von Bernhard Hofmeister. Lisa, die sich bis eben noch in die Akte vertieft hatte, ging um den Schreibtisch herum und sah Heiko über die Schulter. »Clix-Mix – die Party-Community für Stuttgart und Umgebung«, stand auf dem Bildschirm, und darunter: »Bitte loggen Sie sich ein.«
    »Oh, wir brauchen erst ein Profil«, stellte Lisa fest.
    Heiko brummte, gab in das Feld für den Benutzernamen »FRH76« ein und tippte ein Passwort.
    Lisa zog die Augenbrauen hoch. »FRH?«, fragte sie.
    »Freie Republik Hohenlohe«, informierte Heiko.
    »Hast du das erfunden?«
    »Quatsch. Wo leben wir denn, hm?«
    Lisa erinnerte sich nun tatsächlich an die Aufkleber auf Autos, die im Design den ovalen Deutschlandaufklebern glichen, die aber die Buchstaben »FRH« trugen. Schon immer hatte sie sich gefragt, was das bedeutete, weil die Autos immer Nummernschilder aus der Gegend gehabt hatten. Endlich war das Rätsel gelöst. Typisch für die lokalpatriotischen Hohenloher. Heiko hatte sich inzwischen zum Profil von Hofmeister durchgeklickt, der sich im Clix-Mix »MagicMan« nannte. Sein Profilfoto zeigte ein halbverschattetes Gesicht, auf dem er irgendwie diabolisch wirkte. Der Kommissar pfiff leise durch die Zähne, als er ein Album mit dem Titel »Meine Süße und ich« entdeckte. Er klickte auf »anschauen«, und auf dem Bildschirm erschienen lauter Fotos von Hofmeister und Jessica, teils Schnappschüsse, teils gestellte Bilder. Und auf allen wirkte Jessica freundlich-zugeneigt, aber auf keinem einzigen waren irgendwelche Knutschereien oder Ähnliches zu sehen. Stattdessen standen Unterschriften wie »Ist sie nicht toll?« oder »Wir sind schon ein schönes Paar, wir zwei!« unter den Bildern. Heiko klickte sich weiter zum Gästebuch und fand diverse Einträge von Damen, die Hofmeister allesamt wohl ziemlich attraktiv fanden. Röschen, Herzchen, Engelchen und allerlei sonstiger Kitsch schmückten die Seite. Der Kommissar besah sich kurz die Profile der Frauen, kannte aber keine von ihnen.
    Lisa schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Was soll das denn jetzt?«
    »Rein dienstliches Interesse«, beruhigte Heiko und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Backe. Dann lehnte er sich in seinen Bürostuhl zurück, welcher vernehmlich knarzte. »Also, ich finde, das reicht für ein Verhör«, meinte er dann. »Findest du nicht?«
     
    Zwei Stunden später saß Bernhard Hofmeister im Büro der beiden Ermittler. Lisa und Heiko hatten den Mann extra eine Weile allein gelassen, damit er sich ein paar Gedanken machen konnte. Nun kamen sie herein, in den Händen drei Becher Automatenkaffee. Hinter ihnen folgte Frau Brucker, die stets korrekt gekleidete und etwas mausgraue Sekretärin, zeitgemäß mit einem Laptop unter dem Arm. »Guten Morgen, Herr Hofmeister«, grüßte Heiko. Hofmeister sagte gar nichts und taxierte ihn mit einem vernichtenden Blick. Lisa stellte einen Becher vor dem Verdächtigen ab und schenkte ihm ein aufmunterndes

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