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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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bestimmt, ich habe falsche Zähne.«
    »Es wird doch niemand auf die Idee kommen, dass eine so junge Frau wie du falsche Zähne hat.«
    »Und was ist mit Chilson Strawberry?«
    Egal, wie oft ich diese Frage auch durch meinen geistigen Fleischwolf drehte, sie ergab keinerlei Sinn. »Was ist denn Chilson Strawberry?«
    »Das ist eine Freundin von mir, genauso alt wie ich. Sie macht Bungee-Reisen.«
    »Bungee-Reisen?«
    »Sie stellt Reiseprogramme zusammen und begleitet Gruppen überallhin, wo man von Brücken oder irgendwelchen Felsen springen kann.«
    »Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass man mit Bungee-Reisen seinen Lebensunterhalt verdienen kann.«
    »Sie macht das ganz gut«, versicherte mir Lorrie. »Allerdings stelle ich mir nicht gern vor, wie ihre Brüste in zehn Jahren aussehen. Schließlich zieht die Schwerkraft sie ständig in der falschen Richtung runter.«

    Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Ich war einigermaßen stolz darauf, bisher immer irgendeine Antwort gefunden zu haben, egal, wie verschlungen die Unterhaltung auch gelaufen war. Nun hatte ich mir wohl eine Auszeit verdient.
    Fast ohne Atem zu holen, fuhr Lorrie fort: »Chilson hat sämtliche Zähne verloren.«
    Daran konnte ich wieder anknüpfen. »Wie hat sie das geschafft – ist etwa ein Bungeeseil gerissen?«
    »Nein, mit ihrer Arbeit hatte es nichts zu tun. Sie hat mit ihrem Motorrad Blödsinn gebaut, ist von der Straße abgekommen, hat sich überschlagen und ist mit dem Gesicht an einen Brückenpfeiler gekracht.«
    Vor Mitleid pochten meine Zähne so heftig, dass ich einen Augenblick kein Wort herausbrachte.
    »Als man ihren Kiefer wiederaufgebaut hat«, sagte Lorrie, »hat man alle Zähne gezogen, die bei dem Unfall nicht ohnehin schon abgebrochen waren. Später hat man dann Implantate eingesetzt. Mit denen kann sie Walnüsse knacken.«
    »Angesichts dessen, dass sie mit dir befreundet ist«, sagte ich vollkommen ernsthaft, »frage ich mich, was mit dem Brückenpfeiler geschehen ist.«
    »Nicht so viel, wie man denken könnte. Man musste mit dem Schlauch das Blut abspritzen. Außerdem ist ein wenig Beton abgesplittert, und es gab einen kleinen Riss.«
    Lorries Miene war völlig arglos. Ihre klaren Augen wichen meinem Blick nicht aus. Falls sie mich gerade auf den Arm nahm, so ließ sie sich nichts anmerken.
    »Du musst unbedingt meine Familie kennenlernen«, sagte ich.
    »Oh-oh«, sagte sie, »da geht was vor sich.«
    Blinzelnd und leicht desorientiert sah ich mich um wie jemand, der aus einer Trance erwacht. Ich hatte Zinker, Knitter und den grinsenden Wirrkopf fast vergessen.

    Obwohl sich noch mindestens die Hälfte der Päckchen Plastiksprengstoff auf dem Handkarren befand, zog Zinker diesen durch die Tür der Nische in den Tunnel, aus dem er vorher gekommen war.
    Nachdem der namenlose Irre den letzten Zeitzünder eingestellt hatte, überreichte er ihn Knitter. Es folgten der Schlüssel der Handschellen und die Anweisung: »Wenn du hier fertig bist, bring die Süße und den Mastochsen mit.«
    Den Mastochsen! Der Wirrkopf war genauso groß wie ich, und ich bin sicher, dass er sich nicht für einen Ochsen hielt.
    Er folgte Zinker in den Tunnel.
    Dann waren wir mit Knitter allein, was so ähnlich war, wie mit Satan allein im sadomasochistischen Flügel der Hölle zu hocken.
    Lorrie wartete eine kleine Weile, um sicherzugehen, dass die beiden im Tunnel weit genug weg waren, dann sagte sie: »Ähm, Mr. Knitter?«
    »Tu’s nicht«, flehte ich.
    Knitter war zum anderen Ende des Raums gegangen, um den letzten Zeitzünder in dem Sprengstoff zu befestigen, den er rund um einen weiteren Pfeiler geschichtet hatte. Scheinbar hatte er Lorrie nicht gehört.
    »Selbst wenn er dich für süß hält«, sagte ich, »ist er der Typ, der dich genauso gern vergewaltigt, nachdem er dich umgebracht hat, wie vorher, und wie soll uns das helfen?«
    »Nekrophilie? So was von einem anderen Menschen zu behaupten, ist aber gar nicht nett!«
    »Das ist kein normaler Mensch. Das ist ein Morlock.«
    Lorries Miene hellte sich auf. »H. G. Wells, Die Zeitmaschine . Du bist tatsächlich ziemlich belesen. Allerdings könntest du auch den Film gesehen haben.«
    »Knitter ist kein normaler Mensch, sondern ein Grendel.«
    »Beowulf«, benannte sie das Epos, in dem das Ungeheuer Grendel lauert.

    »Er ist wie Tom Ripley.«
    »Das ist der Psychopath in einigen der Bücher von Patricia Highsmith.«
    »In fünf ihrer Bücher«, präzisierte ich. »Tom Ripley ist im

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