Traum ohne Wiederkehr
diese Welt tatsächlich, als wäre sie nicht lediglich ein Traum, über den sie keine Kontrolle hatte. Konnte Starrex’ Vermutung vielleicht stimmen, daß sie sich auf irgendeine Weise in eine Parallelwelt verirrt hatten?
Sie wurde ungeduldig, sie wollte, daß endlich etwas geschah. Abzuwarten fiel ihr schwer. Sie war sicher, daß Scanner der verschiedensten Arten auf sie gerichtet waren. Also blieb ihr nichts übrig, als die Rolle eines Olavamunds zu spielen, geduldig zu bleiben und Vertrauen in sich und ihre Mission vorzutäuschen. Sie tat es, so gut sie konnte.
Vielleicht kam ihr die Wartezeit länger vor, als sie wirklich war, bis Tork endlich zurückkehrte, um sie aus der Zelle zu holen und sie eine Leiter um die andere, von Etage zu Etage zu begleiten. Der wallende Rock ihres Gewandes war dabei ziemlich hinderlich, aber sie schaffte es doch. Die Kabine, in die Tork sie führte, war geräumig und hatte bequeme Sitzgelegenheiten, auf denen sich bereits mehrere Männer niedergelassen hatten. Tamisan betrachtete einen nach dem anderen forschend, doch nichts gab ihr einen Hinweis, sie empfand auch nicht diese Unruhe wie im Thronsaal, wo Hawarel sich befunden hatte. Das konnte natürlich bedeuten, daß Kas dieser Gruppe nicht angehörte, obgleich ein Surveyschiff über keine allzu große Besatzung verfügte. Die meisten waren Spezialisten, und jeder in einem anderen Gebiet. Vielleicht befanden sich außer diesen paar hier noch weitere zehn, aber im Höchstfall zwanzig Männer im Schiff.
Tork führte sie zu einem Sessel mit einigen Eigenschaften der Komfisessel ihrer Welt. Er schmiegte sich bequem um sie, als sie sich setzte.
»Das ist Kapitän Lowald, Medikus Thrum, Psychotechniker Sims, und Geschichtstechniker El Hamdi.« Bei jedem Namen verbeugte der Betreffende sich knapp. »Ich habe ihnen Ihren Vorschlag unterbreitet, und sie beschäftigten sich damit. Auf welche Weise würden Sie einen Helden aus unseren Reihen auswählen?«
Sie hatte keinen Sand, daran dachte Tamisan erst jetzt. Sie mußte sich also allein auf eine Berührung verlassen, doch irgendwie war sie sicher, daß sie Kas auch dadurch erkennen würde.
»Ich würde Sie bitten, die Männer der Reihe nach vor mich treten zu lassen und ihre Rechte auf meine zu legen.« Sie drückte ihre mit der Handfläche nach oben auf den Tisch. »Wenn Olava seine Wahl getroffen hat, wird meine Hand sich über die des Erwählten schließen – so werden wir den Richtigen erkennen.«
»Das ist einfach genug«, brummte der Kapitän. »Tun wir, was die Dame vorschlägt.« Er beugte sich vor und legte seine Rechte kurz auf ihre. Tamisans Finger blieben unbewegt auf der Tischplatte liegen. Dasselbe war auch bei allen anderen in der Kabine der Fall. Daraufhin beorderte der Kapitän den Rest der Besatzung durch ein Sprechgerät herbei. Einer nach dem anderen kam und legte seine Hand auf Tamisans. Mit wachsender Unruhe dachte sie bereits, daß sie sich geirrt hatte. Vielleicht konnte sie Kas nur mit Hilfe des Sandes erkennen. Obgleich sie das Gesicht eines jeden eingehend musterte, während er sich ihr gegenüber niederließ und seine Rechte auf ihre drückte, fand sie in keinem einzigen die geringste Ähnlichkeit mit Starrex’ Vetter, auch sagte ihr keine innere Stimme, daß er sich hier befand.
»Das war der letzte«, erklärte der Kapitän schließlich. »Welcher ist unser Held?«
»Er ist nicht hier«, platzte sie heraus und vergaß in ihrer Enttäuschung alle Vorsicht.
»Aber Sie haben die Hand eines jeden Mannes an Bord berührt«, versicherte ihr der Kapitän. »Ist das vielleicht irgendein Trick?«
Er wurde durch einen Schreckensruf abgelenkt. Die Zahlen, die über einen Schirm seitwärts von ihm huschten, sagten Tamisan überhaupt nichts, ließen jedoch alle anderen abrupt hochfahren. Ein Strahl aus dem Lähmer, den Tork plötzlich wieder in der Hand hielt, überraschte Tamisan, noch ehe sie sich erheben konnte. Und wieder war ihr bei vollem Bewußtsein jede Kontrolle über ihre Muskeln genommen. Als die anderen Offiziere durch die Tür rannten, streckte Tork die Hand aus und hielt ihren schlaffen Körper im Sessel hoch, während er mit der Linken auf einen in der Tischplatte eingelassenen Knopf drückte.
Gleich darauf traten zwei Mannschaftsmitglieder herein, hoben das Mädchen aus dem Sessel und trugen sie in die Zelle zurück. Das wird allmählich zur Gewohnheit, dachte Tamisan kläglich, als sie sie unsanft auf eine Koje warfen und sich nicht einmal
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