Trauerweiden
waren Sie denn am Volksfestfreitag, so gegen halb zwölf?«
»Auf der Junggesellenparty vom Steffen, das wisst ihr doch.«
»Ja, schon«, machte Heiko. »Aber Sie waren ja sicherlich nicht der einzige Gast auf der Party. Und auch nicht einer von zehn. Da wäre es doch immerhin möglich, dass Sie mal ein Stündchen woanders waren. Das würde nicht mal auffallen.«
Hofmeister seufzte und schien innerlich mit sich zu ringen. Er knetete seine manikürten Hände und sagte endlich: »Also, dann muss es wohl sein.«
Heiko lehnte sich zurück und wartete. Idealerweise auf das Geständnis.
»Ich kann mein Alibi noch, nun, präzisieren, würde ich sagen. Aber eigentlich wollte ich das vermeiden.«
Die Laptoptasten klapperten wieder, und das Model seufzte tief. »Ich hatte was mit einer Frau, auf der Party.«
Heiko schnaubte. »Halten Sie uns für bescheuert? Wie viele Frauen gibt es wohl auf einer Junggesellenparty?«
»Eine«, vermutete Lisa. »Genau eine. Nicht wahr?«
Hofmeister errötete schamhaft und nickte dann. »Die Tänzerin.«
»Tänzerin?«, hakte Heiko nach.
»Na, die Stripperin«, konkretisierte Hofmeister leise und fuhr dann fort: »Nach ihrem Auftritt haben wir zwei, hm, im Schlafzimmer der zukünftigen Eheleute … das ist mir jetzt aber peinlich.«
Lisa lächelte verständnisvoll, und Frau Brucker linste ein wenig tadelnd über den Rand ihrer Brille.
»Die Jessi hätte es nicht mitkriegen sollen, aber ich hab gedacht, sie will ja nicht, und da könnte ich ja, nur mal so zwischendurch … Sie verstehen. Und außerdem hab ich dabei die Augen zugemacht und ganz ganz fest an die Jessica gedacht.«
Heiko legte den Hörer auf.
»Also, das Alibi vom Hofmeister scheint zu stimmen. Ich hab grad mit der Dame telefoniert, und sie hat das Ganze bestätigt.«
Lisa betrachtete sorgenvoll den Frauenschuh, dessen Blätter nun noch ein bisschen gelber waren, und rückte ihn ein wenig aus der Sonne.
»Und jetzt?«, fragte sie.
»Ich denke, wir brauchen einfach den Vater von dem Kind.«
»Ja, aber wegen so was können wir schlecht einen Massen-DNA-Test machen«, gab Lisa zu bedenken.
Heiko stimmte zu.
Die Tür ging auf, und Simon kam herein, Florian Ehrmann im Schlepptau.
»Mahlzeit«, grüßte Ehrmann, was Heiko daran erinnerte, dass es schon Mittagszeit war und dass er ziemlichen Hunger hatte. »Ich hab da was für euch, glaub ich«, begann er und kramte in seiner Hosentasche.
Nach einer gefühlten Ewigkeit förderte er sein Handy zu Tage. Er drückte eine Weile auf den Tasten herum und reichte das Gerät dann Heiko. Der las und pfiff leise durch die Zähne.
»Hat das was zu sagen? Nicht, dass ich die Moni verpfeifen will, bestimmt nicht, aber … könnte sie was damit zu tun haben?«
Lisa hatte die SMS nun auch gelesen.
»Könnte es denn nicht sein, dass die Moni die Jessi weghaben wollte? Damit sie und ich wieder zusammenkommen?«
Heiko wiegte den Kopf. »Vielleicht. Dürfen wir das Handy behalten?«
»Nun, äh. Also, das ist schlecht, ich hab nur dieses eine, und das ist gleichzeitig mein Festnetz und so … «
Heiko brummte.
»Dann leiten Sie mir die SMS weiter. Ausnahmsweise.
Auch, wenn wir es eigentlich da behalten müssten. Und löschen Sie die SMS nicht.«
Beim Hinausgehen wisperte Simon ihnen zu, dass er bisher keinen Taxifahrer hatte finden können, der Monika Silberschmidt in der Mordnacht nach Hause gefahren haben wollte. Das machte die rothaarige Schönheit umso verdächtiger.
»Denkst du, dass der vielleicht mit drin steckt?«, fragte Lisa beim Mittagessen.
Heiko kaute konzentriert. Sie hatten sich in den McDonald’s gesetzt. Heiko aß einen BigMac, während Lisa den obligatorischen Salat zu sich nahm.
»Es könnte doch immerhin sein, dass er und Moni das gemeinsam geplant und ausgeführt haben. Und dass er so langsam Bammel hat und dann so tut, als wär sie’s alleine gewesen.« Heiko schmeckte pures Fleisch. So musste ein Mittagessen sein. »Möglich«, räumte er ein. »Dann würde die Moni aber sicher behaupten, das Ganze sei auf seinem Mist gewachsen und sie hätte damit gar nichts zu tun. Damit stünde Aussage gegen Aussage, und ich denke, das wäre ihm dann doch zu riskant. So dumm ist er nicht.« Lisa biss in eine Tomate. »Wenn aber Monika wüsste, dass er sie bei der Polizei angeschwärzt hat, dann würde sie vielleicht alles zugeben und ihn mit reinziehen.«
»Ja, ob er mit drin steckt oder nicht. Und dann sind wir erst nicht weiter.«
»Aber immerhin
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