Traum ohne Wiederkehr
stehenblieben, um darauf zu warten, bis der Kapitän des Schiffes sich vielleicht endlich entschloß, Kontakt mit ihnen aufzunehmen?
Erfreulicherweise war die Raumschiffsbesatzung zuvorkommender. Vielleicht hatten sie nur deshalb so lange gezögert, weil sie versucht hatten, durch ihre Computer etwas über das Wrack zu erfahren, und jetzt wollten sie vermutlich von ihnen etwas darüber wissen. Die Luke, die sich nun öffnete, war nicht die Hauptluftschleuse, sondern eine kleinere oberhalb der Landestützen. Ein Lähmstrahl schoß heraus.
Glücklicherweise traf er seine Opfer, sowohl Hawarel als auch Tamisan, ehe sie den Rand der immer noch schwelenden Grasfläche erreicht hatten, denn sonst wären sie möglicherweise hilflos in die Glut gestürzt. Der Lähmstrahl raubte ihnen nicht das Bewußtsein, sondern lediglich die Kontrolle über ihre erschlafften Muskeln.
Tamisan war mit dem Gesicht voraus zusammengesackt, und nur dadurch, daß sie nicht mit der Nase, sondern einer Wange auf dem Boden lag, bekam sie noch Luft. Ihr Blickfeld war sehr begrenzt durch den Rand des sich ihr unaufhaltsam nähernden brennenden Grasstreifens, das heißt, dadurch war sie im Grunde genommen auch an gar nichts anderem mehr interessiert.
Diese Minuten waren die schlimmsten, die sie je erlebt hatte. In ihren Träumen hatte sie schon oft Gefahren heraufbeschworen, aber sie hatte ja immer gewußt, daß sie sich im letzten Augenblick retten konnte. Hier bestand diese Gewißheit nicht, im Gegenteil, das schwelende Feuer kam ihr, die sie keinen Muskel bewegen konnte, immer näher.
Mit der Plötzlichkeit eines Schlages, der einen Schock durch ihren immer noch von Schürfwunden und Blutergüssen schmerzenden Körper jagte, wurde sie von links und rechts wie von einer titanischen Zange erfaßt. Sie schloß sich um sie, und gerade als sie von ihr hochgehoben wurde, erreichte das Feuer die Stelle, wo sie soeben noch gelegen hatte. Die Dämpfe und Hitze der brennenden Pflanzen stiegen ihr in Nase und Mund und würgten sie. Sie hustete, bis sie zu ersticken befürchtete, und drehte sich im Griff der Zange, die sie brutal zum Raumer hochhob.
Blendendes Licht hüllte sie plötzlich ein. Hände griffen nach ihr, lösten sie aus der Zange und zogen sie in aufrechter Haltung herab. Die Wirkung der Lähmstrahlung ließ nach. Offenbar hatten sie den Lähmer auf niedrigste Kraft eingestellt gehabt. Ein Kribbeln machte sich in ihren Beinen und Armen bemerkbar. Sie war auch schon imstande, ihren Kopf ein bißchen zu drehen, und so konnte sie Männer in Raumfahreruniformen um sich sehen. Sie trugen Raumhelme, als erwarteten sie, in eine Welt zu treten, deren Luft für sie nicht atembar war. Einige hatten die Sichtscheiben sogar bereits geschlossen. Zwei der Raumfahrer hoben Tamisan ohne Anstrengung hoch und trugen sie einen Korridor entlang, ehe sie sie unsanft in einer winzigen Kabine absetzten, die nur allzusehr einer Zelle ähnelte.
Tamisan lag auf dem Boden und gewann allmählich die Herrschaft über ihre Glieder wieder. Ihre Gedanken überschlugen sich. Hatten sie auch Hawarel an Bord geholt? Es gab keinen Grund, weshalb sie es nicht hätten tun sollen, aber jedenfalls hatten sie ihn nicht in diese Zelle gebracht. Endlich war sie imstande, sich aufzusetzen und mit dem Rücken an eine Wand zu lehnen. Sie lächelte ein wenig zittrig, als sie daran dachte, daß ihr erwarteter tapferer Heldenzweikampf jetzt wohl ins Wasser fiel. Das bedeutete zwar nicht, daß die Erwartungen der Oberkönigin nun doch nicht erfüllt wurden, aber zumindest hatten sie und Starrex erreicht, was sie angestrebt hatten: sie waren in dem Schiff, in dem sie auch Kas vermuteten. Sobald sie alle drei beisammen waren, konnten sie diesen Traum verlassen. Wird das diese Traumwelt vernichten? Wie echt ist sie? Sie hatte nicht die leiseste Ahnung. Aber warum sich jetzt darüber Gedanken machen? Sie mußte sich einzig und allein auf Kas konzentrieren.
Was soll ich tun? An die Tür dieser Zelle hämmern, um auf mich aufmerksam zu machen und zu verlangen, mit dem Kapitän zu sprechen? Würde sie darum ersuchen, alle Besatzungsmitglieder sehen zu dürfen, damit sie Kas in seiner fremden Gestalt vielleicht erkennen konnte? Sie befürchtete nur, auch wenn Hawarel-Starrex ihre Geschichte geglaubt hatte, würde niemand sonst es tun.
Wichtig war, daß sie überhaupt etwas unternahm, um freizukommen, damit sie mit ihrer Suche beginnen konnte.
Die Tür schwang auf. Tamisan erschrak regelrecht,
Weitere Kostenlose Bücher