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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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zuckende Schleier aus Licht in die kriechende Dunkelheit.
    Mir hätte schon vorher aufgehen sollen, dass sich kreuzende Tunnels unter dem Stadtpark liegen mussten, denn die vier Gebäude, die Knitter anklagend aufgezählt hatte, befanden sich in vier verschiedenen Häuserblocks: im Norden, Süden, Osten und Westen des Parks.
    Staunend stand ich vor der Komplexität der unterirdischen Struktur, die unvermittelt zum Vorschein gekommen war. Während ich nach links, rechts, vorwärts und rückwärts blickte, kamen mir die steinernen Gänge und die von Fackeln erleuchteten
Kammern in alten Filmen über Mumiengräber in den Sinn, und trotz der Gefahr, in der wir uns befanden, durchfuhr mich ein abenteuerlustiges Kribbeln.
    »Da lang«, sagte Knitter und wandte sich nach links.
    Bevor wir ihm folgten, stellte Lorrie in dem Gang, durch den wir gekommen waren, ihre Handtasche auf den Boden und rückte sie nahe an die Wand in den Schatten.
    Hätte der namenlose, grinsende Irre die Handtasche gesehen, wäre unsere Strategie zum Teufel gewesen – falls man den erbärmlichen Plan mit der Nagelfeile tatsächlich als Strategie bezeichnen konnte.
    Lorrie machte den Eindruck, als würde sie die Handtasche nur ungern stehen lassen. Zweifellos hielt sie das Ding für ein Arsenal voll provisorischer Waffen. Womöglich hätten wir es geschafft, Knitter mit einer Puderquaste zu ersticken, und falls sich eine Haarbürste in der Tasche befand, hätten wir ihm anständig den Hintern versohlen können.
    Während wir unserem Führer wieder folgten, fragte ich: »Wozu all die Kerzen?«
    Knitter verlor zunehmend die Geduld mit mir. »Damit wir im Dunkeln sehen können, du vertrottelter Schwachkopf.«
    »Besonders praktisch ist das aber nicht.«
    »Im neunzehnten Jahrhundert hatte man eben bloß Kerzen und Öllampen, du sabbernder Idiot!«
    Wieder fing Lorrie an, mir mit fantastischen Grimassen und wildem Augenrollen mitzuteilen, es sei nun endlich an der Zeit, Knitter abzustechen.
    Unser Begleiter war mir inzwischen derart unsympathisch geworden, dass ich wider besseres Wissen tatsächlich fast bereit war, ihn in Geschnetzeltes zu verwandeln.
    »Ja, aber wir sind nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert«, sagte ich. »Ihr könntet Taschenlampen oder batteriebetriebene
Laternen benutzen, oder diese chemischen Fackeln, die keine Funken sprühen.«
    »Meinst du etwa, das wissen wir nicht, du hirntoter Esel? Aber dann wäre die Atmosphäre nicht authentisch.«
    Schweigend gingen wir mehrere Schritte, bis ich mich nicht mehr bezähmen konnte. »Und wieso muss die Atmosphäre authentisch sein?«, fragte ich.
    »Der Boss will es so.«
    Ich nahm an, dass es sich bei dem Boss um den namenlosen Irren handelte, falls es nicht einen Kopf des Ganzen gab, dem wir noch nicht begegnet waren.
    Irgendwann, offenbar lange nach dem Bau des Tunnels, waren seine letzten drei Meter zugemauert worden. Verwendet hatte man dazu doppelte Betonblöcke mit Stahlarmierung.
    Vor kurzem war die Hälfte der Blöcke herausgebrochen worden. Für die Stahlstäbe musste man einen Schweißbrenner verwendet haben. Auf einer Seite des Gangs lag ein Haufen Schutt.
    Wir folgten Knitter durch die entstandene Lücke in der Mauer in den letzten Teil des Gangs. An seinem Ende befand sich wieder eine eisenbeschlagene Eichentür, die offen stand.
    Dahinter erleuchteten elektrische Deckenlampen, die eindeutig nicht aus der Bauzeit stammten, einen großen Raum mit Steinwänden, massiven Säulen und einem im Fischgrätenmuster gefliesten Boden. Zwei mit aufwändigen Eisengeländern geschmückte Steintreppen führten an gegenüberliegenden Wänden zu Türen aus gebürstetem Edelstahl hinauf. Mit Ausnahme des Edelstahls vermittelte alles den Eindruck eines geheimnisvollen Tempels.
    Die Hälfte des Raums war leer, die andere Hälfte enthielt mehrere Reihen grüne Aktenschränke mit Gängen dazwischen.
    Zinker und der Bibliothekarsmörder standen neben dem Handkarren
mit seiner dezimierten Ladung Sprengstoff und unterhielten sich murmelnd.
    Besorgt, das hellere Licht könnte mich verraten, schob ich die Nagelfeile verstohlen in meine Hosentasche.
    Unser erster Gastgeber strahlte bei unserem Anblick, als wären wir alte Freunde, die zu einer Cocktailparty erschienen. Er kam auf uns zu und wies mit einer weiten Handbewegung auf die Architektur. »Toll hier, was? Hier unten werden die historischen Akten des Instituts aufbewahrt.«
    »Welches Instituts?«, erkundigte ich mich.
    »Wir befinden uns unter

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