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Trauma

Trauma

Titel: Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Geschichte«, sagte ich, denn ich befürchtete, als Handlanger von Virgilio zu gelten, wenn ich auch nur auf eine der zahlreichen Absurditäten in dieser hirnrissigen Version jener lange vergangenen Nacht aufmerksam machte.
    »Aber Virgilio Vivacemente, diese Ausgeburt einer Hexentoilette …«
    »Ah, das gefällt mir!«, warf Lorrie ein.
    »… diese animierte Hundekotze hat gewusst, wie korrupt diese Stadt war, wie leicht er die Wahrheit verbergen konnte. Er hat die Polizei bestochen und die Reporter der Lokalzeitung. Die offizielle Geschichte ist das ungeheuerliche Lügengespinst, das in den Seiten der Gazette aufgetischt wurde.«
    »Wenn man die Wahrheit kennt, ist es natürlich ein sehr durchsichtiges Lügengespinst«, sagte ich. Es gelang mir tatsächlich, teilnahmsvoll zu klingen.
    Punchinello nickte heftig. »Rudy Tock muss unheimlich frustriert gewesen sein, weil man ihn so viele Jahre zum Schweigen gezwungen hat.«
    »Dad hat kein Geld von Virgilio genommen«, versicherte ich ihm hastig, um zu verhindern, dass er später einen Umweg machte, um meine Eltern und meine Großmutter umzulegen. »Keinen Penny.«

    »Natürlich nicht!«, sagte Punchinello und entschuldigte sich überschwänglich, weil ich seinen Worten eine solche Anschuldigung entnommen hatte. »Konrad Beezo, mein Vater, hat mir eingeschärft, was für ein tapferer, integrer Mann Rudy Tock ist. Man muss ihn auf ganz brutale Weise zum Schweigen gebracht haben, das ist mir schon klar.«
    Inzwischen wusste ich über Punchinellos psychische Verfassung gut genug Bescheid, um vermuten zu können, dass sich aus seiner Sicht nur wilde Übertreibungen und bombastische Lügen wahr anhörten. »Jahrelang hat man meinen Dad einmal pro Woche verprügelt«, sagte ich.
    »Was für eine böse Stadt!«
    »Das allein hätte ihn aber noch nicht zum Schweigen gebracht«, fuhr ich fort. »Deshalb hat man ihm gedroht, meine Oma umzubringen, falls er den Mund aufmacht.«
    »Die hat man übrigens auch geprügelt«, mischte sich Lorrie ein.
    Ob das hilfreich oder schalkhaft gemeint war, blieb mir verborgen.
    »Aber nur ein einziges Mal«, relativierte ich.
    Lorrie brachte einen glaubhaft empörten Tonfall zustande. »Dabei hat man ihr immerhin die Zähne ausgeschlagen«, sagte sie.
    »Nur zwei Zähne«, korrigierte ich hastig, weil ich befürchtete, wir könnten den Schwindel übertreiben.
    »Man hat ihr das Ohr weggerissen.«
    »Nicht ihr Ohr«, sagte ich rasch, »ihren Hut.«
    »Ich dachte, es wäre ihr Ohr gewesen«, sagte Lorrie.
    »Es war ihr Hut «, wiederholte ich in einem Tonfall, der besagte: genug ist genug. »Man hat ihr den Hut vom Kopf gerissen und ist darauf herumgetrampelt.«
    Punchinello Beezo vergrub das Gesicht in den Händen. »Einer
alten Dame den Hut vom Kopf zu reißen«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Den Hut. Wir haben alle unter den Händen dieser Ungeheuers gelitten.«
    Bevor Lorrie behaupten konnte, Virgilios Schergen hätten meiner Oma die Daumen abgeschnitten, fragte ich leutselig: »Wo ist eigentlich dein Vater in diesen zwanzig Jahren gewesen?«
    Punchinello ließ seine Maske aus Fingern sinken. »Auf der Flucht«, sagte er. »Er war immer unterwegs, zwei Schritte vor der Polizei, aber kaum einen Schritt vor Virgilios Privatdetektiven. Er hat mich an einem Dutzend verschiedener Orte aufgezogen; er war gezwungen, eine große Karriere aufzugeben. Der große Konrad Beezo … er musste sich als Clown bei kleinen Kabaretts verdingen und erniedrigende Aufträge annehmen. Bei Kindergeburtstagen ist er aufgetreten und an Autowaschanlagen, auf dem Rummelplatz hat er sich in den Bottich tunken lassen. Dabei hat er immer falsche Namen angenommen – Cheeso, Giggles, Clappo, Porno.«
    »Porno?«, wiederholte Lorrie.
    Errötend sagte Punchinello: »Eine Weile hat er als Clown und Conférencier in einem Striplokal gearbeitet. Es war so erniedrigend. Die Männer, die in solche Clubs gehen, wussten sein Genie nicht zu würdigen. Sie haben sich bloß für Titten und Ärsche interessiert.«
    »Spießer«, sagte ich voller Mitgefühl.
    »Er war voll Gram und Verzweiflung, immerzu kochend vor Zorn, voller Furcht, dass ihn jederzeit ein Handlanger der Vivacementes aufspüren könnte, und doch war er ein so guter Vater, wie er es unter diesen Umständen sein konnte. Obwohl Konrad Beezo jede Fähigkeit zu lieben verloren hatte, als man ihm meine Mutter genommen hat.«
    »Hollywood könnte einen tollen Schmachtfetzen aus dieser Geschichte machen«, sagte

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