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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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unbekannte Kraft verfügte.
    »Was ich tun kann? Nun, eine ganze Menge.« Sie nutzte sein Zögern schnell aus. »Gelang es Ihnen vielleicht, das Schiff zu starten?« Sie hoffte verzweifelt, daß sie mit ihrer Ahnung recht hatte. »Und sind Sie imstande, mit anderen Schiffen im Orbit Verbindung aufzunehmen?«
    Sein Gesichtsausdruck war ihr Antwort genug. Ihre Hoffnung wuchs zur freudigen Aufregung. Das Schiff steckte also tatsächlich fest. Irgend etwas, gegen das sie nichts auszurichten vermochten, hielt es am Boden fest.
    »Der Kapitän wird überhaupt nicht auf mich hören«, brummte der Mann mürrisch.
    »Ich glaube, er wird sehr wohl. Sagen Sie ihm, er soll Hawarel umgehend hierherbringen lassen, oder wir werden ihm zeigen, was wir mit dem Schiff machten, das jetzt als Wrack dort drüben auf dem Feld liegt.«
    Kas war verstummt. Er beobachtete sie, vielleicht nicht mit der gleichen mißtrauischen Wachsamkeit wie der Raumfahrer, sondern mit einem Ausdruck, den sie nicht zu lesen vermochte. Staunen? Übertünchte er möglicherweise seine Überlegung, den Bluff selbst weiter auszuspielen, obgleich er ihr Gefangener war?
    »Rufen Sie endlich!« befahl Tamisan ungeduldig. Inzwischen würde der Kapitän, oder wer immer die Wachen ausgeschickt hatte, um sie zu ihm zu bringen, sich bereits Gedanken machen, weshalb sie noch nicht zurückgekehrt waren. Auch die Leibgardisten der Oberkönigin im Kordon um das Schiff würden inzwischen zweifellos gemeldet haben, daß Tamisan und ein Wachoffizier das Schiff betreten hatten. Von beiden Seiten mochte demnach etwas gegen sie unternommen werden.
    »Ich kann das Sprechgerät nicht einschalten«, sagte der Mann noch mürrischer.
    »Dann erklären Sie mir, wie ich es tun kann.«
    »Drücken Sie auf den roten Knopf.«
    Aber sie sah seinen verschlagenen Blick. Also hob sie die Hand und drückte statt dessen auf den grünen Knopf. Ohne auf seine Unehrlichkeit einzugehen, sagte sie lediglich mit noch etwas mehr Nachdruck:
    »Reden Sie!«
    »Hier ist Sannard.« Er drückte die Lippen dicht an das Gerät. »Sie – sie haben mich. Rooso und Cambre sind tot. Sie wollen den Gefangenen …«
    »In bester Verfassung!« zischte Tamisan. »Und zwar sofort!«
    »Sie wollen ihn sofort und in bester Verfassung«, wiederholte Sannard. »Sie sagen, sie würden etwas mit dem Schiff tun, wenn wir ihre Bedingungen nicht erfüllen.«
    Aus dem Sprechgerät kam keine Bestätigung. Hatte sie vielleicht in ihrem Mißtrauen doch den falschen Knopf gedrückt? Was würde geschehen? Sie konnte nicht warten.
    »Sannard!« Die Stimme aus dem Interkom klang metallisch, ohne menschliche Regung.
    »Sir?«
    Aber Tamisan stieß den Mann zur Seite, daß er an der Wand entlangrutschte, bis er gegen Kas prallte. Die Klebefäden verbanden sich sofort miteinander und machten aus den beiden Männern ein sich heftig wehrendes Bündel. Tamisan sprach in das Gerät.
    »Kapitän, ich meine es ernst. Schicken Sie mir sofort Ihren Gefangenen, oder sehen Sie sich das Wrack auf dem Feld an und machen Sie sich so ein Bild, wie Ihr Schiff in Kürze aussehen wird. Das ist keine leere Drohung, so wahr ich hier stehe und Ihren Besatzungsangehörigen in meiner Gewalt habe. Schicken Sie Hawarel allein, und beten Sie zu den unsterblichen Mächten, die Sie als Ihre Götter anerkennen, daß er dazu imstande ist. Die Zeit wird knapp. Wenn Sie meiner Forderung nicht sofort nachkommen, geschieht etwas, was Ihnen gar nicht gefallen wird.«
    Sannard, dessen Beine immer noch frei waren, versuchte sich von Kas wegzustoßen. Aber seine heftigen Anstrengungen führten im Gegenteil dazu, daß sie beide auf den Boden stürzten und die Fäden sie noch enger aneinander schmolzen. Tamisan ließ die Schultern hängen und lehnte sich schwer atmend an die Wand. So sehr wünschte sie sich, die gesamte Situation unter ihrer Kontrolle zu haben, wie bisher in ihren Träumen. Doch diesmal war alles allein dem Schicksal überlassen.
     
8.
     
    Obgleich sie an der Wand fast zusammensackte, fühlte Tamisan sich so starr, als hätte man sie in Sustahl gegossen. Und mit jeder schwindenden Sekunde, die sich unvorstellbar langsam dahinschleppte, wuchs ihr Gefühl der Hilflosigkeit. Sannard und Kas hatten aufgehört, sich gegen ihre klebrigen Bande zu wehren. Des Raumfahrers Gesicht konnte sie nicht sehen, aber Kas’ Gesicht war ihr zugewandt und wies einen merkwürdig verzerrten Ausdruck auf. Es war, als veränderte er sich, doch nicht auf ihr Zutun, vor ihren Augen

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