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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Schminke sicher nicht besonders gut aussah, der keine besonderen Besitztümer sein Eigen nannte und dessen Persönlichkeit selbst unter gewöhnlichen Umständen zumindest ein klein wenig unsympathisch sein musste, war diese Frau zweifellos ein unglaublicher Schatz gewesen. Seine gewaltsame Reaktion auf ihren Verlust konnte man daher durchaus verstehen, wenn auch nicht rechtfertigen.
    Als Dad aus dem zweiten Entbindungszimmer trat, stand er dem mörderischen Clown unversehens Auge in Auge gegenüber. Beezo hatte die Tür der Säuglingsstation aufgestoßen und war in den Flur gestürmt. In seiner linken Armbeuge lag ein in eine Decke gewickelter Säugling.
    Auf so nahe Entfernung sah die Pistole in seiner rechten Hand doppelt so groß aus wie vorher im Wartezimmer. Dad fühlte sich an Alice im Wunderland erinnert, wo die Gegenstände ohne Rücksicht auf die Vernunft und die Gesetze der Physik abwechselnd größer wurden oder schrumpften.
    Vielleicht hätte mein Vater Beezo am Handgelenk gepackt und mit seinen starken Bäckerhänden um den Besitz der Waffe
gekämpft, aber er wagte es nicht, irgendetwas zu tun, was das Baby gefährdet hätte.
    Das Baby wiederum sah mit seinem verkniffenen roten Gesicht und der gefurchten Stirn entrüstet und beleidigt aus. Sein Mund stand weit offen, als hätte es losgebrüllt, wenn es nicht von der Erkenntnis geschockt gewesen wäre, dass sein Vater ein wahnsinniger Clown war.
    Ich muss dem Himmel für das Baby danken, hat Dad oft gesagt. Wenn es nicht gewesen wäre, dann wäre ich jetzt mausetot. Du wärst vaterlos aufgewachsen und hättest nie gelernt, eine erstklassige Crème brulée zu machen.
    Im linken Arm das Baby, in der rechten Hand die Pistole, herrschte Beezo meinen Vater an: »Wo sind sie, Rudy Tock?«
    »Wo ist wer?«, fragte Dad.
    Der rotäugige Clown schien gleichermaßen von Gram gebeugt und von Zorn zerrissen zu sein. Tränen liefen ihm über die Schminke. Seine Lippen zitterten, als könnte er jeden Augenblick unbeherrscht losschluchzen, aber dann zogen sie sich zu einem derart grausamen Ausdruck von den Zähnen zurück, dass Dad einen eisigen Stich in den Eingeweiden spürte.
    »Stell dich nicht blöder, als du bist«, sagte Beezo warnend. »Da müssen doch noch mehr Schwestern dabei gewesen sein, vielleicht auch noch ein zweiter Arzt. Ich will die Schweine alle umbringen, alle, die Natalie im Stich gelassen haben!«
    »Die sind weggerannt«, sagte mein Vater, weil er es für besser hielt zu lügen, als wahrheitsgemäß darauf zu bestehen, dass er kein weiteres medizinisches Personal gesehen hatte. »Sie haben sich hinter deinem Rücken rausgeschlichen, als du reingekommen bist, durchs Wartezimmer. Jetzt sind sie schon lange fort.«
    Von seinem Zorn genährt, schien Konrad Beezo anzuschwellen, als wäre Zorn die Speise von Riesen. Nicht die geringste
Spur zirzensischer Possenreißerei erhellte sein Gesicht, und der Hass in seinen Augen war so tödlich wie das Gift einer Kobra.
    Um nicht als Ersatz für das Personal zu dienen, das sich nicht mehr in Beezos Reichweite befand, fügte Dad rasch hinzu: »Die Polizei ist auf dem Weg hierher. Sie will dir das Baby wegnehmen. « Er sagte das ohne jeden drohenden Ton in der Stimme, so als wollte er nur hilfreich sein.
    »Mein Sohn gehört mir! «, erklärte Beezo mit solcher Leidenschaft, dass man den Gestank des schalen Zigarettenrauchs, der aus seiner Kleidung aufstieg, fast für eine Ausdünstung seiner feurigen Gefühle hätte halten können. »Ich werde alles tun, damit er nicht von den Trapezkerlen aufgezogen wird«, sagte er.
    Mit seiner Erwiderung beschritt mein Vater einen schmalen Grat zwischen kluger Manipulation und offenkundiger Schmeichelei im Interesse der Selbsterhaltung: »Dein Junge wird der Größte deiner Zunft werden – der tollste Clown, Narr, Harlekin, Franzwurst.«
    » Hans wurst«, berichtigte der Mörder, aber ohne Feindseligkeit. »Ja, er wird der Größte sein. Das wird er. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand meinem Sohn sein Schicksal verbaut!«
    Mit Baby und Pistole drängte Beezo sich an meinem Dad vorbei und eilte den kurzen Flur entlang. Über die tote Krankenschwester trat er so achtlos hinweg, als hätten ihm Eimer und Mopp der Putzfrau im Weg gestanden.
    So fieberhaft Dad auch versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, womit er den Mörder aufhalten konnte, ohne das Baby in Gefahr zu bringen – er konnte ihm nur frustriert hinterherschauen.
    Als Beezo die Tür zum Wartezimmer

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