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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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zusammensetzte.
    Lorrie und ich waren weit genug von ihm entfernt, um uns ungehört unterhalten zu können, wenn wir die Stimme senkten.
    Zu mir gebeugt, sagte Lorrie verschwörerisch: »Falls irgendwann mal nur noch Knitter im Raum ist, sage ich ihm, es gibt einen weiblichen Notfall.«
    In den Händen von drei Irren statt bloß einem zu sein, womöglich »rangenommen« zu werden und zu hören, wie die drei mit nicht mehr Gefühlen über unsere Exekution diskutierten als darüber, wer den Müll zur Tonne bringen sollte: Ich hätte gedacht, all dies würde Lorrie Lynn davon abbringen, mit überschwänglichem Optimismus tollkühne Taten zu planen. Stattdessen bedeutete das Vorhandensein von inzwischen drei Irren für Lorrie nur zwei zusätzliche Gelegenheiten, irgendjemanden mit einem angeblichen weiblichen Notfall auszutricksen, um die Nagelfeile in die Finger zu bekommen und sich mit Hauen und Stechen die Freiheit zu erkämpfen.
    »Wenn du so was versuchst, sind wir mausetot«, warnte ich erneut.
    »Na und? Sie werden uns sowieso umbringen. Hast du nicht zugehört?«
    »Aber wenn du so was versuchst, werden sie uns früher umbringen«, sagte ich mit erstaunlich schrillem Flüstern, worauf mir klar wurde, dass ich mich anhörte, als hätte ich ein Universitätsdiplom als professionelles Weichei.
    Was war nur aus dem jungen Burschen geworden, der darauf brannte, in den intergalaktischen Krieg zu ziehen? War er denn nicht noch irgendwo in mir vorhanden?
    Lorrie konnte ihre Hand zwar nicht aus der Schelle ziehen,
aber sie konnte meine Hand loslassen. Dabei sah sie aus, als wollte sie ihre Hand waschen – in Karbolsäure.
    Was romantische Affären betraf, hatte ich zwar gewisse Erfolge erzielt, war jedoch nicht gerade eine Reinkarnation von Rudolph Valentino. Genauer gesagt: Ich brauchte kein kleines schwarzes Büchlein, um die Telefonnummern meiner Eroberungen zu notieren. Ich brauchte nicht einmal eine Seite aus einem kleinen schwarzen Büchlein. Ein gelber Klebezettel hätte ausgereicht. Einer von diesen nicht besonders großen Klebezetteln, die man zur Erinnerung an den Kühlschrank klebt und auf denen gerade genug Platz ist, um in Druckschrift zu notieren: MÖHREN FÜRS ABENDESSEN EINKAUFEN.
    Da hatte ich nun den sichersten Schuss mit Pfeil und Bogen in der Hand, den Amor mir je gewähren würde – schließlich war ich an die schönste Frau, die ich je getroffen hatte, angekettet –, und schaffte es nicht, den Augenblick zu nutzen. Dass ich ihr nicht den Hof machen und sie gewinnen konnte, hatte einen ebenso simplen wie dämlichen Grund: Ich wollte weiterleben.
    »Wir werden schon noch eine Chance bekommen«, sagte ich, »und wenn sie da ist, ergreifen wir sie. Es muss allerdings was wesentlich Besseres sein als der Trick mit dem weiblichen Notfall.«
    »Wie beispielsweise was?«
    »Etwas, das uns einen Vorteil verschafft.«
    »Zum Beispiel?«
    »Irgendwas. Keine Ahnung. Irgendwas.«
    »Wir können nicht bloß warten«, sagte sie.
    »Doch, können wir.«
    »Wir warten bloß darauf zu sterben.«
    »Nein«, sagte ich und tat so, als würde ich die Lage analysieren und günstige Gelegenheiten ausfindig machen, statt blindlings auf ein Wunder zu hoffen. »Ich warte auf die richtige Gelegenheit. «

    »Wenn du darauf wartest, sind wir bald mausetot«, orakelte Lorrie.
    Ich warf ihr einen vernichtenden Blick zu. »Was ist bloß aus der dezidierten Optimistin geworden?«
    »Die erstickst du gerade.«
    Sie hatte mir den vernichtenden Blick so rasch zurückgeworfen, dass mir das Gesicht vor Scham brannte, bevor mir richtig klar wurde, was geschehen war.

12
    Zwei Stockwerke unter den bösen Straßen und umgeben von der bösen Erde von Snow Village, beobachteten wir, wie Zinker, Knitter und der namenlose Irre an den tragenden Wänden des Kellers Sprengstoff aufstapelten und daran Zeitzünder anbrachten.
    Man könnte meinen, unser lähmendes Entsetzen hätte mit jeder Minute weiter zugenommen. Aus einschlägiger Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht möglich ist, über einen längeren Zeitraum hinweg entsetzt zu sein.
    Wenn man ein ungeheuerliches Missgeschick als Krankheit bezeichnen würde, so wäre Entsetzen ein Symptom davon. Wie jedes andere Symptom äußert es sich nicht kontinuierlich im selben Ausmaß, vielmehr nimmt es abwechselnd zu und wieder ab. Leidet man unter Darmgrippe, so erbricht man sich auch nicht ständig und muss nicht von morgens bis abends auf der Toilette sitzen.
    Zugegeben, eine etwas eklige

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