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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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Kräfte beider waren bereit, den Lebenden zu dienen.
    Aus den Köchern nahm jeder der vier einen Pfeil. Im Fackelschein glitzerten diese Pfeile und schienen das Licht anzuziehen und zu verdichten, bis sie aussahen, als bestünden sie aus einer strahlenden Substanz. An die Sehnen gelegt, übten sie eine hypnotische Wirkung aus. Sie zogen den Blick aller an und ließen ihn nicht mehr los. Tamisan wurde sich dessen plötzlich bewußt und bemühte sich, die Augen abzuwenden, aber in diesem Augenblick schossen die vier Schützen ihre Pfeile ab. Ihr Kopf drehte sich wie die Köpfe aller anderen auf dem Feld und sie schauten den leuchtenden Pfeilen nach, die Feuerlinien über den Nachthimmel zogen, und höher stiegen, bis sie hoch über dem dunklen Schiff waren. Dann bogen sie in die Tiefe ab und sausten hinter dem Schiff herab, wo sie nicht mehr gesehen werden konnten.
    Erstaunlicherweise ließen sie gewaltige Bogen strahlenden Lichtes zurück, die lange nicht erloschen, sondern ihren Schein auf die Schiffshülle warfen. Sie griffen nach dem Raumer, das wußte ein Teil Tamisans, legten eine Schicht uralter Macht um ihn, die einen bestimmten Einfluß auf jene im Schiff ausüben sollte. Ihr Träumerinnenselbst glaubte nicht an die Wirksamkeit einer solchen Zeremonie.
    Nicht lautlos waren die Pfeile durch die Luft gebraust, sondern mit einem schrillen, schmerzenden Pfeifen, daß die Menschen die Hände an die Ohren drückten, um sich davor zu schützen. Ein Wind, der ein Prasseln wie von Flammen mit sich trug, erhob sich aus dem Nichts. Tamisan schaute auf und sah über dem Kopf der Oberkönigin einen riesigen Vogel mit flatternden gold-blauen Flügeln. Ein zweiter Blick belehrte sie, daß es kein lebender Vogel war, sondern ein mächtiges Banner, dessen Wappensymbol der Wind Leben zu verleihen schien.
    Die schwarzen Bogenschützen standen immer noch nebeneinander, ein gutes Stück vor den Reihen der Leibgardisten. Und jetzt, obgleich die Oberkönigin kein sichtbares Zeichen gegeben hatte, drängten die Wachen um sie Hawarel und Tamisan nach vorn, bis sie sowohl vor den Bogenschützen als auch dem hohen Thronwagen der Oberkönigin standen.
    »Nun, Held, seid Ihr bereit, die Pflichten auf Euch zu nehmen, die dieser eifrige Mund Euch auferlegte?« Der Hohn in ihrer Stimme war unüberhörbar. Es bestand wenig Zweifel, daß sie nicht an Tamisans Prophezeiung glaubte, aber durchaus bereit war, einen Dummkopf auf seine Weise den Tod suchen zu lassen.
    Hawarel sank auf ein Knie, und gleichzeitig schob er seine leere Schwerthülle über den Oberschenkel, um so deutlich zu machen, daß er ohne Waffe war.
    »Euer Wunsch ist mir Befehl, Majestät. Ich bin bereit. Doch ist es Euer Wille, daß ich ohne Klinge gegen einen Feind kämpfe?«
    Tamisan sah ein Lächeln über die Lippen der Oberkönigin spielen, und in diesem Augenblick las sie in der Herrscherin und erkannte, daß sie sich in der Tat mit diesem Gedanken beschäftigte. Doch dann überlegte sie es sich und winkte.
    »Gebt ihm eine Klinge und laßt ihn sie benutzen. Der Mund hat behauptet, diesmal sei er unsere Verteidigung. Ist es nicht so, Mund?«
    Tiefe Grausamkeit lag in dem Blick, mit dem sie Tamisan bedachte.
    »Er wurde von Olava auserwählt, und zweimal war es im Sand zu lesen.« Tamisan antwortete mit fester Stimme und als wäre das, was sie sagte, Gesetz.
    Die Oberkönigin lachte. »Seid stark, Mund. Gebt dieser, Eurer Wahl, Euren Willen. Ja, begleitet ihn, um ihn Olavas Unterstützung zu versichern!«
    Hawarel hatte das Schwert des Offiziers zu seiner Linken angenommen. Er stand nun auf, schwang die Klinge und salutierte weit ausholend, als wolle er andeuten, wenn er schon in den Tod ging, beabsichtigte er, es hocherhobenen Hauptes zu tun.
    »Das Recht sei die Stärke Eures Armes und der Schild Eures Leibes«, sagte die Oberkönigin. Ein aufmerksamer Zuhörer mochte erkennen, daß sie diese Worte nur als Ritual sprach und nicht als Segen für diesen von Olavas Mund erwählten Helden.
    Hawarel drehte sich dem reglosen Schiff zu. Aus dem verbrannten Boden unter seinen Landestützen stiegen Dampf und Rauchschwaden auf. Die von den Pfeilen gezeichneten Leuchtbogen waren erloschen.
    Als Hawarel sich in Bewegung setzte, folgte ihm Tamisan in einem Abstand von zwei Schritten. Wenn das Schiff ihnen verschlossen blieb, sich keine Schleuse öffnete, keine Rampe herausschob, sah sie keinen Weg, ihre Pläne auszuführen. Erwartete die Oberkönigin, daß sie stundenlang hier

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