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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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endlich mit einem Mal, wie ihr Muttermund sich erweiterte.
    Die Jimmy-Tock-Show hatte begonnen.
    Bevor er sich an die deprimierende Aufgabe wagte, Konrad Beezo zu berichten, dass er einen Sohn bekommen und seine Frau verloren hatte, half Dr. MacDonald mir heraus und verkündete laut Charlene Coleman, aus diesem stämmigen kleinen Bündel würde bestimmt mal ein großer Footballspieler.
    Nachdem meine Mutter mich erfolgreich aus ihrem Bauch in eine größere Welt befördert hatte, fiel sie unverzüglich in Ohnmacht. Sie hörte die Prophezeiung des Arztes nicht, und mein breites, rosafarbenes, staunendes Gesicht sah sie erst, als meine
Beschützerin Charlene ins Zimmer zurückkehrte und mich meinem Vater in die Arme legte.
    Dr. MacDonald übergab mich an Schwester Charlene, die mich abtupfte und mich in ein weißes Baumwolltuch wickelte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass meine Mutter wirklich nur in Ohnmacht gefallen war und in wenigen Augenblicken mit oder ohne Riechsalz wieder zu sich kommen würde, streifte er seine Latexhandschuhe ab, zog die Operationsmaske herunter und begab sich ins Wartezimmer, um Konrad Beezo so gut Trost zuzusprechen, wie er konnte.
    Stattdessen wurde er angebrüllt, mit bitteren, anklagenden Worten und paranoiden Anschuldigungen, mit übelsten Flüchen, ausgestoßen mit der zornigsten Stimme, die man sich vorstellen konnte.
    Selbst in dem normalerweise stillen, gut schallgeschützten Entbindungszimmer hörte Schwester Charlene das Gezeter. Auch wenn sie nicht im Einzelnen verstand, wie Konrad Beezo auf den Tod seiner Frau reagierte, den Tenor seiner Äußerungen begriff sie sehr wohl.
    Als sie das Zimmer verließ und in den Flur trat, um Beezo besser verstehen zu können, befahl ihr ihre Eingebung, mich – eingewickelt in die dünne Decke – mitzunehmen.
    Im Flur traf sie auf Lois Hanson, eine andere Schwester, die den kleinen Beezo im Arm trug. Auch Lois hatte sich herausgewagt, um dem ungezügelten Ausbruch des Clowns zu lauschen.
    Lois beging jedoch einen tödlichen Fehler. Gegen Charlenes Rat ging sie auf die geschlossene Tür des Wartezimmers zu, weil sie glaubte, der Anblick seines kleinen Sohnes werde Beezos wilden Zorn besänftigen und den tiefen Gram lindern, der seinen Ausbruch verursacht hatte.
    Da Charlene selbst vor gar nicht langer Zeit einem gewalttätigen Ehemann entkommen war, vertraute sie mitnichten darauf,
dass die Gnade der Vaterschaft die Empörung eines Mannes zähmen konnte, der selbst im Augenblick eines schweren Verlusts sofort und als Erstes mit Wut und der Androhung von Gewalt reagierte statt mit Tränen, Schock oder Verleugnung. Außerdem dachte sie an seinen Hut, den er ohne Rücksicht auf jedwede Manieren auf dem Kopf gelassen hatte. Charlene spürte Unheil heraufziehen, großes Unheil.
    Sie zog sich mit mir über den hinteren Flur der Entbindungsabteilung in die Säuglingsstation zurück. Als deren Tür hinter uns zuschwang, hörte sie den Schuss, der Dr. MacDonald tötete.
    Der Raum enthielt mehrere Reihen von Körbchen, in denen die Neugeborenen lagen. Die meisten träumten, einige gurrten, noch schrie keines. Der größte Teil der hinteren Längswand bestand aus einem riesigen Schaufenster, hinter dem momentan jedoch weder stolze Väter noch Großeltern standen.
    Die Kinder wurden von zwei Säuglingsschwestern betreut. Diese hatten das Gebrüll und dann den Schuss gehört und zeigten sich empfänglicher für Charlenes Ratschlag, als es Lois gewesen war.
    Vorausahnend versicherte Schwester Charlene den beiden, der Mörder werde den Babys kein Haar krümmen, jedoch mit Sicherheit jedes Mitglied des Krankenhauspersonals umbringen, dessen er habhaft werden konnte.
    Bevor die beiden Schwestern flohen, griffen sie sich dennoch jede einen Säugling – und machten sich wortreich Sorgen um jene, die sie zurücklassen mussten. Aufgeschreckt von dem zweiten Schuss folgten sie Charlene endlich durch die Tür neben dem großen Fenster, die aus der Entbindungsabteilung in den Hauptflur des Krankenhauses führte.
    Samt ihren Schützlingen verbargen die drei sich dann in einem Zimmer, in dem ein alter Mann nichtsahnend einfach weiterschlief.

    Ein trübes Nachtlicht drängte die Finsternis kaum zurück, und die hinter dem Fenster flackernden Blitze ließen die Schatten vor insektenhafter Energie zittern.
    Die drei Krankenschwestern verhielten sich so mäuschenstill, dass sie kaum zu atmen wagten. Sie drängten sich zusammen, bis Charlene in der Ferne Sirenen

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