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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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sich irgendwo unter der Erde befunden haben, denn das Rumpeln der gedämpften Detonation schien sich seitlich auf die Wände des Kellers zu übertragen.
    Sofort ging das elektrische Licht aus. Am anderen Ende des Raums brannten die Gaslaternen, Lorrie und ich hingegen saßen in der Finsternis.

16
    Auf dem geräumigen Absatz am oberen Ende der Treppe standen Zinker und Knitter mit Schweißermasken, feuerfesten Ganzkörperschurzen und ausgestellten Asbesthandschuhen. Zinker war damit beschäftigt, mit dem Schweißbrenner den äußeren Rand der Stahltür zu bearbeiten.
    Lächelnd und kopfschüttelnd sank Punchinello vor mir und Lorrie auf ein Knie. »Du bist wirklich Jimmy Tock?«
    »James«, korrigierte ich.
    »Der Sohn von Rudy Tock.«
    »Das stimmt.«
    »Mein Vater sagt, Rudy Tock hätte ihm das Leben gerettet.«
    »Wenn mein Dad das hört, wird er sich wahrscheinlich wundern«, sagte ich.
    »Nun ja, Rudy Tock ist nicht nur ein mutiger, sondern auch ein bescheidener Mann«, erklärte Punchinello. »Aber als diese falsche Krankenschwester sich mit einem vergifteten Dolch in der Faust von hinten an den großen Konrad Beezo, meinen Vater, herangeschlichen hat, wäre der erledigt gewesen, wenn dein Dad sie nicht erschossen hätte.«
    Entgeistert saß ich da, während Lorrie sagte: »Das hast du mir gar nicht erzählt.«
    »Das hast du ihr nicht erzählt?« Punchinello wirkte etwas enttäuscht.
    »Er ist halt genauso bescheiden wie sein Vater«, stellte Lorrie fest.

    Der Geruch von heißem Stahl und geschmolzener Schweißmasse verbreitete sich im Raum.
    »Wie war das mit der falschen Krankenschwester?«, fragte Lorrie.
    Punchinello hockte sich im Schneidersitz vor uns hin. »Die hatte man ins Krankenhaus geschickt, um den großen Konrad Beezo, meine Mutter und mich zu ermorden«, erklärte er.
    »Und wer hat sie geschickt?«
    Trotz der Dunkelheit sah ich, wie fiebriger Hass in Punchinellos bemerkenswerten Augen aufflammte, während er mit zusammengebissenen Zähnen antwortete: »Virgilio Vivacemente. «
    Weil er die Worte so herauspresste und außerdem mit mehr Zischlauten versah, als sie tatsächlich enthielten, hörte ich nur eine wohlklingende Reihe bedeutungsloser Silben.
    Offenbar konnte Lorrie nicht mehr damit anfangen als ich, denn sie sagte: »Gesundheit!«
    »Einer von diesen verhassten Akrobaten«, sagte Punchinello mit beißender Schärfe, »den weltbekannten Flying Vivacementes. Trapezkünstler, Seiltänzer, überbezahlte Primadonnen. Der arroganteste, aufgeblasenste, eingebildetste und überschätzteste von allen ist Virgilio, der Patriarch, der Vater meiner Mutter. Virgilio Vivacemente, dieses miese Schwein!«
    »Na, na«, sagte Lorrie, »es ist nicht nett, so über den eigenen Großvater zu sprechen.«
    Diese Ermahnung brachte Punchinello noch mehr in Rage: »Ich bestreite sein Recht, mein Großvater zu sein, ich weise ihn zurück, sage mich von ihm los! Ich verstoße diesen alten, arroganten Scheißkerl!«
    »Das klingt aber schrecklich endgültig«, sagte Lorrie. »Ich persönlich würde meinen Großeltern immer noch eine letzte Chance geben.«

    Punchinello beugte sich zu ihr. Offenbar war es ihm ein echtes Anliegen, ihr die Umstände zu erklären. »Als meine Mutter meinen Vater geheiratet hat, war ihre Familie absolut schockiert. Sie haben regelrecht getobt, weil eine von den Flying Vivacementes ausgerechnet einen Clown heiraten wollte! Aus ihrer Sicht sind Trapezkünstler nicht nur der Adel des Zirkus, sondern Halbgötter, Clowns hingegen bloß eine niedere Lebensform, der Abschaum in der Manege.«
    »Wenn Clowns weniger zornig wären«, meinte Lorrie, »dann würden die anderen Zirkusleute sie vielleicht mehr mögen.«
    Das hörte Punchinello scheinbar gar nicht, weil er an nichts anderes dachte, als der Familie seiner Mutter den Prozess zu machen.
    »Als meine Mutter den großen Konrad Beezo geheiratet hat, haben die Trapezkünstler ihr erst die kalte Schulter gezeigt, sie dann verspottet und schließlich verstoßen und enterbt. Weil sie aus Liebe einen Mann gewählt hat, den diese Leute für minderwertig hielten, war sie nicht mehr ihre Tochter, sie war bloß noch Dreck für sie!«
    »Moment«, sagte Lorrie, »damit ich das richtig verstehe. Sie gehörten also alle zum selben Zirkus, und deine Mutter hauste mit deinem Vater am Clown-Ende des Lagers, während die Vivacementes im Nobelviertel residierten. Sie reisten zusammen, aber entzweit, durchs Land. Die herrschende Spannung muss ziemlich

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