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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Grunde Hannibal Lecter, dreißig Jahre, bevor irgendjemand was von Hannibal gehört hat.«
    Nachdem er sein Werk am anderen Ende des langen Raums vollendet hatte, kehrte Knitter zu uns zurück.
    Während unser Grendel nahte, hätte ich erwartet, dass Lorrie ihm erklärte, es gebe einen weiblichen Notfall. Stattdessen lächelte sie ihn zwar an und klimperte mit den Wimpern, wartete ansonsten jedoch ab.
    Knitters Mund war merkwürdig gespitzt. Während er das zweite Paar Handschellen aufschloss, mit dem wir am Stuhl befestigt waren, sah es so aus, als würde er etwas auf der Zunge rollen.
    Als wir aneinander gefesselt auf die Beine gekommen waren, warf Lorrie den Kopf zurück und ließ ihr Haar fliegen. Mit der freien Hand knöpfte sie den obersten Knopf ihrer Bluse auf, um ihren hübschen Hals besser zur Geltung zu bringen.
    Die reine Katastrophe.
    Offenbar wollte sie verführerischer aussehen, bevor sie verkündete, es gebe einen weiblichen Notfall.
    Sich gegenüber Knitter verführerisch zu präsentieren, ergab nicht mehr Sinn als der Versuch, eine zusammengerollte Klapperschlange zu besänftigen, indem man sie küsste. Bestimmt durchschaute er Lorrie noch rascher als der namenlose Irre, und dann war er von ihrem Versuch, ihn zu manipulieren, so stinkig, dass er die Nagelfeile in ihr Auge bohrte.
    Offenbar reichten meine Referenzen als belesener Zeitgenosse und die Vergleiche, die ich zwischen Knitter und verschiedenen literarischen Ungeheuern gezogen hatte, doch aus,
um Lorrie vorläufig Einhalt zu gebieten. Sie warf mir einen Blick zu und zögerte.
    Bevor sie etwas sagen konnte, spuckte Knitter den Gegenstand in seine Hand, den er auf der Zunge gerollt hatte. Er war rund, so groß wie ein großer Kaugummi, grau und mit glänzendem Speichel überzogen.
    Schon möglich, dass es sich bei diesem merkwürdigen Ding nicht um ein Kügelchen Plastiksprengstoff handelte, obwohl es eindeutig so aussah.
    Vielleicht verschaffte es Knitter einen gewissen Nervenkitzel, im Mund ein paar Gramm konzentrierten Tod zu haben, dessen Explosion seinen Kopf in einen blutigen Brei verwandelt hätte.
    Es konnte sich aber auch um ein glückbringendes Ritual handeln, um etwas Ähnliches wie den Kuss auf die Würfel in der Hand, bevor man sie auf den Spieltisch warf.
    Möglicherweise mochte Knitter auch einfach den Geschmack. Schließlich standen manche Leute auch auf Frühstücksfleisch aus der Dose. Hätte er das Kügelchen erst in zermalmten Spinnen gewälzt, wäre sicherlich ein besonderer Leckerbissen entstanden.
    Ohne einen Kommentar dazu abzugeben, warf er das graue Ding auf den Stuhl, auf dem ich gesessen hatte, und sagte: »Raus hier, marsch, marsch!«
    Auf unserem Weg zu dem Tunnel, der uns hinter der Geheimtür zwischen den Bücherregalen erwartete, kamen wir an dem Tisch vorbei, auf dem Lorries Handtasche stand.
    Im Vorbeigehen nahm sie sie einfach mit.
    Knitter, der hinter uns ging, erhob keinen Einwand.

13
    Der etwa zweieinhalb Meter breite, mit Kalkstein ausgekleidete Tunnel hatte eine niedrige, gewölbte Decke, aber senkrechte Wände. Die rechteckigen Fliesen unter unseren Füßen waren im Fischgrätenmuster gelegt.
    Das Licht von dicken, gelben, im Luftzug flackernden Kerzen, die in Bronzeleuchtern steckten, fiel unregelmäßig schimmernd auf die Wände und wob gemeinsam mit den Schatten einen sich ständig verändernden Teppich auf die Wölbung der Decke.
    Der bedrohlich lange Gang schien in der Ferne zu einem Gewirr aus Schatten und zuckenden Irrlichtern zusammenzuschrumpfen, ohne dass ein Ende erkennbar gewesen wäre.
    Es hätte mich nicht gewundert, wenn wir auf Edgar Allan Poe gestoßen wären, aber der tauchte genauso wenig auf wie Zinker und der namenlose Irre.
    Obwohl die kühle, aber nicht feuchte Luft erstaunlich rein und frei von schimmligen Düften war und nur nach rohem Kalkstein und heißem Kerzenwachs roch, rechnete ich mit Fledermäusen, Ratten, Kakerlaken und anderem über den Boden huschenden Tierzeug, aber vorläufig begleitete uns nur Knitter.
    Wir waren gerade einmal drei bis vier Meter weit gekommen, als er sagte: »Moment mal. Stehen bleiben!«
    Während wir warteten, schloss Knitter erst die Geheimtür im Bücherregal und dann die eisenbeschlagene Eichentür zur Nische. Wahrscheinlich geschah das zu dem Zweck, die Wirkung der Explosion auf den Tunnel zu reduzieren, falls der Sprengstoff verfrüht detonierte, bevor wir endgültig in Sicherheit waren.

    Solange Knitter hinter uns beschäftigt war, zog

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