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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Held gewesen – zumindest potenziell, das heißt, wenn eine Krise drohte. Als Kind hatte ich nicht nur davon geträumt, Schokoladensoufflés für Könige zu zaubern, sondern auch, die bösen Handlanger von Darth Vader zu bekämpfen.
    Nun machte sich die Wirklichkeit breit. Diese gewalttätigen Irren hätten Darth Vader in einem zusammengeklappten Pitafladen verzehrt und anschließend sein Lichtschwert als Zahnstocher verwendet.
    »Egal, ob was schief läuft oder nicht«, wiederholte Knitter, »wir müssen sie plattmachen.«
    »Darüber waren wir uns doch schon einig«, sagte der Irre ungeduldig.
    »Weil sie unsere Gesichter gesehen haben«, fuhr Knitter hartnäckig fort, »müssen wir sie beide abmurksen.«
    »Ich hab verstanden «, versicherte ihm unser Geiselnehmer.

    Knitters Augen hatten den Farbton von Brandy. Sie wurden bleich, als er sagte: »Wenn es so weit ist, will ich derjenige sein, der die Schlampe umnietet.«
    Umlegen, erledigen, abmurksen, plattmachen, umnieten. Wenn es um Synonyme für töten ging, war der Bursche ein wandelndes Wörterbuch.
    Das konnte Verschiedenes bedeuten. Entweder hatte er bereits so viele Menschen umgebracht, dass er Gespräche über Mord langweilig fand und sprachlicher Variationen bedurfte, um dabei nicht einzuschlafen. Oder er war bloß ein Möchtegernkiller, der nur aus Prahlerei und einschlägigen Sprüchen bestand und sich in die Hose machte, sobald es zur Sache ging.
    Angesichts dessen, dass Knitter mit einem Irren durch die Gegend zog, der grundlos Bibliothekare erschoss und keinen Unterschied zwischen Spinnen und Bonbons sah, war es jedoch wohl am klügsten, seine Aufrichtigkeit nicht in Zweifel zu ziehen.
    »Sobald wir keine Geiseln mehr brauchen, kannst du sie gerne umlegen«, versprach der Irre. »Da hab ich kein Problem mit.«
    »Scheiße, du kannst sie beide umlegen«, sagte Zinker. »Mir ist das schnuppe.«
    »Danke«, sagte Knitter. »Nett von euch.«
    »Schon okay«, sagte Zinker.
    Der Irre führte uns zu einem anderen Paar Holzstühle. Obwohl er nun Unterstützung hatte, befestigte er unsere Handschellen an der Lehne wie vorher.
    Die beiden Neuankömmlinge fingen an, den Handkarren abzuladen. Die Fracht bestand aus mindestens hundert ziegelsteinähnlichen Packungen mit einer grauen Substanz, die in fettiges, durchsichtiges Papier gehüllt war.
    Ich war zwar kein Sprengstoffexperte, ja noch nicht einmal ein Sprengstoffamateur, aber trotzdem nahm ich an, dass dies das Zeug sein musste, von dem der Irre gesprochen hatte.

    Zinker und Knitter entsprachen demselben Körpertyp; sie waren stämmig, aber flink auf den Beinen. Sie erinnerten mich an die Panzerknacker.
    In den Donald-Duck-Heften, die ich als Kind verschlungen habe, tritt bekanntlich eine Bande krimineller Brüder auf, die ständig böse Pläne schmiedet. Es geht dabei immer um den riesigen Geldspeicher von Onkel Dagobert, in dem dieser in seinem Zaster planscht wie im Ozean oder die gewaltigen Mengen an Goldmünzen mit dem Bulldozer zusammenschiebt. Die Panzerknacker haben ein plattes Gesicht, runde Schultern und eine breite Brust; sie sehen aus wie Hunde, die aufrecht stehen und Hände statt Pfoten haben, und sie tragen gestreifte Gefängnis-T-Shirts mit Registriernummer.
    Zinker und Knitter verzichteten zwar darauf, ihr Schurkentum durch ihre Kleidung zur Schau zu stellen, ansonsten hätten sie jedoch problemlos als Körperdoubles für ihre Comic-Vettern dienen können. Allerdings waren die Panzerknacker weniger hässlich als Zinker und jagten einem wesentlich weniger Angst ein als dieser Knitter.
    Die beiden Spießgesellen arbeiteten rasch und unermüdlich. Offenbar freuten sie sich daran, mit einer nützlichen kriminellen Aktivität beschäftigt zu sein.
    Während seine Komplizen den Plastiksprengstoff an verschiedenen Punkten im Keller verteilten – nicht nur in dem Raum, in dem wir uns befanden, sondern auch in den Nebenräumen –, kauerte der Irre wieder am Studiertisch. Sorgfältig stimmte er die Uhren von über einem Dutzend Zeitzündern aufeinander ab.
    Vornübergebeugt saß er an seiner Arbeit, und man sah, dass er äußerst konzentriert war. Seine Zungenspitze ragte zwischen den zusammengepressten Lippen hervor. Immer wieder fiel ihm sein dunkles Haar in die Augen, sodass er es aus der Stirn streichen musste.

    Wenn ich die Augen zusammenkniff und die Szene ein klein wenig verschwimmen ließ, sah er wie ein zwölfjähriger Bastler aus, der das Plastikmodell eines Kampfjets

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