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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Schrecklich. Sie betraten den Bau. Innen war es tatsächlich freundlicher. An den Wänden hingen Bilder und Häkelarbeiten von den Bewohnern, die offenbar zum Verkauf standen. Rechts befand sich eine Art Cafe, wo mehrere Omas im Sonntagsstaat vor riesenhaften Stücken Schwarzwälder Kirschtorte saßen und konzentriert aßen. Die Kommissare fragten nach Monika Silberschmidt und wurden in den zweiten Stock geschickt. Mit dem Aufzug fuhren sie nach oben. Als die Türe aufging, stand eine verwirrt wirkende Oma im rosa Westchen vor dem Aufzug und sagte: »Hallo!« Heiko grüßte zurück, da befeuchtete die Alte die Lippen und wiederholte: »Hallo! Hallohallohallo! Haaaaaaaaalllo!« Von hinten kam eine Pflegerin und fasste die Frau mit einem entschuldigenden Lächeln am Arm. »Wir suchen Frau Silberschmidt«, informierte Lisa, und die Pflegerin wedelte mit der freien Hand in eine unbestimmte Richtung.
     
    Die Kommissare fanden Monika Silberschmidt im Aufenthaltsraum, wo sie gerade dabei war, einen stoisch auf einen Punkt an der Wand starrenden Alten mit einem Stück Apfelkuchen zu füttern.
    »Frau Silberschmidt?«, begann Heiko, und Monika erstarrte.
    »Sie … hier?«
    Heiko und Lisa setzten sich zu den beiden an den Tisch.
    »Wir hätten da noch ein paar Fragen.«
    »Ich muss arbeiten«, versuchte die Pflegerin abzuwiegeln und strich sich mit einer Hand fahrig über die gescheitelte Frisur. Selbst in diesem weißen Kittel sah sie noch gut aus, wie Lisa neidvoll eingestehen musste.
    »Geht ganz schnell«, versprach Heiko.
    »Wo können wir uns unterhalten?«
    Monika Silberschmidt blickte etwas verständnislos drein. »Na … hier?«
    »Ich meine nur, wegen Ihrem Patienten hier.«
    Die Frau winkte ab. »Ach, wegen dem brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Der kriegt eh nichts mehr mit. Das hier ist die Abteilung für Demenzkranke.«
    Lisa betrachtete den alten Mann, der tatsächlich nicht bei sich zu sein schien. Trotzdem mahlten seine Kiefer minutenlang auf jedem Bissen herum, als wollten sie so gründlich wie möglich dazu beitragen, seinen Körper lange am Leben zu erhalten. »Ist das nicht manchmal schlimm?«, fragte Lisa.
    »Was meinen Sie?«
    »Na, all das hier.«
    Monika zuckte die Achseln. »Och. Man gewöhnt sich dran. Also, worum geht’s?«
    Eine Frau kam in ihrem Rollstuhl angerollt und parkte im hinteren Bereich des Raumes, wo in einiger Höhe ein Fernsehgerät installiert war. Sie blickte hoch und schien sofort zu versinken. »Es geht um Florian, Ihren Ex«, begann Heiko.
    Monika zog fragend die Augenbrauen hoch, was überaus apart wirkte. »Ja?«
    »Sie haben ihm da neulich eine SMS zukommen lassen.«
    Die Gabel mit dem Kuchenstück blieb auf dem Weg zum aufgesperrten Mund des Alten stehen. »Woher wissen Sie das?«
    »Können Sie sich das nicht denken?«
    Monika legte die Gabel endgültig weg und sah zum Fenster hinaus.
    »Nun?«, beharrte Lisa.
    »Ich hätte gedacht, dass er vielleicht noch ein bisschen was für mich übrig hat. Und dass er mich nicht gleich an die Bullen verrät.«
    »Er hat eben vermutet, dass Sie vielleicht etwas unternommen haben könnten, um ihn wieder für sich zu haben.«
    Monika Silberschmidt schüttelte den Kopf. »Wie kann er nur so was denken.«
    Lisa betrachtete sinnend den Opa, dessen Mund immer noch offen stand und der mit unbewegtem Blick auf das nächste Kuchenstück wartete. Endlich nahm Monika die Gabel wieder auf und fütterte weiter.
    »Sie müssen verstehen, dass sich das Ganze für uns schon plausibel anhört«, gab Heiko zu bedenken.
    Monika schwieg, schwieg und fütterte.
    »Sie räumen Jessica Waldmüller aus dem Weg, weil Sie Ihren Ex wieder für sich haben wollen. Das ist ein plausibles Motiv, ein sehr plausibles sogar. Zudem kennen Sie sich als Pflegerin ja sicher mit dem menschlichen Körper aus und würden das Herz auf den ersten Stich treffen. Und noch dazu waren Sie eine der Personen, die wussten, dass Florian an diesem Abend woanders sein würde. Sie haben sogar Ihren Bruder angerufen, um ganz sicher zu gehen.«
    Monika sah die Kommissare nun zum ersten Mal direkt an. »Ich rufe meinen Bruder immer an. Und ich frage ihn immer nach Florian, reine Gewohnheit. Und wissen Sie noch was, Sie hatten ganz recht, neulich Nacht, da war ich bei ihm, ganz spontan, ehrlich, es war nicht geplant, und es war wunderbar, ganz wie früher, und er hat wunderbar mitgemacht. Und jetzt … jetzt schwärzt mich diese … diese feige Drecksau … bei der Polizei an.«
    Die

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