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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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meine gefesselte Hand und damit auch ihre, um sie daran zu erinnern, dass jede schlecht gezielte Salve, die sie sich einfing, wahrscheinlich auch mich erledigen würde.
    Knitters drahtiger Haarschopf schien sich noch weiter aufzustellen, bis er weniger an Art Garfunkel erinnerte als an die Braut von Frankenstein.
    »Was wir hier vorhaben, ist ein politisches Statement «, stellte er nachdrücklich fest.
    Zinker, der sich im Gegensatz zu seinen Komplizen bisher eher phlegmatisch verhalten hatte, gesellte sich nun zu ihnen.
Das ganze Gerede von Vergeltung und Politik hatte ihn offenbar so verärgert, dass seine buschigen Augenbrauen zuckten, als hätte man sie unter Strom gesetzt.
    »Cash«, sagte er. »Für mich geht’s nur um Cash. Ich bin hier, um mir das Geld zu schnappen und abzuhauen. Wenn es nicht um eine Bank ginge, hätte ich nicht mitgemacht; der Rest ist mir schnuppe, und wenn ihr jetzt nicht endlich das Maul haltet und euch an die Arbeit macht – dann bin ich weg, und ihr könnt euren Dreck alleine machen.«
    Offenbar verfügte Zinker über Fertigkeiten, die für die Unternehmung unabdingbar waren, denn seine Drohung brachte seine Komplizen tatsächlich zum Schweigen.
    Ihr Zorn hingegen ließ nicht nach. Sie sahen aus wie frustrierte Kampfhunde, die man an einem Würgehalsband zurückhielt. Ihre Gesichter waren dunkel von unverbrauchter Wut, und in ihren Augen glomm eine wilde Leidenschaft, die nicht abkühlen würde, bis man ihnen erlaubt hatte zuzubeißen.
    Ich hätte gern ein paar Süßigkeiten dabeigehabt, um sie damit zu füttern, zum Beispiel deutschen Lebkuchen oder knuspriges Shortbread aus Schottland. Oder auch Törtchen mit Schokolade und Pekannüssen. Der Dichter William Congreve hat zwar geschrieben: »Musik hat einen Zauber, der die wilde Brust besänftigt«, aber ich vermute, gute Muffins sind noch wirkungsvoller.
    Zinker merkte wohl, dass die Unterwerfung unter seine Drohung noch keine Bereitschaft zum Teamwork bedeutete, denn er warf jedem seiner Komplizen einen zur jeweiligen Manie passenden Knochen hin: »Die Uhr tickt, und wir haben noch eine Menge zu tun«, sagte er zu Knitter. »Mehr will ich gar nicht sagen. Und wenn wir einfach unsere Arbeit tun, wird auch dein politisches Statement laut und deutlich vernehmbar sein.«
    Knicker biss sich auf die Unterlippe, wie es unser junger Präsident gern tut. Widerstrebend nickte er.

    Zu dem grünäugigen Irren sagte Zinker: »Du hast dieses Ding ausbaldowert, weil du Gerechtigkeit für den Tod deiner Mutter willst. Machen wir uns also an die Arbeit und sorgen wir für Gerechtigkeit! «
    Die Augen des Bibliothekarsmörders verschleierten sich, wie sie es getan hatten, als ich mit meiner Bemerkung, meine Mutter habe mir früher die Socken gebügelt, seinen Gefühlsnerv getroffen hatte.
    »Ich hab die Ausgaben der Zeitung gefunden, in denen darüber berichtet wurde«, sagte er zu Zinker.
    »Muss hart gewesen sein, das zu lesen«, bemerkte Zinker voller Mitgefühl.
    »Ich hab mich gefühlt, als würde mir das Herz aus dem Leib gerissen. Ich konnte mich kaum zwingen, zu Ende zu lesen.« Die Stimme des Irren klang belegt vor lauter Emotion. »Aber dann bin ich total zornig geworden.«
    »Verständlich«, sagte Zinker. »Schließlich hat jeder von uns nur eine Mutter.«
    »Es war nicht bloß, weil sie ermordet wurde. Es waren die Lügen, Zinker. Fast alles in dieser Zeitung war eine Lüge! «
    Achselzuckend warf Zinker einen Blick auf seine Armbanduhr. »Tja, was kann man von Zeitungen auch anderes erwarten? «
    »Die kriechen bloß den Kapitalisten in den Hintern«, kommentierte Knitter.
    »Da stand doch tatsächlich, meine Mutter sei bei der Geburt gestorben, und Dad habe den Arzt in blinder Wut erschossen. Als ob das irgendeinen Sinn ergeben würde!«
    Der namenlose Irre war etwa so alt wie ich. Auf den Tag genau? Auf die Stunde? Fast auf die Minute? Wenn er sein hübsches Äußeres und die grünen Augen von seiner Mutter geerbt hatte …

    Erstaunt und ohne nachzudenken, sagte ich: »Punchinello?«
    Zinker runzelte die Stirn. Seine schrubberähnlichen Augenbrauen warfen argwöhnische Schatten über seine Augen.
    Knitter schob die rechte Hand in seine Windjacke und berührte den Knauf seiner im Halfter steckenden Pistole.
    Verblüfft darüber, dass ich seinen Namen kannte, trat der Zeitungszerstörer einen Schritt zurück.
    »Punchinello Beezo?«, präzisierte ich.

15
    Die drei Clowns deponierten den letzten Rest Sprengstoff und versahen die

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