Traum ohne Wiederkehr
und es begann in Strömen zu gießen. Die Fackeln flackerten, zischten und erloschen. Die Düsternis war nicht viel besser als Zwielicht.
Sie waren dem Schiff nahe genug, um an Bord gehen zu können, sobald eine Rampe heruntergelassen wurde. Tamisan spürte hysterisches Lachen in sich aufsteigen. Was ist, wenn sie uns nicht einlassen? Sie konnte nicht ewig hier stehenbleiben, und es gab keine Möglichkeit, sich einen Weg ins Schiff zu erkämpfen. Kas’ Vertrauen in ihre Kräfte, soweit sie ihre Verbindung zu Hawarels Geist betrafen, erschien ihr mehr als übertrieben.
Doch als sie bereits ganz sicher war, daß sie jetzt festsaßen, war ein seufzendes Geräusch von oben zu vernehmen. Die Heckschleuse öffnete sich und eine kleine Rampe sank knarrend herab und landete auf dem verkohlten Boden unweit von ihnen.
»Geh!« befahl Kas Tamisan.
Mit einem Schulterzucken gehorchte sie. Es fiel ihr nicht leicht, mit dem zerfetzten, schweren Rock, der sich um ihre Beine schlang, die Rampe hochzuklettern. Es ging eigentlich nur, indem sie sich mit beiden Händen an dem Geländer auf einer Rampenseite hochzog. Wieso hatten die Wachen in der Fackelreihe sich nicht gerührt? Hatte Kas’ Maskerade sie tatsächlich getäuscht und sie gedacht, Tamisan wäre ein zweites Mal geschickt worden, um mit den Leuten im Schiff zu verhandeln?
Sie hatte die Schleuse fast erreicht und konnte die Uniformierten sehen, die sie im Schatten oben erwarteten. Sie hielten Wickler in den Händen, bereit abzudrücken und sie in ein klebriges Netz zu hüllen, das jeden Widerstand ersticken würde. Doch ehe die schleimigen Fäden herausschossen, um sie zu berühren, zuckten die beiden Sternenmänner rechts und links zusammen und drückten ihre bereits toten Hände auf ihre verkohlten Uniformjacken, aus denen sich Rauchschwaden kräuselten.
Sie hatten einen mit einer Armbrust bewaffneten Gardisten erwartet, so war es ihnen genauso ergangen wie den Wachen im Hochschloß. Kas’ Schulter schlug gegen ihr Rückgrat, daß sie stürzte und halb über die Leichen der beiden Männer fiel, die sie erwartet hatten.
Sie hörte ein Geräusch wie von einem Handgemenge, bekam einen Fußtritt ab und rollte zur Seite. Sie zog an den Falten ihres weiten Rockes und versuchte, aus der engen Schleuse zu kommen. Irgendwie schaffte sie es, auf Händen und Knien vorwärts zu kriechen, da sie nicht zurück konnte. Sie hatte eine Korridorwand vor sich. Mühsam gelang es ihr, sich umzudrehen, um zu sehen, was hinter ihr vorging.
Die beiden Wachen waren tot, aber offenbar hatte es einen dritten gegeben, den sie vorher nicht gesehen hatte. Kas hatte seinen Laser auf ihn gerichtet. Ohne sich zu ihr umzudrehen, erteilte er ihr einen Befehl, den sie mechanisch ausführte.
»Den Wickler!«
Immer noch auf Händen und Füßen kroch Tamisan zurück in die Schleuse und griff nach einer dieser Waffen. Die zweite starrte sie fast sehnsüchtig an, denn sie hätte sie gern für ihren Schutz gehabt, aber Kas gab ihr keine Gelegenheit, an sie heranzukommen.
»Gib ihn mir!«
Während er immer noch den Strahler auf den Bauch des dritten Sternenmanns richtete, streckte er die Linke nach hinten aus. Ich habe keine Wahl, keine Wahl, ich muß …
Wenn Kas sich einbildet, ich hätte keinen eigenen Willen mehr … Sie schwang den Wickler herum, ohne sich Zeit zum Zielen zu nehmen und drückte auf den Auslöser.
Die Peitsche aus klebrigen Fäden schoß durch die Luft und traf die Wand, von der sie zurückprallte. Dann erfaßte sie einen Arm des reglosen Gefangenen, den Kas’ Strahler immer noch bedrohte. Ein paar der Fäden wickelten sich um die Mitte des Sternenmanns, während weitere sich durch die Luft tasteten, bis sie Kas’ Rechte, seine Brust und seine andere Hand erreicht hatten. Dann wanden sie sich mit ihrer üblichen Wirksamkeit sowohl um ihn als auch den anderen Mann und banden sie aneinander.
Kas kämpfte heftig dagegen an, um den Laser herumdrehen und auf Tamisan richten zu können. Ob er ihn wirklich gegen sie benutzt hätte in seiner brennenden Wut, wußte sie nicht. Jedenfalls war sie froh, daß die Wicklerfäden seine Anstrengung vereitelten. Als Tamisan sicher war, daß die beiden ihr nichts anhaben konnten, seufzte sie erleichtert auf und entspannte sich ein wenig.
Sie mußte ganz sicher gehen, daß Kas bewegungsunfähig war. Sie hatte den Finger vom Drücker genommen, nachdem sie gesehen hatte, daß er seine Arme nicht mehr bewegen konnte. Jetzt ging sie planvoller vor
Weitere Kostenlose Bücher