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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Analogie, aber sie ist passend und anschaulich. Allerdings bin ich froh, dass sie mir noch nicht eingefallen ist, als ich mit Lorrie angekettet im Bibliothekskeller saß. In meinem Eifer, die Lage zu retten und das eisige Schweigen zwischen uns zu brechen, wäre ich damit wahrscheinlich sofort herausgeplatzt, um wenigstens irgendetwas zu sagen.
    Glücklicherweise stellte ich bald fest, dass Lorrie nicht zu den Menschen gehörte, die auf erlittenen Kränkungen herumreiten oder sich gerne ärgern. Nach etwa zwei Minuten brach sie das Schweigen und wurde wieder zu meinem Kumpel und meiner Mitverschwörerin.

    »Knitter ist das schwache Glied in der Kette«, sagte sie leise.
    So reizvoll ich ihre kehlige Stimme fand, es wäre mir lieber gewesen, wenn sie sie dazu benutzt hätte, etwas Sinnvolles zu sagen.
    Knitter war momentan damit beschäftigt, Plastiksprengstoff um den Sockel eines die Decke stützenden Pfeilers aufzuschichten. Er ging mit dem Teufelszeug so sorglos um wie ein Kind, das mit Knetmasse hantierte.
    »Er sieht zwar nicht so aus, als wäre er das schwache Glied, aber vielleicht hast du recht«, sagte ich, um sie zu versöhnen.
    »Glaub mir, es ist so.«
    Ein Zündkabel zwischen den Zähnen, rückte Knitter die Sprengstoffpackungen zurecht.
    »Weißt du, wieso er das schwache Glied ist?«, fragte Lorrie.
    »Ich bin gespannt.«
    »Er mag mich.«
    Ich zählte auf fünf, bevor ich antwortete, um dafür zu sorgen, dass in meiner Stimme kein Widerspruchsgeist mitschwang. »Er will dich umbringen.«
    »Davor.«
    »Wovor?«
    »Bevor er den grinsenden Schwachkopf gefragt hat, ob er mich umbringen darf, hat er eindeutig ein romantisches Interesse geäußert.«
    Diesmal zählte ich auf sieben. »Soweit ich mich daran erinnere«, sagte ich in einem Tonfall, den man hoffentlich als harmlos und fröhlich deuten konnte, »wollte er dich vergewaltigen.«
    »Man vergewaltigt doch niemanden, den man nicht attraktiv findet.«
    »Eigentlich schon. So was passiert andauernd.«
    »Schon möglich, dass du so was machen würdest«, sagte Lorrie, »die meisten anderen Männer aber nicht.«

    »Bei Vergewaltigung geht es nicht um Sex«, erklärte ich. »Es geht um Macht.«
    Lorrie betrachtete mich stirnrunzelnd. »Wieso fällt es dir eigentlich so schwer zu glauben, dass Knitter mich möglicherweise süß findet?«
    Erst als ich bei zehn angekommen war, sagte ich: »Du bist süß. Total süß. Du bist fantastisch. Aber Knitter ist nicht der Typ, der sich verliebt.«
    »Meinst du das tatsächlich?«
    »Absolut. Knitter ist eher der Typ, der alle anderen Leute hasst.«
    »Nein, ich meine das andere.«
    »Welches andere?«
    »Das mit dem süß, total süß, fantastisch.«
    »Du bist die Frau mit dem tollsten Aussehen, die mir je begegnet ist. Aber du musst …«
    »Das ist wirklich lieb von dir«, sagte Lorrie. »Allerdings bin ich nicht empfindlich, was mein Aussehen angeht, und obwohl ich wie jedes andere Mädchen gerne Komplimente höre, ist es mir langfristig lieber, wenn man ehrlich zu mir ist. Zum Beispiel weiß ich durchaus, wie meine Nase aussieht.«
    Aus dem Nebenraum kam Zinker angetrottet. Während er zu dem mit Sprengstoff beladenen Handkarren latschte, sah er wie ein Troll aus, der darüber nachbrütete, ob er das gerade in seiner Backröhre brutzelnde Kind genügend mit Salbei gewürzt und mit Butter bestrichen hatte.
    Die Zündschnur zwischen den Zähnen, schnäuzte Knitter sich in die Hand und wischte diese dann am Jackenärmel ab.
    Der Irre bereitete den letzten Zeitzünder vor. Als er merkte, dass ich ihn beobachtete, winkte er mir zu.
    »Meine Nase ist spitz«, sagte Lorrie.
    »Sie ist nicht spitz«, versicherte ich ihr, denn ihre Nase war tatsächlich nicht spitzer als die einer Göttin.

    »Klar ist sie spitz«, beharrte Lorrie.
    »Na schön, dann ist sie eben spitz«, stimmte ich zu, um einen Streit zu vermeiden, »aber sie ist auf absolut vollkommene Weise spitz.«
    »Außerdem ist da die Sache mit meinen Zähnen.«
    Ich war versucht, mit den Fingern nach ihren wunderbar vollen Lippen zu greifen, sie auseinander zu ziehen und ihr Gebiss zu untersuchen wie ein Tierarzt, der ein Rennpferd untersucht, um definitiv erklären zu können, es sei völlig in Ordnung.
    Stattdessen sagte ich lächelnd und mit bewusst ruhiger Stimme: »An deinen Zähnen ist überhaupt nichts auszusetzen. Sie sind weiß, ebenmäßig und so makellos wie Perlen.«
    »Eben«, sagte Lorrie, »sie sehen einfach nicht echt aus. Man denkt

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