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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Ladungen mit aufeinander abgestimmten Zeitzündern.
    Clowns waren sie tatsächlich, auch wenn sie nicht kostümiert waren. Zinker, Knitter: Künstlernamen, die auch dann perfekt gepasst hätten, wenn die beiden in übergroßen Schuhen, ausgebeulten Hosen mit Pünktchenmuster und leuchtend orangefarbenen Perücken herumgetollt wären. Ob Punchinello im Zirkuszelt seinen eigenen Namen benutzte oder zum Beispiel als Schnörkel oder Schlappi bekannt war, erfuhren wir allerdings nicht.
    In der Manege und hier draußen in der Welt der Banausen hätte auch der Name Rappelkopf recht gut gepasst.
    Lorrie und ich saßen auf dem Steinfußboden und lehnten uns mit dem Rücken an eine Reihe grüner Aktenschränke, die mit den historischen Dokumenten der ersten hundert Jahre der Bank gefüllt waren. Nach den Vorbereitungen zu urteilen, die man rund um uns traf, würde das Gebäude achtundsiebzig Jahre vor seinem zweihundertsten Geburtstag in sich zusammenstürzen.
    Ich hatte äußerst schlechte Laune.
    Von Entsetzen, das den Willen überwältigt und gelähmt hätte, war ich zwar noch nicht befallen, doch was mich plagte, war deutlich schlimmer als bloß eine böse Vorahnung.
    Verknüpft mit meiner Beklemmung war das Gefühl, das Schicksal sei nicht fair mit mir umgesprungen. Eine Familie von netten, gutherzigen Bäckern hätte einfach nicht mit zwei Generationen
von Beezos geschlagen sein dürfen. Das war ja so, als hätte Churchill den Zweiten Weltkrieg gewonnen, und eine Woche später wäre nebenan die Schwester Hitlers eingezogen, begleitet von nicht weniger als sechsundzwanzig Katzen.
    Na schön, das ist keine besonders brillante Analogie und möglicherweise nicht einmal eine, die irgendeinen Sinn ergibt, aber es drückt aus, wie ich mich fühlte. Hereingelegt. Grausam betrogen. Wie ein unschuldiger Prügelknabe für ein verrückt gewordenes Universum.
    Neben diesem ausgeprägten Gefühl der Ungerechtigkeit wurde ich von einer formlosen Entschlossenheit gequält. Formlos, weil Entschlossenheit bedeutet, Grenzen zu setzen, innerhalb derer man handeln muss, aber ich wusste nicht, wie diese Grenzen aussehen sollten, wusste nicht, was ich tun sollte, wann und wie.
    Am liebsten hätte ich den Kopf in den Nacken gelegt und einen frustrierten Schrei ausgestoßen. Das Einzige, was mich davon abhielt, war die absurde Vorstellung, Zinker, Knitter und Punchinello würden wie wild in diesen Schrei einstimmen, alte Autohupen betätigen, mit Trillerpfeifen blasen und Gummibälle drücken, die ein furzendes Geräusch von sich gaben.
    Bis zu diesem Augenblick hatte ich noch nie an Harlekinophobie, der Angst vor Clowns, gelitten. Zwar hatte ich oft genug die Geschichte der Nacht gehört, in der ich geboren wurde, und wusste bestens Bescheid über den mordlüsternen, kettenrauchenden Konrad Beezo, aber nie hatten seine Verbrechen in mir seltsame Gefühle bezüglich aller Clowns geweckt.
    Nun hatte der geisteskranke Sohn in weniger als zwei Stunden zustande gebracht, was dem Vater nicht gelungen war. Während ich ihn und seine zwei untergebenen Hanswurste bei der Arbeit an ihrem Sprengstoff beobachtete, kamen sie mir auf besonders verstörende Weise fremdartig vor. Sie erinnerten mich
an die Außerirdischen in dem Film Die Körperfresser kommen, die so aussehen wie Menschen, aber ein Ziel haben, ein so düsteres und seltsames Ziel, dass es jenseits des menschlichen Begriffsvermögens liegt.
    Wie schon gesagt, ich hatte äußerst schlechte Laune.
    Das ausgesprochen empfindliche Humor-Erkennungs-Gen der Familie Tock funktionierte allerdings immer noch. Deshalb war mir bewusst, wie aberwitzig meine Lage war, auch wenn ich sie überhaupt nicht lustig fand.
    Wahnsinn an sich ist nicht böse, aber alles, was böse ist, ist wahnsinnig. Das Böse selbst ist nie komisch, Wahnsinn hingegen kann es gelegentlich sein. Allerdings müssen wir auch über die Irrationalität des Bösen lachen, denn dadurch verhindern wir, dass das Böse Macht über uns gewinnt, wir verringern seinen Einfluss in der Welt und schwächen die Anziehungskraft, die es auf manche Menschen hat.
    Damals, im untersten Keller der Bank, gelang es mir nicht, irgendetwas Negatives in mir abzuschwächen und zu verringern. Ich fühlte mich vom Schicksal gekränkt, war einfach zornig, und selbst Lorrie Lynn Hicks in all ihrer Pracht konnte meine Stimmung nicht heben.
    Sie hatte eine Menge Fragen, wie ihr euch vorstellen könnt. Normalerweise machte es mir Freude, die Geschichte meiner

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