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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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daran, wie viel Lösegeld man für Frank Sinatra junior gezahlt hat, ich hab an Rumpelstilzchen gedacht und an Tarzan, der unter Affen aufgewachsen ist. Klar, das war alles Unsinn, aber trotzdem ging es mir in diesem Moment durch den Sinn. Ich wollte schreien, konnte aber nicht, und da hab ich mich genauso gefühlt wie dieses rotgesichtige Baby, das den Mund aufgerissen hatte, aber trotzdem still war, und als ich an dieses Baby dachte, da hab ich einfach gewusst, das bist du, nicht Beezos Sohn, sondern du, mein Jimmy.
    Fest entschlossen, Beezo zu finden und ihn aufzuhalten, ließ Dad den Hörer fallen, stürmte durch die offene Tür in den Flur – und wäre fast mit Charlene Coleman zusammengeprallt, einer Schwester, die mit einem Baby in den Armen auf ihn zukam.
    Dieser Säugling hatte ein breiteres Gesicht als der, den Beezo in die stürmische Nacht entführt hatte. Sein Gesicht war nicht mit roten Flecken, sondern mit einem gesunden Rosa überzogen.
Wenn man Dad Glauben schenkt, so leuchteten seine Augen klar und blau, und sein Gesicht glühte vor Staunen.
    »Ich hab mich mit Ihrem Baby versteckt«, sagte Charlene Coleman. »Vor diesem grässlichen Mann. Ich hab gleich gewusst, dass der Probleme macht, wie er da so mit seiner Frau aufgetaucht ist. Der hat doch tatsächlich hier drin diesen grässlichen Hut aufbehalten und sich nicht mal dafür entschuldigt.«
    Ich wünschte, ich könnte aus persönlicher Erfahrung bestätigen, dass das, was gleich von Anfang an Charlenes Argwohn geweckt hatte, nicht Beezos Schminke gewesen war, nicht sein giftiges Zetern über seine am Trapez turnenden Verwandten, nicht seine Augen, die so irre waren, dass sie sich fast wie Windrädchen drehten, sondern einfach nur sein Hut . Leider war ich damals kaum eine Stunde alt und hatte noch nicht sprechen gelernt, ja noch nicht einmal herausbekommen, wer diese ganzen Leute eigentlich waren.

3
    Bebend vor Erleichterung nahm Dad mich entgegen und brachte mich zu meiner Mutter.
    Nachdem Schwester Charlene das Kopfende des Geburtsbetts angehoben und zusätzliche Kissen geholt hatte, war meine Mutter endlich in der Lage, mich in die Arme zu nehmen.
    Dad schwört, ihre ersten Worte zu mir hätten folgendermaßen gelautet: »Hoffentlich bist du die ganzen Schmerzen wert, kleines Blauauge, denn wenn du ein undankbares Kind sein solltest, dann mache ich dir das Leben zur Hölle, darauf kannst du dich verlassen!«
    Weinend und erschüttert von allem, was geschehen war, berichtete Charlene, was sich zugetragen hatte und wie es ihr gelungen war, mich in Sicherheit zu bringen, als der erste Schuss fiel.
    Dr. MacDonald, der nicht darauf vorbereitet gewesen war, gleich zwei Frauen in fortgeschrittenen, schwierigen Wehen beizustehen, hatte zu so später Stunde vergeblich versucht, einen qualifizierten Kollegen zu Hilfe zu holen. Deshalb hatte er seine Zeit zwischen den beiden Patientinnen aufteilen müssen, war von einem Entbindungszimmer ins andere gehastet und hatte sich darauf verlassen müssen, dass die Schwestern ihn in seiner Abwesenheit ersetzten. Zusätzlich erschwert wurde seine Arbeit durch das periodisch schwächer werdende Licht und die Sorge, ob sich der Krankenhausgenerator tatsächlich in Gang setzen würde, falls das Unwetter die Stromversorgung gänzlich lahm legte.

    Natalie Beezo hatte keine Schwangerenvorsorge in Anspruch genommen. Ohne es zu wissen, litt sie an Präeklampsie. Im Verlauf der Wehen trat eine voll ausgeprägte Eklampsie auf, gekennzeichnet von gewaltsamen Krämpfen, bei denen keine Behandlung anschlug und die nicht nur ihr eigenes Leben bedrohten, sondern auch das ihres ungeborenen Kindes.
    Zur selben Zeit durchlitt meine Mutter ebenfalls schauderhafte Wehen, weil ihr Gebärmutterhals sich nicht ausreichend erweiterte. Auch die intravenöse Injektion von synthetischem Oxytocin führte anfangs keine ausreichenden Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur herbei, um mich in die Welt hinauszupressen.
    Natalie entband als Erste. Dr. MacDonald versuchte alles, um sie zu retten – ein Endotrachealschlauch zur Erleichterung der Atmung, mehrere Injektionen krampflösender Substanzen –, doch ein extrem ansteigender Blutdruck und die Krämpfe führten zu einer massiven Gehirnblutung, die sie nicht überlebte.
    Noch während die Nabelschnur zwischen dem kleinen Beezo und seiner toten Mutter abgebunden und durchtrennt wurde, spürte meine Mutter, die trotz ihrer Erschöpfung weiterhin versuchte, mich ins Freie zu drücken,

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